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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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»Dieses hier stinkt genauso, Herr.«
    »Ich will das Pferd, keine Widerrede. Sitz ab.«
    Vali sah Orri in die Augen, und der Krieger glaubte, im Prinzen ein wenig von König Authun wiederzuerkennen. Orri stieg ab, und im gleichen Augenblick drehte Vali sein Pferd, bis es mit dem Hinterteil vor der Flanke von Orris Reittier stand. Das Pferd wich aus und warf Orri zu Boden. Vali schnappte die Zügel, ließ sein eigenes Tier die Hacken spüren und raste los. Das zweite Tier führte er am Zügel mit. Nach wenigen Augenblicken hatte er die Männer weit hinter sich gelassen. Er sah sich nicht einmal um, sondern trieb die Pferde an.
    Sie riefen ihm etwas hinterher.
    »Du hast uns zum Tode verurteilt, Herr!«
    »Wir dürfen nicht ohne dich zurückkehren.«
    »Das Schicksal der Rygir ist besiegelt.«
    »Sie sind schon so gut wie tot!«
    Er ritt durch das Tal, und sobald er sich bewegte, ließ die Übelkeit nach. Jetzt waren seine Aussichten, tatsächlich davonzukommen, erheblich besser. Er hatte zwei Pferde, war gut ausgeruht und wurde von zwei Männern zu Fuß verfolgt, die nicht geschlafen hatten.
    Als er aus dem Tal heraus war, ritt er zwischen Bäumen auf einem breiten Höhenzug, der sich bis zu den fernen Bergen zu erstrecken schien. Unter ihm lag ein Fjord. Sollte er dem Höhenzug folgen oder nach Osten bergab reiten? Ein paar Schritte weit wandte er sich nach Osten, dann wieder nach Norden. Wurde ihm in der einen oder der anderen Richtung wieder übel? Er konnte keinen Unterschied feststellen.
    Schließlich ließ er die Pferde langsamer laufen und dachte an das Haus und Mutter Disa.
    Sie hatte die Ansuz-Rune geritzt. Es war die Rune, an die sie glaubte. Vali stellte sich das Zeichen vor und hob sogar die Hände, um die drei Linien in die Luft zu zeichnen. Eine senkrecht, die anderen schräg davon ausgehend, seitlich versetzt. Dann sprach er nach, was Disa gesungen hatte.
    »Wer bin ich? Ich bin ein Mann. Wo bin ich? In den Hügeln im Norden.«
    Abgesehen davon, dass er sich lächerlich vorkam, geschah nichts. Dann passierte doch etwas. Sein Pferd stolperte. Er betrachtete es. Das Tier schwitzte mächtig. Zuerst glaubte er, in den Bann einer übernatürlichen Macht geraten zu sein, denn es hieß, dass solche Einflüsse zuerst die Tiere ängstigten, doch das andere Pferd schwitzte bei weitem nicht so stark. Er sah sich um. Das Licht hatte sich verändert, die Bäume standen hier dichter. Dann wurde ihm klar, dass er eine weite Strecke geritten war. Die Tiere brauchten dringend Ruhe. Er stieg ab und führte die Pferde zu einem Bach. In der Nähe wuchs genug Gras für sie. Die Übelkeit war immer noch schwach zu spüren und überraschenderweise sogar willkommen. Er wollte den Proviant ohnehin strecken, und so war es ein glückliches Zusammentreffen, dass er keinen Appetit hatte und die knappen Vorräte schonen konnte.
    Da er verfolgt wurde, war nicht daran zu denken, ein Feuer zu entfachen. So tränkte er die Pferde, nahm ihnen das Zaumzeug ab, band ihnen die Beine zusammen und wartete. Er versuchte gar nicht erst zu schlafen oder an etwas anderes als die Kälte, die Übelkeit und an den Hunger zu denken. Es war, als triebe ihn ein Instinkt an, der ihm sagte, er könne sein Leiden den Göttern als Opfer darbringen. Bisher hatte er Opferungen nie etwas abgewinnen können und es für wenig sinnvoll gehalten, Bestattungsschiffe mit Gold vollzuladen oder Tiere und Sklaven zu töten. Jetzt aber, in seiner Müdigkeit und seinem Unbehagen, tat sich eine neue Ebene in ihm auf. Die körperlichen Schmerzen waren nichts im Vergleich zu dem, was er für Adisla empfand. Er konnte noch viel Schlimmeres ertragen, und seine Liebe würde ihm die nötige Kraft schenken.
    Am nächsten Morgen machte er sich wieder auf den Weg und dachte ständig an die Rune. Vor dem inneren Auge sah er, wie Disa sie schnitzte, zuerst in das Holz und dann in ihre Hand. Er sah das Blut heruntertropfen, aufs Holz fallen und den Linien der Rune folgen. Dann spürte er die Wärme des Reittiers unter sich. Nach der Stellung der Sonne zu urteilen, war er abermals seit Stunden geritten. Es war ein eigenartiges Gefühl, so zielstrebig vorzustoßen und trotzdem nicht zu wissen, wohin es eigentlich ging. Vali ritt über hohe Pässe und gefährliche Geröllhänge hinab, er watete durch Flüsse und umging Fjorde, doch stets fühlte er sich als Passagier und nicht wie jemand, der selbst über seinen Weg bestimmte. Anscheinend gab er den Pferden Anweisungen, ohne es selbst

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