Wolfskrieger: Roman (German Edition)
ja.
Die Ruderer hatten inzwischen beschlossen, dass ein einziger Wolfsmann, selbst wenn er magische Kräfte besaß, sie nicht aufhalten konnte. Sie drehten die Boote, hielten weiter aufs Ufer zu und beschleunigten. Der Angriff stand bevor.
Der Wolfsmann hatte erreicht, was er wollte, und Adisla Zeit zur Flucht verschafft. Jetzt lief auch er weg, und Vali blieb als Einziger in der Siedlung zurück. Nur ein paar Späher beobachteten ihn vom Hügel aus.
Er winkte ihnen zu, und sie erwiderten den Gruß. Dann stieg er auf sein Pferd und zog die scheppernden Bündel hoch. Es war nicht leicht, mit der Last das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang ihm. Ein paar Teller fielen herunter. Das spielte keine Rolle, und eigentlich nützte es ihm sogar. Vali lenkte das Pferd zum Ufer und trabte den anrückenden Dänen entgegen.
Zwei Berserker konnten sich nicht länger beherrschen und sprangen ins Wasser. Sie ertranken beinahe, als sie versuchten, oben zu bleiben, ohne die Waffen loszulassen.
Vali drehte das Pferd herum und schrie zu den Booten hinüber: »Zu spät, ihr Feiglinge. Seht ihr es nicht? Gabelbarts Schatz werdet ihr nicht mehr kriegen.«
Vom vordersten Langboot wurden ein paar Pfeile abgeschossen. Vali zog instinktiv an den Zügeln. Kein einziger Pfeil traf ihn, doch das Tier erschrak, tänzelte zur Seite, bockte, trat aus und warf ihn ab. Vali landete im Wasser, und die Teppiche platzten auf. Becher und Teller plumpsten ins Meer. Das Geklapper verschreckte das Pferd noch mehr, und es ging durch.
Auf den anrückenden Booten erhob sich Gebrüll. Vali war außer Atem, doch er hatte keine Zeit. Er raffte zusammen, was er packen konnte, und taumelte den Strand hinauf zu einem anderen Pferd.
Hinter sich hörte er das Knirschen der auflaufenden Schiffe.
»Odin, du Töter! Odin, du Wahnsinniger! Odin, du Kriegstrunkener! Odin! Odin! Odin!«
Die Berserker hielten nicht einmal inne, um die Teller und Becher aufzuheben, sondern hetzten hinter ihm her. Vali erreichte das Pferd, band es los und saß auf. Er hatte nur noch einen silbernen Becher aus der Beute, die er in die Wandteppiche gewickelt hatte. Diesen Becher hob er und schwenkte ihn, um die Berserker weiter zu reizen. Dabei bemerkte er ein bekanntes Gesicht. Ganz vorne rannte ein mächtiger Mann, der ein weißes Bärenfell trug. Seine Stirn war von einer Narbe entstellt. Es war Bodvar Bjarki, der die Sklaven getötet hatte. Er hatte einen Wurfspeer in einer und die riesige Eisenrassel in der anderen Hand. Also war er jetzt ihr Anführer.
Drei Jahre waren vergangen, und Vali war inzwischen erheblich stärker, doch er hielt sich an seinen Plan. Allerdings konnte er es sich nicht verkneifen, dem Berserker zuzurufen: »Erinnerst du dich an mich, du tumber Feigling? Bist du gekommen, um meine Sklaven zu bezahlen, die du getötet hast?«
Der Berserker hob den Speer und warf, doch Vali zog den Kopf ein, und der Wurf verfehlte ihn.
»Es wird mehr als diesen Speer kosten. Der hier ist sowieso nicht viel wert, nicht einmal, nachdem wir deine Scheiße davon abgekratzt haben.«
Das brachte den Berserker erst richtig in Rage. Er rannte den Strand herauf und vergaß dabei sogar, die Waffen zu heben. Vali war sehr in Versuchung, ihn einfach über den Haufen zu reiten, doch er war überzeugt, dass nur gute Organisation und ein kühler Kopf auf dem Schlachtfeld den Sieg bringen konnten. Er hatte Bragi seine Ausrüstung überlassen, um sich selbst die Möglichkeit zu nehmen, zu früh mit dem Kampf zu beginnen. Diese Schlacht, so dachte er, wurde mit dem Verstand gewonnen wie eine Partie Hnefatafl, und er musste sich an den Plan halten. Er lenkte das Pferd ein Stück den Hügel hinauf und verschaffte sich einen Überblick. Jetzt stiegen auch die nicht berauschten Krieger aus den Booten. Er erkannte den schwarzen Drachen auf dem Banner von Haarik, dem dänischen König aus Aggersborg. Wie er vermutet hatte, waren es Dänen, die einige Berserker aus der Umgebung angeheuert hatten. Fraglich war nur, ob die Berserker von sich aus den Überfall vorgeschlagen hatten. Doch für solche Überlegungen hatte er keine Zeit. Er ließ das Pferd weiterlaufen und achtete darauf, außer Reichweite der Speere und gleichzeitig in Sichtweite der Gegner zu bleiben.
Die Rufe hinter ihm wurden lauter.
»Wir wollen dein Blut sehen.«
»Fasst ihn!«
Gut. Sie konzentrierten sich auf ihn. Gabelbarts Halle brannte schon, doch die Berserker jagten ihn. Ob die anderen Angreifer folgen würden? Als er
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