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Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Titel: Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Bärenkot deutlich größer als Wolfskot und wird in einem Haufen abgesetzt, während Wolfskot als »Wurst« jedem Hundehalter bekannt sein sollte.
    »Wenn wir den Inhalt analysieren, können wir genau bestimmen, wann das Tier hier war.« Dan nahm mit einem Spachtel Kotproben für das Labor und tat sie in einen Plastikbeutel.
    Die Wolfshöhle, die wir uns anschauen wollten, war schon seit Jahren verlassen.
    »Wir bemühen uns bei der Forschung, die Wölfe so wenig |56| wie möglich zu stören. Darum zeige ich euch nur eine alte, verlassene Höhle, die schon lange nicht mehr benutzt wird.«
    Wir näherten uns dem Bau. Knochenreste, Schädel von Rehen und kleineren Nagetieren lagen verstreut herum. Und da war er, der Wolfsbau, gut versteckt unter einer Felswand. Mit mehreren Ausgängen bot er gute Fluchtmöglichkeiten. Ich legte mich auf den Boden und robbte mit dem Oberkörper ein Stück in die Höhle hinein. Es roch dunkel und muffig. Der Gang führte tief in das Innere und knickte dann nach unten ab. Für mich war es das Paradies. Ich stellte mir vor, wie die Wolfsmutter hier ihre Jungen zur Welt gebracht und gesäugt hatte. Schließlich wusste ich ja, wie es sich anfühlt, Wolfswelpen im Arm zu halten.
    Meine Bewunderung für die Wölfe wuchs mit jedem Tag, an dem ich mehr über sie erfuhr. Zwar hatte ich immer noch keinen wilden Wolf gesehen, aber ich wusste, dass sie da waren. Vielleicht beobachteten sie mich sogar. Der Gedanke schon reichte mir.
    Wir arbeiteten hart. In mehreren Schichten versuchten wir weiterhin, »unsere« Wölfin ausfindig zu machen. Manchmal waren wir ihr sehr nahe, aber nie nahe genug, um sie auch tatsächlich zu sehen.
    »Ihr habt euch eine Auszeit verdient«, erfreute uns Dan nach einer Woche. »Morgen habt ihr frei.«
    Das war eine gute Gelegenheit, Ely zu erkunden und Souvenirs zu kaufen. Die Stadt hat knapp viertausend Einwohner und ist so etwas wie das Outdoor-Zentrum des nördlichen Minnesota. Ein Dorado für Angler und Kanuten. Zahlreiche ausgezeichnete Galerien, gemütliche Cafés und Sportgeschäfte säumten die einzige Hauptstraße.
    Einer meiner ersten Wege führte mich zur Brandenburg-Galerie. Ich bewunderte Jim Brandenburg, der 1991 für sein Engagement, mithilfe der Naturfotografie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Umwelt zu lenken, den »World Achievement Award« der Vereinten Nationen erhalten hatte. Sein Buch, das er gemeinsam mit Dave Mech über die weißen |57| Wölfe von Ellesmere Island veröffentlichte, ist ein Klassiker der Wolfsliteratur.
    Brandenburg lebte ganz in der Nähe und besaß diese kleine Galerie. Fasziniert bestaunte ich die Wolfsfotos an der Wand.
    »Hallo, Sie müssen die Deutsche sein, die hier im Wolf Center ist«, sagte plötzlich jemand hinter mir. Es war Jim Brandenburg höchstpersönlich.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Ich konnte nur nicken. Woher wusste er?
    »Ely ist ein Dorf, da sprechen sich Neuigkeiten schnell herum.« Er schob mir einen Becher mit dünnem Kaffee über den grob gezimmerten Holztisch zu, der mitten in der Galerie stand, und setzte sich mir gegenüber.
    »Wie geht es den Wölfen in Deutschland?«, wollte der Fotograf wissen. Ich war erstaunt, dass ihn das interessierte. Der zierliche Mann hörte ruhig zu, als ich ihm erzählte, dass in Deutschland immer noch illegal Wölfe geschossen wurden.
    »Das ist traurig. Es sind so schöne Tiere. Sie müssen die Leute aufklären!«
    Dann lehnte er sich verschwörerisch vor.
    »Ich wohne in einer Cabin hier im Wald. Mitten im Wolfsgebiet. Die Tiere haben Vertrauen zu mir. Darum konnte ich all diese Bilder machen.« Er zeigte auf die Fotos an den Wänden. »Aber jetzt arbeite ich an einem neuen Projekt. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag nur ein einziges Foto zu machen. Das ist für einen Fotografen wie mich wahnsinnig schwer.«
    Ich sah ihn verwundert an. Wo war das Problem?
    »Ich meine nicht, dass ich ein Foto pro Tag aus mehreren aussuche. Ich will täglich nur ein einziges Foto aufnehmen. Ich habe nur einen Versuch und muss mich auf das Wesentliche konzentrieren. Wenn ich also morgens einen Baum im Nebel fotografiere, und am Nachmittag läuft mir Bigfoot vor die Linse, dann hab ich Pech gehabt.« Er grinste verschmitzt.
    Ich war beeindruckt. Das war sicher eine große Herausforderung für einen so leidenschaftlichen Fotografen. Wir unterhielten |58| uns noch eine Weile, bevor er sich verabschiedete. Mit einem »Grüßen Sie die Wölfe« verschwand er aus der Tür. Das

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