Wolfskrieger: Roman (German Edition)
abgebrochen war, und jagte ihn dem nächsten Feind in den Hals. Die Waffe blieb stecken. Er hatte kein Messer, also sprang er unbewaffnet den zweiten Berserker an, packte ihn an der Hüfte und warf ihn um. Bragis Schwert zuckte knapp an seiner Schulter vorbei und fuhr dem Berserker in die Brust. Als der Mann starb, bekam Vali noch zwei Hiebe und einen Biss in den Arm ab.
Nun war nur noch ein Angreifer übrig, der rasch überwältigt war. Die Verteidiger jubelten laut. Sie hatten sieben Berserker getötet und drei eigene Männer verloren. Bodvar Bjarki wollte sich aufrichten, war aber noch viel zu benommen. Bragi marschierte mit erhobenem Schwert zu ihm.
»Nein!«, rief Vali. »Den will ich als Sklaven haben. Führe ihn hinter die Reihen und fessele ihn. Sorge dafür, dass die Frauen ihn nicht töten. Ich will ihn lebendig haben.« Sie schafften den Berserker fort.
Dann entdeckte er Drengi – den Mann, der, Vali musste sich überwinden, es vor sich selbst zuzugeben, mit Adisla verlobt war. »Drengi.« Vali bemühte sich, seine Wut zu zügeln. Er war empört, weil Drengi sich nicht um Adisla gekümmert hatte.
»Herr.« Der Mann wich Valis Blick aus, denn er wusste, wie viel Adisla Vali bedeutete. Das hatte ihn zwar nicht davon abgehalten, um das Mädchen zu werben, doch er fühlte sich in der Nähe des Prinzen nicht wohl.
»Suche Adisla und ihre Mutter und sorge dafür, dass ihnen nichts geschieht.«
Drengi nickte und rannte den Hügel hinunter, sichtlich erleichtert, aus Valis Reichweite zu entkommen und dabei womöglich sogar noch einem weiteren Angriff zu entgehen.
»Stirb für sie!«, rief Vali ihm hinterher. Dann wandte er sich an die Schützen im Wald. »Gut gemacht, Hogni«, lobte er sie. »Haltet euch zurück, bis ich den Befehl gebe, oder, falls ich sterbe, bis die Gegner kurz davor stehen, uns zu überrennen. Schießt dort auf sie, wo sie am dichtesten stehen. Unser Schildwall bleibt hier hinter den Toten. Sie sollen über die eigenen Gefallenen stolpern, wenn sie uns angreifen. « Er drehte sich um. »Bragi, wo ist mein Sax?«
Bragi schüttelte den Kopf. »Vali der Schwertlose«, murmelte er und ging nach hinten, während Vali seinen Schild holte. Der alte Krieger kehrte mit der Waffe zurück, die Vali sich hinter den Gürtel schob.
Auf einmal knallte es. Zwei Männer stürzten. Wieder das Geräusch. Ein weiterer Mann fiel.
»Pfeile!«, rief Bragi. »Die Schilde hoch!«
»Baut den Schildwall wieder auf!«, schrie Vali. »Richtet den Schildwall wieder ein!« Er zerrte und zog die Männer in die richtigen Positionen.
Vali schnappte sich einen Speer, als die Männer standen und hinter den Schilden in Deckung gingen. Es war nicht die günstigste Lösung. Unter Beschuss von Pfeilen verteilte man sich möglichst weit, doch um einem Angriff von Fußtruppen zu widerstehen, mussten sie dicht beisammenbleiben. Egal. Er wies die Männer ein und hob den Schild, um die anfliegenden Pfeile abzufangen. Sie prasselten herab, als würden Ratten über Bretter rennen. Unablässig schlugen sie ein, doch als er gebückt hinter dem Schild stand, wurde ihm klar, dass ihnen nichts passieren konnte. Nur wenige Pfeile drangen durch, und diejenigen, die durchschlugen, waren zu stark abgebremst, um noch irgendeinen Schaden anzurichten.
Der Lärm hörte auf. Vali wagte es, über den Rand des Schildes hinwegzulugen. Mindestens siebzig Krieger, alle mit Schilden gerüstet, die vorderen trugen Brünnen und Helme und waren mit Speeren bewaffnet. Jemand brachte das Drachenbanner nach vorn. Das ist es, dachte Vali. So endet es. Er hatte geglaubt, mit Klugheit und Einfallsreichtum triumphieren zu können, doch als er die Reihen der Feinde betrachtete, musste er sich eingestehen, dass sie in erdrückender Überzahl angetreten waren. Er hatte es nicht ganz ernst gemeint, als er seinen Männern eingeschärft hatte, sie könnten an diesem Tag sterben, er hatte sie lediglich aufmuntern und ihnen die Angst vor dem Kampf nehmen wollen. Wenn man sicher ist, dass man stirbt, wird die Todesangst sinnlos. Angesichts der Dänen – die starken Jarl-Krieger in ihren Rüstungen, mit Helmen und Schwertern, die jungen Männer dahinter mit Kappen und Speeren –, die seinen alten Männern und Knaben gegenüberstanden, musste er einsehen, dass es vorbei war. Immerhin, er hatte sich bemüht und Adisla vielleicht ein wenig Zeit erkauft.
Der dänische König stand entspannt und zuversichtlich unter seinem Banner, beinahe leutselig wie ein Mann, der
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