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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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weißen Gewand, die sich über Saitada und die Kinder gebeugt hatte. Golden schimmernd im Licht, als brächen die Flammen aus ihr selbst hervor, stand die Hexenkönigin neben ihr, dieses böse Kind, bleich und schön, mit einem wahren Dickicht von goldenen Fäden, Rubinen, Smaragden, Diamanten und Saphiren gekrönt, als hätte sie einen kleinen Drachenschatz auf dem Kopf.
    Ihre kostbare Edelsteinkette gab einen Schein ab, der Authun bekannt vorkam. Dieses Licht hatte er gesehen, als er die fünf Städte gebrandschatzt hatte, und auch in dem brennenden Dorf, aus dem er die Kinder entführt hatte. Das Licht der Zerstörung. Es verschwand, und er konnte nichts mehr erkennen.
    Jemand gab Authun ein Kind, dann einen Gegenstand. Einen kleinen Lederschlauch, der sich anfühlte, als sei er halb mit einer Flüssigkeit gefüllt. Niemand sprach, doch er begriff, was es war – eine Medizin, die er seiner Frau geben musste, um die Täuschung zu vollenden.
    »Kommt die Mutter mit mir?«, fragte der König.
    »Wer?« Wieder das idiotische Plärren der Alten.
    Anscheinend hatte Authun geträumt, denn rings um ihn erschienen winzige Lichter und verblassten wieder. Für kurze Zeit tauchten auch die Gesichter der seltsamen Schwestern auf und verschwanden. Wo sie auch waren, alles war voller Gold – Waffen und Rüstungen, Becher und Teller, Armreifen und Kisten mit Münzen. Im Licht konnte der König sein Schwert entdecken. Als er es ergriff, musste er sich zusammennehmen, um die Anspannung abzuschütteln. Wenn er kämpfen wollte, dann musste er locker sein, denn ein Kämpfer, der das Schwert zu fest packte, wurde langsam.
    »Die Mutter?«
    »Wer?«
    Authun konnte es nicht länger ertragen. Er sehnte sich nach echtem Licht, wollte den Wind auf der Haut fühlen und den Regen schmecken. Dann wurde es wieder dunkel, er wusste nicht wie lange.
    An einem Flussufer kam er zu sich. Das Mondschwert fehlte, doch neben ihm lag ein Kleinkind. Er war schrecklich durstig, steckte den Kopf ins Wasser und trank wie ein Hund. Dann wandte er sich dem Kind zu. Es war schmutzig, schien aber völlig gesund. Wenigstens weinte es, was Authun als Zeichen von Gesundheit auffasste. Er blickte zur Trollwand, die weit entfernt und dennoch riesig aufragte. Während er das Kind wusch, dachte er an all den Kummer, in dem es bisher gelebt hatte, die Morde und die Täuschungen, die sie bis zu dieser Stelle gebracht hatten. Sogar an den Tod der Räuber dachte er. An die Waffenbrüder, die er am Flussufer zurückgelassen hatte. Varrin, von der Brünne hinuntergezogen und vom Meer verschlungen. Das arme Mädchen mit dem schrecklich entstellten Gesicht – was war aus ihr geworden? Sie hatte mindestens eines ihrer Kinder verloren. Und schlimmstenfalls? Im schlimmsten Fall irrte sie allein durch die grässliche Dunkelheit, bis sie verdurstete. An jedem anderen Tag seines Lebens hätte Authun all dies als Ausdruck des Schicksals betrachtet, als unangenehme Dornenbüsche, die er durchdringen musste, um den freien Weg dahinter zu finden. Nun dachte er an Saitada, deren Namen er nicht kannte. Authun der Erbarmungslose saß allein am Wasser und weinte.
    Dann hüllte er das Kind in seinen Mantel und machte sich auf den Weg zur Hütte, fünf Tagesmärsche in gemächlichem Schritt zu seiner angeblich schwangeren Frau. Er betrachtete das Kind. Es brauchte eine Amme, sonst würde es nicht lange leben. Nein, er musste viel schneller wandern. Egal. Nach der schalen Luft in der Höhle tat es gut, wieder ordentlich die Beine zu strecken. Bald danach bemerkte er am Ufer Hufspuren, vielleicht von zwei Reitern. Er hatte nur das Messer, doch wenn er einen Reiter töten konnte, würde er die Hütte möglicherweise schon in zwei Tagen erreichen. Vielleicht sogar schneller, wenn er ein zweites Pferd bekam. Noch mehr Menschen mussten sterben, ehe er sein Heimatland betrat.

Wolfsangel
    W äre Authun ein nachdenklicher Mann gewesen, dann hätte er sich vielleicht gefragt, warum die Hexen so großzügig gewesen waren, ihm den Sohn zu überlassen, nach dem er sich gesehnt hatte. Bei einem rivalisierenden König hätte ihn jeder unerwartete Großmut sofort misstrauisch gestimmt, während er das Entgegenkommen eines Gesandten, der ihn aufsuchte, als sein gutes Recht erwartet hätte. Die Hexen gehörten jedoch einem ganz anderen Reich an. Sie lebten in der Sphäre des Übernatürlichen und Unergründlichen und waren der Vorsehung oder den Nornen vergleichbar. Er hinterfragte ihr Geschenk so wenig,

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