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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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nicht tust, wirst du es tun, sobald du da drin bist, glaub mir.«
    Sie legte ihm die Schlinge um den Hals.
    »Ich habe geschworen, niemals einen Gott um irgendetwas zu bitten«, sagte Vali.
    »Du wirst ihn bitten, oder du wirst sterben«, prophezeite Jodis.
    Sie rückte das Seil zurecht, als wollte sie ihrem Kind das Hemd richten, ehe sie es zum Markt schickte. »Wir wollen hoffen, dass wir es nicht brauchen. Halte dich von dunklen Dingen fern und sprich nur mit dem Gott selbst.«
    »Wie erkenne ich den Unterschied?«, fragte Vali.
    »Ich habe keine Ahnung«, gab Jodis zu. »Die Magie ist ein Rätsel und kein Rezept, wie Mutter Disa immer gesagt hat.« Vali nickte. Seine Hände und Füße waren gefesselt, und er konnte nicht einmal mehr richtig stehen. Sie war mit der Halsschlinge fertig und küsste ihn auf die Stirn. »Bringt ihn mitten in den Sumpf.«
    Hogni und Orri hoben ihn hoch, doch es fiel ihnen schwer, Vali zu zweit zu tragen. Schließlich legte Hogni sich den Gefesselten über die Schulter und marschierte über den nassen Boden bis ins Wasser. Orri ging vor ihm, um einen sicheren Weg zu suchen. In der Mitte blieben sie stehen. Hogni setzte Vali ab und stützte den Prinzen, als dieser unsicher vor ihm stand. Das Wasser war eiskalt, es reichte ihnen bis zur Hüfte. Vali schauderte.
    »Soll ich Odin rufen?«, fragte Hogni.
    Jodis schüttelte den Kopf.
    »Der Prinz muss rufen. Ihr könnt euch den Atem sparen. Wenn er kommt, werdet ihr eure Puste brauchen, um ihn zu bitten, dass er wieder geht. Bist du bereit, Vali?«
    »Ja.«
    »Taucht ihn unter und haltet ihn da fest, bis ich sage, dass ihr ihn hochziehen könnt«, befahl Jodis. »Hogni, du drückst ihn hinunter. Orri, du hältst das Seil fest. Außerdem solltet ihr eure Messer griffbereit haben. Er geht zu den Toren von Hel, und wenn dort etwas von ihm Besitz ergreift, darf es in dieser Welt nicht weiterleben. So werden nämlich die Sumpfungeheuer geboren.«
    Die drei Männer wechselten einen Blick.
    »Wenn ihr mich töten müsst, dann tötet mich«, sagte Vali. »Ich betrachte euch nicht als Meuchelmörder. Mutter Jodis ist meine Zeugin.«
    »Dann setze dich, Herr«, sagte Hogni.
    Beim ersten Mal war es noch leicht. Vali knickte in den Beinen ein und ließ sich rückwärts fallen, als wollte er im Sommer im Meer baden. Er schloss die Augen und sah nicht, wie das dunkle Wasser über ihm zusammenschlug. Ein paar Herzschläge lang blieb die Panik aus. Zuerst schien es, als sei er gar nicht er selbst, sondern ein unbeteiligter Bebachter. Ihm wurde nicht bewusst, dass er sich in Lebensgefahr befand, solange er glaubte, er könne jederzeit wieder aufstehen. Dann brach die Angst wie eine Woge über ihn herein. Er musste unbedingt atmen. Er wollte sich aufrichten, und als es ihm nicht gelang, wollte er sich wenigstens setzen. Irgendjemand hatte ihm einen Fuß auf die Brust gestellt. Droben hörte er verzerrte Stimmen und musste gegen den Drang ankämpfen, ihnen etwas zuzurufen. Er wand sich und entkam dem Fuß, wollte sich auf die Knie hocken und bekam einen Knuff in die Seite, der ihn wieder umwarf. Jemand zog an seinen Händen, dann knieten oder saßen sie auf ihm, er wusste es nicht genau. Hogni und Orri taten, was sie versprochen hatten – sie halfen ihm, unter Wasser zu bleiben.
    So lange es ging, hielt er die Luft an. Todesangst überwältigte ihn, bis er das Gefühl hatte, nicht nur im Wasser, sondern auch in der Furcht zu ertrinken. Die Fesseln konnte er nicht abstreifen, auf seinem Rücken und den Beinen lastete ein ungeheures Gewicht, das beinahe zu ihm selbst zu gehören schien, als wäre er ein Riese, der viel zu schwer war, um sich aus eigener Kraft zu erheben.
    Er wurde die Stricke einfach nicht los, konnte sich nicht befreien. Vali sagte sich, dass er freiwillig hier war und es wollte, doch es half nicht. Ein animalischer Instinkt gewann die Oberhand, und er kämpfte, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Er öffnete die Augen, suchte nach dem Licht, konnte aber im schlammigen Wasser nicht mehr entdecken als mit geschlossenen Lidern. Schließlich erlahmte seine Willenskraft, und er atmete ein. Er spuckte und hustete, seine Kehle verkrampfte sich. Er wollte entkommen und konnte es doch nicht, also trat er im Geiste um sich. Der Drang zu atmen tobte in ihm wie ein wildes Tier, das sich befreien wollte. Er wehrte sich, bis die Panik sogar die Verzweiflung ausschaltete.
    Dann auf einmal, so plötzlich, wie sie gekommen war, verschwand die Angst, und

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