Wolfskrieger: Roman (German Edition)
schnell. Er hob Vali an einem Arm und einem Bein hoch und schmetterte ihn auf den Boden.
Vali prallte schwer auf die Schulter, kam aber sofort wieder hoch. Bjarki griff abermals an.
Blitzschnell erfasste der Prinz die Situation. Der Berserker wollte ihn zu einem Feind verschleppen – ob Gabelbart oder Haarik spielte keine Rolle –, also war er ein wertvolles Handelsgut. Bjarki sprang ihn an, Vali rollte sich jedoch ab und rannte zum Heck des Schiffs, stellte den Fuß aufs Dollbord und drehte sich zum Berserker um.
»Ruf deine Männer zurück, sonst …«
Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Bjarki setzte ihm nach. Vali blieb nichts anderes übrig, als sich ins Wasser zu stürzen. Der Berserker fluchte, als er Vali um Haaresbreite verfehlte.
Die Kälte drang auf ihn ein und raubte ihm den Atem. Er schluckte Salzwasser, und die nackte Angst packte ihn. Die Zeit im Sumpf hatte Spuren hinterlassen, und nun hatte er schreckliche Angst vor dem Ertrinken. Er musste sich überwinden, ruhig zu bleiben und zu schwimmen, so gut es eben ging, statt im Wasser in Panik zu geraten. Leicht war es nicht. Nach der langen Gefangenschaft im Fass waren Arme und Beine verkrampft, doch die Angst vertrieb die Steifheit.
Wegen der Dünung befand sich das Boot manchmal zwei Mannshöhen über ihm, manchmal ebenso tief unter ihm. Es drehte bei und näherte sich. Als das Wasser ihn hob, konzentrierte er sich und erkannte, dass es eine kleine Snekke war – nicht so schlank und schnell wie ein Drachenboot, aber sie mochte durchaus zwanzig Ruderpaare und vielleicht sogar eine Ersatzmannschaft an Bord haben. Gegen so viele Gegner kam ein Kampf nicht infrage, doch Vali konnte verhandeln. Als jemand vom Schiff aus rief, fragte er sich allerdings, ob er überhaupt so weit kommen würde.
»Steig wieder ins Boot, du Ziegenhirn!« Bjarki warf ihm ein Seil zu. Es landete neben ihm im Wasser, doch er nahm es nicht, obwohl er sich unbedingt irgendwo festhalten wollte.
So laut er konnte, schrie er: »Erst wenn du mir schwörst, dass du uns nicht fesselst oder tötest.«
»Du bist nicht in der Position, einen Schwur zu verlangen!«
»Und ob«, rief Vali zurück. »Wenn ich ertrinke, bekommst du kein Lösegeld.«
»Dann ertrink doch!« Bjarki wollte ihm den Rücken kehren, doch Veles hielt den Barbaren auf. Ein paar Augenblicke lang verlor Vali die beiden aus den Augen, dann rief der Berserker herüber: »Ich schwöre es dir, wie du verlangt hast!«
»Außerdem wirst du jeden Mann töten, der versucht, mich oder meine Freunde zu fesseln, solange wir auf dem Schiff sind.«
Vali glaubte zu erkennen, dass Veles mit den Achseln zuckte.
»Du hast gelernt, wie man verhandelt, Prinz«, rief der Händler.
»Schwört es. Niemand wird gegen mich und meine Freunde die Hand erheben.«
»Auch das!«, rief Bjarki.
Die Kälte setzte ihm zu, er hatte Krämpfe und schaffte es nur unter großer Anstrengung, mit den halberfrorenen Händen das Seil zu packen. Dann zogen sie ihn ins Boot. Bragi saß noch blinzelnd dort, wo er gestürzt war, und rieb sich das Kinn. Feileg knurrte drei Speerträger an, die unschlüssig vor ihm standen.
Bjarki kam zu ihm und sagte leise und beinahe vertraulich: »Du hast mein Wort, Prinz, aber ihr wärt sowieso nicht gestorben. Der alte Knabe ist ein Teil der Abmachung, und ich habe die Absicht, den Wolfsmann aufzusparen, um ihn dort zu töten, wo die Leute mir dabei zusehen können.«
»Wohin fahren wir?«, fragte Vali.
»Zurück zu Gabelbart«, erklärte der Berserker. »Du bist der Preis für meine Freiheit – du und obendrein eine ordentliche Entschädigung.«
»Es war nicht ehrenhaft, sich auf so etwas einzulassen«, meinte Bragi.
»Ich bin dazu geboren, im Kampf zu sterben, aber nicht in einer Seilschlinge«, erwiderte Bjarki.
»Der König ist berechtigt, eine Entschädigung für alle Lösegelder zu verlangen, die er bezahlen muss«, erklärte Veles. »Und es wird ein ordentliches Lösegeld, weil du ein Gefangener von Hemming warst, dem König der Dänen.«
»Wir sind geflohen«, erwiderte Vali.
»Glaubst du das wirklich?«, widersprach Veles, »oder sagst du es nur der Spione wegen? Hemming kann dich auf diese Weise an Gabelbart verkaufen. Alle anderen glauben, du seist ganz allein da herausgekommen. Findest du nicht auch, dass dies eine ganz ausgefuchste Lösung ist?«
»Ich werde dich töten, Veles«, drohte Vali. »Darauf kannst du Gift nehmen.«
Der Händler zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, du
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