Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
Weise geleert. Bei solchen Gelegenheiten füllten die Leute alle Behälter ab, die sie nur finden konnten, und transportierten die Beute in Flaschen und Töpfen in die Langhäuser, um später weiterzutrinken. Die Fässer standen aufrecht und waren geöffnet, und man konnte sein Trinkgefäß hineintauchen und sich bedienen. Später mussten sich die Zecher weit vorbeugen, um auch die letzten Reste aus den Fässern zu schöpfen. Der Ansturm, wenn jeder als Erster an den Wein heranwollte, war für gewöhnlich ein wenig erbauliches Schauspiel.
    Er pfiff dem Wolfsmann, der sich augenblicklich umdrehte und zu ihm kam. Vali spürte seinen Hass, der so stark brannte wie eh und je. Darüber war er froh – das erleichterte ihm sein Vorhaben.
    »Wir brechen heute Nacht auf. Dazu brauchen wir Mäntel. Beschaffe drei aus einem Langhaus«, sagte Vali. Die Leute hatten für den Auftritt des Skalden die besten Sachen angezogen. Die Alltagskleidung lag unbewacht in den Langhäusern herum.
    »Bei diesem Wetter brauche ich keinen Mantel.«
    »Du brauchst ihn als Verkleidung. Nun mach schon.«
    Geräuschlos entfernte sich der Wolfsmann und huschte mit fließenden Bewegungen von Schatten zu Schatten. Während Feileg unterwegs war, bereitete Vali sich innerlich auf die Tat vor. Das Schwert lehnte neben Bragis Waffe außen an der Königshalle. Es würde jedoch zu lange dauern, die Waffe zu ziehen. Vali besaß noch ein kurzes Messer, mit dem er Feileg erledigen konnte, während dieser den Mantel anzog. Dann würde er ihn zu einer Viehkoppel schleppen, die Kleider wechseln, die Siedlung verlassen und so bald wie möglich ein Boot stehlen. Nervös und unruhig kehrte er in die Halle zurück.
    Der Skalde hatte gerade mit einigen ausgesuchten Beschimpfungen für Heiterkeit gesorgt, und die Leute standen Schlange, um ihn zu übertrumpfen, was bisher aber noch niemandem gelungen war. Sie standen auf den Bänken, klatschten und johlten, prosteten ihm zu und verfluchten ihn, und alle waren stark angetrunken.
    Bragi, der – es war kaum zu glauben – seine Brünne trug, hielt sein Trinkhorn einem Sklavenmädchen hin, das versuchte, aus einem Krug einzuschenken. Er machte es ihr absichtlich schwer, indem er an ihrem Kleid zog, um einen Blick auf ihre Brüste zu erhaschen.
    »Komm raus«, sagte Vali. »Sofort.«
    Obwohl er nicht mehr ganz nüchtern war, erkannte der alte Krieger den Ernst in Valis Stimme und folgte ihm in die kühle Nacht hinaus. Vali führte ihn in die Schatten.
    »Wenn Feileg zurückkehrt, werde ich ihn töten«, erklärte er. »Es muss schnell und geräuschlos geschehen. Die beste Stelle ist hinter dem Stall da drüben. Da ist es dunkel, und wegen des Lärms in der Halle hört man sowieso nicht viel. Es ist nötig. Ich werde es dir erklären, sobald es getan ist.«
    Bragi zuckte nur mit den Achseln. »Der Gesetzlose hat ohnehin Glück gehabt, dass er so lange leben durfte, und es ist ja wahr. Wenn du es nicht tust, bist du tot. Ich bin bereit, was auch kommen mag.«
    »Gut.«
    In der Halle sang der Skalde.
    Der Händler Veles schickt uns hier fünf Fässer Wein,
Um unsren Durst zu stillen, sind sie viel zu klein.
So einen Geizhals hat die Welt noch nicht gesehn.
Zufrieden wären wir gewesen, wären’s zehn!
    Darauf gab es lautstarken Beifall, und einige Leute in der Halle stießen Jubelrufe aus.
    Feileg kehrte mit drei leichten dänischen Mänteln zurück.
    »Wir ziehen uns weiter zurück, dann erkläre ich euch den Plan«, versprach Vali.
    Sie näherten sich dem Stall. Das Messer im Gürtel kam Vali auf einmal sehr schwer vor. Er würde Feileg die Spange seines Mantels selbst schließen lassen. Der Wolfsmann war nicht daran gewöhnt, und während seine Hände beschäftigt waren, konnte Vali ihm einen Stich ins Herz versetzen. Er ließ den Messergriff los, um nicht vorzeitig seine Absichten zu verraten. In seinem Kopf erwachte die Rune, diese sich windende, geschmeidige, sich ewig verändernde Gestalt, doch er schob das Bild beiseite. Sie erreichten die abgewandte Seite des Gebäudes, und Vali trat als Erster in den Schatten und wartete begierig darauf, dass Feileg ihm folgte, damit er es endlich hinter sich bringen konnte. Doch Feileg blieb wie angewurzelt stehen und knurrte leise.
    »Was ist los?«, fragte Vali.
    »Da droht Gefahr«, sagte Feileg. Er bleckte die Zähne und schnüffelte.
    »Hier ist nichts Gefährliches. Komm her«, widersprach Vali. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und vor Nervosität wurde ihm fast

Weitere Kostenlose Bücher