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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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dem behaglichen Lager überwältigt.
    Der Fremde sprach weiter. »Danach streben, der Beste zu sein, und sich auszeichnen, damit die Skalden dein Loblied singen – das wollen sie alle. Was aber wäre edler, als auf das zu spucken, was die Götter dir geschenkt haben, und deinem Schicksal zu trotzen?«
    »Ich habe es getan, damit sie keinen Augenblick der Freude mehr durch mich hatten.«
    »Sie werden nie wieder Freude empfinden. Willst du wissen, wie ihr Schicksal sein wird?«
    »Nur wenn es ein schlimmes ist.«
    »Ich habe es ihnen heimgezahlt«, erklärte der brennende schöne Gott. Inzwischen war Saitada sicher, dass dieser Mann kein Sterblicher sein konnte. »Du hättest das Gesicht des Schmieds sehen sollen, als ich aus dem Feuer zu ihm sprach und er sich vor Schreck den Schmelztiegel aufs Gemächt kippte. Was da von seinem Ding noch übrig ist, steckt er nirgends mehr rein, das kann ich dir versichern. Bist du dankbar?«
    »Das reicht nicht«, sagte Saitada.
    Er streckte die Hand aus, und sie sah den Schmied in seinem Bett schlafen. Er war ausgemergelt und bleich, doch irgendetwas versperrte ihr den Blick: Rauch. Das Strohdach brannte. Der Schmied wachte auf und wollte fliehen, doch seine Wunden erlaubten es nicht. Er geriet in Panik, als sich das Feuer ausbreitete.
    Saitada sah lächelnd zu.
    »Du hast Macht, meine Dame, du hast Macht«, sagte der Gott. »Die Elfen preisen deinen Ruhm, und die Zwerge der Erde verzweifeln, da sie wissen, dass sie trotz all ihrer Kunst nichts wirken können, das sich mit deiner unergründlichen Schönheit zu messen vermag.«
    »Ich will deinen Namen wissen, Herr.« Ein seltsames Gefühl ergriff von Saitada Besitz. So etwas hatte sie noch nie bei einem Mann empfunden: Liebe, die mehr war als nur eine Idee, etwas Gegenwärtiges und Starkes wie die Gefühle ihrer längst vergessenen Mutter für sie selbst, als sie noch ein kleines Kind gewesen war.
    »Mein Name?«, sagte der Wanderer. »Mein Name? Meine Dame, es ist genau wie bei dir selbst. Meine Pracht kann nicht von einem Namen allein eingefangen werden. Zuerst einmal musst du mich besser kennenlernen und sehen, mit wem ich es aufgenommen habe.«
    Auf einmal erfüllte der Geruch von Blut und Feuer die Lichtung. Ein Klirren und Hämmern wie in der Werkstadt des Schmieds war zu hören, nur tausendfach lauter. Metall auf Metall, Metall auf Holz. Saitada wusste es sofort – Schlachtenlärm war es. Am Rande der Lichtung erschien ein großer grauer Mann mit einem Bart und einem breitrandigen Hut. Er trug eine Augenklappe, vor seinen Füßen lagen zwei riesige hechelnde Wölfe, deren Zähne so lang waren wie Messerklingen. Saitada kannte den schrecklichen Gesichtsausdruck des Mannes. Es war der Blick von Männern beim Hahnenkampf, oder wenn sie zwei Hunde anfeuern, sich gegenseitig anzufallen. Der Blick, den die Freunde des Schmieds gehabt hatten, wenn sie sie niedergehalten hatten – Lust an der Gewalt, die Gier nach mehr.
    »Siehe Odin, den König der Götter in seiner ganzen Begierde«, sagte der Reisende. »Siehe, wie er wissen, verzehren und beherrschen will. Vater, lass ab davon!«
    Der alte Mann entgegnete nichts, stand nur wie erstarrt in seiner boshaften Freude da. Der Wanderer ging hinüber und tippte ihm auf die Nase, doch der Alte antwortete immer noch nicht.
    »Am liebsten würde er die ganze Welt verschlingen!«, erklärte der Wanderer. »Er will alle Weisheit und jedes Geheimnis in sich aufnehmen, bis ihm die ganze Schöpfung zu Gebote steht. Du musst wissen, er ist verrückt. Er hat zu tief vom Brunnen des Wissens geschöpft, und das Wasser ist mitten in seine brennende Gier gefahren und hat ihm das Gehirn zerkocht. Doch ungeachtet dessen will er immer noch alles in sich aufnehmen, immer mehr und immer mehr.«
    »Ich würde alles wieder vergessen«, sagte Saitada.
    »Aber natürlich. Das ist das einzig Vernünftige, was man tun kann. Nur das Nichtwissen verleiht der Welt ihre Schönheit. Wer will schon erfahren, warum die Sonne, die an einem Maimorgen den Tau glänzen lässt, das Herz entzückt? Nur ein Abartiger fragt danach. Hast du denn kein Herz, alter Odin? Willst du einem Mädchen die heimliche Sehnsucht nach einem prächtigen Kerl mit feuerroten Haaren entreißen und in der Gestalt von Karten und Runen auf einem Tisch wieder ausspeien? Willst du jede Herzensregung aufzeichnen? Nun, meine Dame, ich glaube, wir sollten diesem wissbegierigen Schnüffler, diesem Wühlschwein der Weisheit, einen Tritt in den

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