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Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Wolfskrieger: Roman (German Edition)

Titel: Wolfskrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. D. Lachlan
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töten. Die Magie musste nicht die Abwehr des Wolfs überwinden, sondern durch eine Lücke eindringen, die es dank des Mannes gab, der sein Leben hingegeben hatte, um den Fenriswolf auf die Erde zu bringen.
    Die Meditation endete, als die Hexen im Fluss der Dinge eine kleine Verzögerung spürten, ähnlich einem Menschen, der auf einem Fuhrwerk einschläft und unvermittelt auffährt, wenn es anhält. Vali hatte im Sumpf das magische Reich der Visionen und Prophezeiungen betreten, in dem die Hexen lebten, und es war, als hätten sie seine Schritte vor der Türschwelle bemerkt.
    Die Hexenkönigin bemerkte noch etwas anderes. Sie hörte Gesänge und Trommeln und sah die Augen des Zauberers. Dann spürte sie den köstlichen Sog von kaltem Wasser. Ihr Hals verkrampfte sich, verzweifelt schnappte sie nach Luft, Angst breitete sich in ihr aus. Sie stürzte in Valis Kopf hinein.
    Schon vorher hatte sie gewusst, dass die männliche Magie schwach war. Die Rituale, die der Wolfsschamane Kveldulf abhielt, konnten beispielsweise die reale Welt beeinflussen, wurden von den Schwestern der Trollwand jedoch kaum als Magie betrachtet. Er vollzog sie ohne Hilfe der Runen und ohne Verständnis für deren Kräfte. In den Augen der Hexenkönigin war seine Magie ein Haus, das ohne Fundament gebaut war. Der blauäugige Zauberer kam ihr schwach und zerbrechlich vor.
    Sie sah die Bilder, die aus seiner Trommel strömten, die laufenden Wölfe, Rentiere und Bären. Sie alle brachen als kleine Figuren aus der Trommel hervor und tanzten zum Sumpf hinüber. Was wollte er damit erreichen? Sie versenkte sich in den Rhythmus der Trommel und betrachtete ihn von allen Seiten. Nach einer Weile verstand sie ihn und ergriff Besitz von ihm. Nun stand ihr der Rhythmus zur Verfügung, und sie konnte ihn für ihre Zwecke einsetzen. Der Zauberer konzentrierte sich zu stark auf den Mann im Sumpf und erkannte nicht, dass sie ebenfalls dort war, dass sich die Trommelschläge verändert hatten und dass er seine Geheimnisse ins Gedankennetz der Hexenkönigin übertrug. Sie konnte in ihm lesen wie in einem offenen Buch. Er hatte den Zwillingsbruder gesucht, aus dem ein Prinz geworden war, und erkannte dessen Bedeutung, hatte aber im Grunde keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
    Die Hexenkönigin war erfreut. Der Feind war ihrer Gnade ausgeliefert und abgelenkt, er bemerkte sie nicht einmal und konzentrierte seine beschränkte Magie ganz und gar darauf, den jungen Mann im Sumpf zu beeinflussen. Die Runen erwachten unvermittelt in ihr und waren wie ein spitzer Dorn, mit dem sie ihn stechen konnte, wie Feuer, ihn zu verbrennen, wie Eis, ihn zu erfrieren, wie Wasser oder Erde, die ihm den Atem ersticken konnten.
    In ihrer dunklen Höhle spürte sie, wie jemand ihre Hand nahm. Sie drehte sich im schwachen Schein der Kerze aus Waltran herum und betrachtete die Frau mit dem zerstörten Gesicht, die lächelnd neben ihr saß. Dann wurde der Hexe etwas anderes bewusst, und sie vergaß ihre seltsame Gefährtin.
    Die Hexe wusste nun, dass der Zauberer, ganz egal wie schwach er zu sein schien, der Gott Odin war. Deshalb war jede Schwäche, die er zu zeigen schien, eine verborgene Stärke. Sie konnte ihn angreifen, doch er würde überleben und zugleich erkennen, wer er war. Er würde erwachen, seine Kraft finden und sie, Gullveig, zerschmettern.
    Die Kerze spuckte, die Schatten waberten, und sie spürte ihre mordlüsternen Vorfahren, die aus den Felsen auf sie niederblickten. In ihrem plötzlichen Auftauchen lag eine Botschaft, das wusste sie.
    Magisches Denken erscheint bisweilen wie der reine Wahnsinn, der allerdings genau wie manche Formen des Wahns geniale Aspekte besitzt. Schon den ersten Hexen war bekannt gewesen, dass Odin zu weiblicher Magie gegriffen hatte. Unter allen Männern war er der Einzige, der die Kunst der Frauen meisterte – Seidhr, so hieß diese Magie. Loki hatte Gullveig verraten, dass der Gott eifersüchtig war und sie angreifen wollte, weil ihre Magie zu stark geworden war. Offenbar verabscheute der Gott es, wenn im irdischen Reich die Zauberer zu mächtig wurden, und kam, um sie zu töten. Sehr gut, dachte sie. Wenn der Gott ins irdische Reich wechselte und den Eindruck gewann, er selbst sei der mächtigste Zauberer, dann würde er sich selbst angreifen. Mit einer List konnte man den Gott verleiten, sich selbst zu töten. Odin war bekannt als der Alles-Hasser. Würde er sich selbst von diesem Hass ausnehmen? Gewiss nicht.
    Sie wollte dem Zauberer

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