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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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der Junge. »Ich bin sieben Wochen älter als du.«
    Teresa zuckte mit den Schultern. Jungen mussten immer angeben. Das Anordnen der Blätter, das bis eben noch ihre Gedanken beherrscht hatte, kam ihr plötzlich kindisch vor. Sie kratzte das Laub zu einem Haufen zusammen, konnte aber nicht verschwinden, solange der Junge vor dem Eingang stand. Der Junge schaute sich um und sagte in einem eher düsteren Tonfall: »Ich wohne jetzt hier.«
    »Wo?«
    Der Junge deutete mit einem Nicken auf das Haus, das auf der anderen Seite des Waldstreifens lag. »Da. Wir sind gestern eingezogen. Ich glaube, das hier gehört zu unserem Grundstück. Aber du darfst gerne hier sein, wenn du willst.«
    »Das hast du ja wohl nicht zu bestimmen.«
    Der Junge schaute zu Boden, holte tief Luft und ließ sie mit einem langen Seufzen wieder entweichen. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Das habe ich nicht zu bestimmen.«
    Teresa konnte sich keinen Reim auf diesen Jungen machen. Erst kam er ganz großmäulig daher, und jetzt sah er aus wie ein geschlagener Hund. »Wie heißt du?«, fragte sie.
    »Johannes.«
    Teresa fand, dass der Name ungefährlich klang. Nicht so wie Micke oder Kenny. Sie erhob sich, und Johannes ging zur Seite, damit sie herauskommen konnte. Sie standen einander gegenüber. Johannes scharrte mit der Fußspitze im Laub herum. Er trug ein Paar Turnschuhe, die fast neu aussahen. Teresa sagte: »Willst du nicht fragen, wie ich heiße?«
    »Wie heißt du?«
    »Teresa. Ich wohne auch hier. Da drüben.« Sie zeigte auf ihr Haus. Johannes schaute zum Haus hinüber und fuhr dann fort, mit der Fußspitze im Laub zu scharren. Teresa wollte nach Hause gehen, aber auf eine seltsame Art überkam sie das Gefühl, dass sie sich um Johannes kümmern sollte. Dieses Hemd, das so unbequem aussah. Sie fragte: »Wollen wir etwas machen?«
    Johannes nickte, machte aber keinen Vorschlag, sodass Teresa fortfuhr: »Und was sollen wir machen? Was machst du denn so?«
    Johannes zuckte mit den Schultern. »Ich mache eigentlich nicht so viel.«
    »Magst du Spiele?«
    »Ja.«
    »Kannst du Halma?«
    »Ja. Sogar sehr gut.«
    »Was heißt sehr gut?«
    »Dass ich fast immer gewinne.«
    »Ich gewinne auch fast immer. Wenn ich gegen Papa spiele.«
    »Ich gewinne immer gegen Mama.«
    Teresa ging ins Haus, um das Spielbrett zu holen. Als sie wieder nach draußen kam, war Johannes in die Höhle gekrochen und wartete dort auf sie. Es gefiel ihr nicht, dass er dort saß. Es war ihr Platz. Aber sie erinnerte sich, dass ihr Vater betont hatte, dass diese Steine eigentlich auf dem Grundstück des Nachbarn lagen, genau so, wie Johannes es gesagt hatte. Also konnte sie ihn wohl schlecht verscheuchen. Höchstens ein bisschen.
    »Das ist mein Platz«, sagte Teresa.
    »Wo soll ich dann sitzen?«
    Teresa deutete auf die Rückwand der Höhle. »Da.«
    Als Johannes aufstand, sah Teresa, dass er auf ihrem Laubhaufen gesessen hatte. Jetzt sammelte er das Laub in seinen Armen, trug es zu seinem zugewiesenen Platz hinüber, schob es zusammen und drückte es platt, bevor er sich darauf niederließ. Teresa ärgerte sich immer noch über ihn, weil er ihre Höhle besetzt hatte, und um ihn aufzuziehen, sagte sie: »Hast du Angst, dir die Hosen schmutzig zu machen?«
    »Ja.«
    Die ehrliche Antwort nahm ihr den Wind aus den Segeln, und ihr fiel nichts mehr ein, was sie noch hätte sagen können. Also stellte sie das Spielbrett auf die Erde und setzte sich ihm gegenüber auf den Boden. Wortlos stellten sie die Plastikfiguren auf ihre Plätze. Dann sagte Johannes: »Du darfst anfangen, weil du die Kleinste bist.«
    Teresas Ohren liefen rot an, und sie fauchte: »Du darfst anfangen, weil es mein Spiel ist.«
    Johannes schüttelte den Kopf. »Du darfst anfangen, weil du ein Mädchen bist.«
    Jetzt standen Teresas Ohren förmlich in Flammen, und sie war kurz davor, aufzustehen und wegzugehen. Aber dann hätte sie das Spiel zurücklassen müssen. Also sagte sie stattdessen: »Du darfst anfangen, weil du der Dümmere bist.«
    Johannes starrte sie mit offenem Mund an. Dann tat er etwas Unerwartetes. Er begann zu kichern. Teresa glotzte ihn an. Johannes kicherte eine Weile, dann wurde er ganz ernst und bewegte seinen ersten Stein. Man konnte nicht schlau aus ihm werden.
    Johannes gewann das erste Spiel, und Teresa war damit einverstanden, dass sie jetzt anfangen durfte, nachdem er das letzte Mal angefangen hatte, weil er der Dümmere war. Sie verlor erneut. Johannes spielte seltsam, als ob er

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