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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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keine Nachfrage mehr nach seiner Vaterrolle bestand. Teresa konnte nicht genau sagen, wann es passiert war, aber irgendwann hatte sie aufgehört, sich mit ihrem Vater über wirklich wichtige Dinge zu unterhalten.
    Und trotzdem. Nachdem sie eine Weile so dagesessen und erfahren hatten, dass Elefanten ihre Gefühle auf eine den Menschen sehr ähnliche Weise ausdrücken können und etwa zweihundert Liter Wasser am Tag trinken, stellte sich eine stille Zweisamkeit ein. Teresa kaute auf ihren Zimtschnecken und trank ihren Kakao. Es fühlte sich gut an.
    Sie wandte sich ihrem Vater zu, um trotz allem ein Gespräch in Gang zu bringen, indem sie fragte, wie es ihm denn gehe. Aber Göran war eingeschlafen. Er lag mit halb geöffnetem Mund da und atmete gurgelnd. Als sich ein Tropfen Sabber im Mundwinkel zeigte, drehte Teresa den Kopf weg und konzentrierte sich wieder auf die Elefanten.
    Das Programm beschäftigte sich mittlerweile damit, dass Elefanten in großen Teilen Asiens als Henker und Hinrichtungsmaschinen benutzt worden waren. Köpfe zermatschen, mit dem Rüssel Knochen brechen. Menschliche Gefühle. Alles klar.
    12
    Im Februar stand ein »Zu verkaufen«-Schild am Straßenrand, und es zeigte auf Johannes’ Haus. Teresa hatte sich in der letzten Zeit nicht besonders oft mit Johannes getroffen, und das Schild war eine Überraschung für sie. Sie war nicht mehr bei Johannes zu Hause gewesen, seitdem sein Vater ausgezogen war, aber nachdem sie das Schild gesehen hatte, ging sie hinüber und klingelte.
    Johannes öffnete ihr die Tür. Als er sie sah, begann er zu strahlen und umarmte sie kurz. »Teresa! Hallo! Komm rein!«
    Sie musste nur einen Fuß in den Flur setzen, um zu merken, wie sehr sich die Atmosphäre in dem Haus verändert hatte. Wo vorher Stiefel und Schuhe in Reih und Glied auf dem Schuhregal angetreten waren, lagen sie nun kunterbunt durcheinander. Als sie die Jacke auszog, spürte sie, dass es etliche Grad wärmer im Haus war als früher.
    Im Wohnzimmer lagen Johannes’ Spiele verstreut auf dem Couchtisch herum, und daneben lag eine halb gegessene Tüte Chips. Johannes warf sich aufs Sofa und streckte Teresa die Tüte entgegen, die sich ein paar Chips herausnahm und sich in den Sessel setzte.
    Johannes’ Blick fiel auf eines der Spiele, und er musste grinsen. »Wollen wir Tekken spielen? Einfach nur zum Spaß?«
    Teresa zuckte mit den Schultern, und Johannes arbeitete sich aus dem Sofa heraus, um das Spiel einzulegen. Erst jetzt, als Teresa Johannes in dem veränderten Milieu sah, fiel ihr auf, wie sehr er sich auch selbst verändert hatte. Seine Kleidung hing lose am Leib, seine Bewegungen waren nachlässig, und sein Lächeln hatte sich von einem Druck befreit, der ständig gesagt hatte, dass es nichts zum Lächeln gebe. Er lächelte einfach.
    »Wo ist deine Mutter?«, fragte sie.
    »Bei einem Spanischkurs, glaube ich. Oder beim Tanzen, ich weiß nicht.«
    Teresa versuchte es sich vorzustellen. Es war fast unmöglich. Aber so, als ob es eines endgültigen Beweises bedurft hätte, fiel ihr Blick auf den Handstaubsauger, den Johannes’ Mutter immer so fleißig benutzt hatte. Er war von einer dünnen Staubschicht überzogen.
    Johannes warf ihr eine Fernbedienung zu, und sie bewegte sich geübt durch die Menüs, bis sie sich Kuma, den Bären im roten T-Shirt, ausgesucht hatte. Johannes entschied sich zu ihrem Erstaunen für Lee Chaolan, der am ehesten einem männlichen Fotomodell mit Föhnfrisur ähnelte. Früher hatte er sich immer für Julia Chang entschieden, die Frau mit der unzerbrechlichen Brille.
    Als das Intro lief, drückte Teresa auf Pause.
    »Johannes«, sagte sie. »Zieht ihr weg?«
    Johannes wischte sich das Haar aus dem Gesicht, das er inzwischen wachsen ließ. »Ja. Papa hat sein Geld irgendwie auf die Seite geschafft, und jetzt will er das halbe Haus.«
    »Das halbe Haus?«
    »Mama muss ihm seine Hälfte abkaufen, wenn wir hier wohnen bleiben wollen, und das kann sie nicht.«
    »Wo werdet ihr dann wohnen?«
    »Weiß nicht. Mietwohnung vielleicht. In Österyd. Ich werde ja ohnehin ab der siebten dort zur Schule gehen, sodass … und was ist mit dir?«
    »Was soll mit mir sein?«
    »Auf welche Schule wirst du gehen?«
    »Österyd.«
    »Na super. Dann sehen wir uns ja dort. Vielleicht kommen wir in dieselbe Klasse.«
    »Ja …«
    Teresa wollte nicht in dieselbe Klasse gehen wie Johannes, und seine unbekümmerte Art brachte sie fast zum Weinen. Sie wünschte sich, irgendwohin weit weg fahren zu

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