Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
Vom Netzwerk:
jedoch ein Hindernis, an dem der Rhythmus brach. Wenn Feileg ihn betrachtete, dann schauderte er. Ohne die richtigen Worte dafür zu kennen, spürte er, dass der Reiter ein Stolperstein im Takt der Natur war.
    Der Wolfsmann witterte den Wind. Da war nichts zu erfahren, nur der Geruch der Pferde und des Regens, der hinter ihm von den dunklen Bergen her aufzog. Dann erkannte er, was ihm so eigenartig vorkam. Er interessierte sich nicht für die Pferde oder den Proviant. Er war neugierig auf den Mann selbst. Aus irgendeinem Grund wollte er ihn aus der Nähe betrachten. Dies war ein Teil der menschlichen Regungen, die in ihm verkümmert waren, und ihr Wiedererwachen erzeugte Verwirrung und ein wenig Elend. Er schob das alles zur Seite und konzentrierte sich auf den Hunger.
    Valis Gedanken wanderten. Er dachte an Adisla, die Gabelbart eingesperrt hatte, und an Disa, vor allem aber an die Rune. Ihr Bild und, höchst seltsam, ihr Klang, wie Vali ihn sich vorstellte, gingen ihm schon seit Tagen nicht mehr aus dem Sinn. Die Rune schien eine Musik mitzubringen, die in irgendeiner Form mit der Art und Weise zu tun hatte, wie die Menschen ihren Namen – Ansuz – aussprachen, doch das war noch nicht alles. Er erinnerte sich an die Stimme des Wesens, das durch Disa gesprochen hatte. Sie hatte geklungen wie das Rauschen und Prasseln der Brandung. So klang auch die Rune.
    Dann kehrten auf einen Schlag all die menschlichen Empfindungen zurück, die er auf dem langen Ritt verdrängt hatte. Er war schrecklich hungrig und durstig und so müde wie noch nie zuvor in seinem Leben. Diese Gefühle schienen wichtig zu sein, sie enthielten eine Botschaft. Außerdem war die Übelkeit verschwunden. Offenbar war er dort angekommen, wo er sein sollte. Also sah er sich mit müden Augen um, die ihm nur noch verschwommene Bilder zeigten, während ihm sein Verstand zurief, das Wichtigste, was er jetzt tun könne, sei zu schlafen.
    Vali tauchte das Gesicht in einen Bach und trank. Dann öffnete er den Rucksack und nahm ein paar Stücke gesalzenes Brot und Pökelfisch heraus. Er aß rasch, trank noch einmal und richtete seinen Schlafplatz ein. Auf der ganzen Reise hatte er sich bisher kein richtiges Lager gebaut. Jetzt breitete er ein Walrossfell auf dem Boden aus, wickelte sich in den Mantel und benutzte den Rucksack als Kopfkissen. Seine Müdigkeit hatte ihm nicht völlig den Verstand geraubt. Er war immer noch klar genug, sich hinter einigen Büschen unter einem Überhang zu verbergen, schaffte es aber nicht mehr, im schwindenden Licht nach Feinden Ausschau zu halten. Er war einfach zu müde und sank auf sein bequemes Lager.
    Feileg sah von oben zu. Jetzt konnte er zuschlagen. Geschmeidig kletterte er den Abhang hinunter in die Schatten des Talgrundes.
    Er ging allein, die Wölfe beobachteten ihn vom Rand der Klippe aus. Feileg blieb auf der Seite der Schlucht, auf der Vali schlief, und schlich geduckt und rasch zu seinem Ziel. Die Pferde standen abseits von dem schlafenden Mann. Wahrscheinlich konnte er sie sogar entführen, ohne den Besitzer zu wecken. Das Risiko war jedoch zu groß. Vielleicht waren weitere Reiter unterwegs, um sich mit dem Schläfer zu treffen. Womöglich war er sogar ein erfahrener Fährtenleser oder gar ein Hexer. Nein, er musste sterben. Feilegs scharfe Sinne nahmen eine deutliche Bedrohung wahr, die von dem schlafenden Mann ausging. Der Gedanke summte in ihm wie ein Bienenschwarm in einer Höhle und erwachte in seinem Bewusstsein, wie das Feuer vom Wind entfacht wird. Es gab nur eine Lösung. Je nachdem, wie der Betreffende liegt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Gegner rasch zu töten. Wenn er auf dem Bauch schläft, kann man ihm relativ leicht das Genick brechen, indem man ihm einen Arm um den Kopf legt und ihm das Knie in den Rücken stemmt. Feileg hatte es schon zweimal oder dreimal getan. Selbst wenn der Hals nicht brach, war es ohne weiteres möglich, einen Würgegriff anzusetzen und den Gegner rasch zu töten. Lag das Opfer auf der Seite oder auf dem Rücken, dann konnte man es mühelos tot trampeln. Bei anderen Gelegenheiten, als Feileg hatte leise sein müssen, waren seine Finger kräftig genug gewesen, um dem Schläfer den Kehlkopf zu zerquetschen.
    Feileg – oder der Wolfsmann, wie man ihn besser nennen sollte, weil der kleine Rest seiner Menschlichkeit verging, sobald er ans Töten dachte und die Instinkte ihn beherrschten – erreichte lautlos das Gebüsch, hinter dem der Mann schlief. Das Opfer lag

Weitere Kostenlose Bücher