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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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Hand und steckte sie in einen Wasserlauf. Er trank und half Saitada, das Wasser zu finden.
    Sie rasteten eine Weile. Er gab der Mutter die Kinder, damit sie sie stillte. Ganz klein und zerbrechlich waren die beiden. Wie hatte diese junge Frau so kurz nach der Geburt diese beschwerliche Reise überstanden? Er bewunderte sie. Dann ging der Abstieg in die Dunkelheit weiter. Er schürfte sich die Hände am Stein auf, er stolperte. Der Junge half ihm, wenn sie über Geröll klettern oder sich durch eine enge Stelle quetschen mussten. Authun fühlte sich schrecklich ungeschützt. Ein Gefühl, das er verabscheute. Die Finsternis war ein Gegner, den er nicht bekämpfen konnte. Hier konnte ihn sogar ein Kind im Stich lassen, und er wäre zum Untergang verdammt. Weiter ging es, immer weiter hinab. Kalt war es zuerst, dann wurde es warm. Sie rasteten wieder und noch ein weiteres Mal. Waren sie schon einen ganzen Tag im Fels? Authun glaubte es beinahe. Hinab, hinab, immer hinab krochen sie durch blinde, kalte Gänge und beklemmend schmale Spalten. Der Stein zerkratzte ihm das Gesicht und die Hände, wenn er sich hindurchzwängte. Links und rechts mochte außerhalb seiner Reichweite genug Platz sein, um zu stehen. Er wusste es nicht. Immer tiefer ging es hinab, das Greinen der Kinder hallte in großen Felskammern oder war in engen Steinsärgen gedämpft.
    Wie lange schon? Zwei Tage? Das Atmen fiel ihm schwer, und er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Die Luft schmeckte krank und schal. Dann spürte Authun, wie vor ihm das Seil schlaff wurde und das Kind sich rasch entfernte. Er zog am anderen Ende, bis Saitada bei ihm war, und hielt sie mit einer Behutsamkeit fest, die ihm bislang völlig fremd gewesen war. Als er sprach, bebte seine Stimme.
    »Wir werden es überstehen. Lass nur das Seil nicht los.« Er tastete und erkannte, dass sie es sich um das Handgelenk geschlungen hatte. »Schlaf jetzt«, sagte er, obwohl er nicht damit rechnete, dass sie ihn verstand – doch sie verstand und fing nicht nur die Worte, sondern auch sein Mitgefühl und seine Umsicht auf. Sie setzte sich. Was sonst blieb zu tun? Authuns Haut war feucht und klebrig. Er schwitzte, gleich darauf schauderte er wieder. Vorsichtshalber tastete er rings um den Platz, auf dem er saß, den Boden ab, um sich zu vergewissern, dass er nicht einen Schritt neben einem schrecklichen Abgrund hockte. Er zog die junge Frau an sich und gab ihr die Kinder. In der schrecklichen Gefahr, in der sie schwebten, schienen sie ihm kostbarer denn je. Das Mädchen stillte die Kleinen, und Authun fummelte mit den Riemen der Schwertscheide herum, bis er sie gelöst hatte. Als die Mutter ihm die Kinder zurückgab, band er die Kinder am Gürtel fest und schob das Schwert unter die Stiefel, die er als Kopfkissen benutzte. Zum ersten Mal in seinem Leben war ihm in einem Moment der Gefahr etwas wichtiger als seine Waffe.
    Es schien Authun, als käme der Schlaf – doch was ist Schlafen und was ist Wachen in solcher Finsternis? Der Körper hat seinen eigenen Rhythmus von Hunger und Ausscheidung, doch wenn der Hunger nicht nachlässt und das Wasser knapp ist, hilft der Rhythmus nicht mehr, die Zeit zu messen. Die Frau hatte schließlich keine Milch mehr, und das Klagen der Kinder hielt eine lange Zeit an, ehe es endlich erstarb.
    »Wer?«
    Eine Stimme, nahe in der Finsternis. Ein Wort wie ein Ton, den jemand auf einer Flöte gespielt hatte.
    »Herrin?«
    »Wer?« Wieder die Frage, gleich dem Ruf einer Eule. Nahe und warm spürte er den stinkenden Atem.
    Authun stellte sich vor, wie neben ihm ein riesiger Vogel in der Dunkelheit hockte, der ihm gleich die Krallen in den Leib schlagen würde.
    »Ich bin Authun, König der Horda. Ich bringe Gold und Sklaven als Tribut zum Palast der Hexenkönigin.«
    »Wer?«
    Authun hatte ein Gefühl, als ob jemand über ihn hinwegstieg. Eine menschliche Gestalt, zierlich und leicht, und doch musste der König sich beherrschen, um nicht zum Schwert zu greifen. Nein, was immer dies auch war, sie waren ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
    »Wer?«
    Authun atmete schwer und fragte sich, ob die Walküren ihn hier unten finden würden, um ihn zum ewigen Fest nach Walhalla zu bringen. Oder musste er für immer in dieser klammen Dunkelheit liegen bleiben? Er tastete nach den Riemen. Sie waren locker, die Kinder waren fort.
    Als ihn plötzlich eine spuckende Flamme blendete, wandte er den Kopf ab. In dem kurzen Moment sah er eine winzige alte Frau in einem

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