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Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen

Titel: Wolfskuesse - Mein Leben unter Woelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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der zu einem wissenschaftlichen Projekt gehört. Leider gibt es auch hier Ausnahmen. Als im Sommer 2009 die Wolfspopulation in Montana und Idaho als genesen deklariert und von der Artenschutzliste gestrichen wurde, starben innerhalb weniger Stunden vier besenderte Mitglieder der Cottonwood-Wolfsfamilie, darunter beide Leittiere. Die Wölfe waren seit fünf Jahren beobachtet worden und sehr wertvoll für das Projekt. Es wird spekuliert, dass die Jäger die Frequenzen der Radiohalsbänder kannten und die Tiere so orten konnten.
     
    Forschung führt zwangsläufig auch zu Wildtiermanagement und letztendlich zu Kontrolle und Manipulation. Wildtiermanagement ist auch ein Prestigeobjekt. Es wird staatlich finanziert, und viele Arbeitsplätze hängen davon ab. Dass Doug Smith immer mehr Wölfen Halsbänder anlegen muss, ist nicht seine Entscheidung. Es ist eine politische und finanzielle Entscheidung der Parkverwaltung. Er kann seinen Job – und die Jobs vieler anderer – nur sichern, wenn das Projekt weiter finanziert wird. Und finanziert wird nur mit Forschung. So einfach ist das.
    Die Parkverwaltung steht unter großem politischem Druck, vor allem vonseiten der Viehwirtschaft. Besenderte Wölfe, die aus dem Park herauswandern und Nutztiere angreifen, können schneller geortet und getötet werden.
    Wie viel Forschung muss also sein?
    In den letzten zwanzig Jahren hat sich viel verändert. Früher war »Feldforschung« noch die Königsklasse der Tierforschung. Die Biologen mussten hinaus in die Kälte. Sie machten sich die Hände schmutzig und holten sich nasse Füße. Heute erlaubt die Technik »Büroforschung«. Man hat mit den Tieren nur noch bei der Besenderung unmittelbar zu tun. Gemütlich im Sessel sitzend, verfolgen die Studenten den Weg des Wolfes. Sie können sogar per Tastendruck sein Halsband absprengen, um es später einzusammeln und wiederzuverwenden. |181| Um es überspitzt zu sagen: Der Wolf kann programmiert werden. Wir verlieren immer mehr das Gefühl der Verantwortung für ein lebendes Wesen. Es wird zum Objekt degradiert. Wir verlieren nicht nur den Bezug zur Natur, sondern auch zum Tier. Dazu passt auch die Praxis, den Wölfen Nummern zu geben statt Namen. So kommt keine persönliche Beziehung zu den Tieren zustande.
    In Amerika verwendet man gern und oft »neutrale« Wörter für Eingriffe in die Tierwelt. Die Wölfe werden »geerntet« (harvested) oder Problemwölfe »entnommen« (culled). Fakt ist, die Tiere werden getötet. Durch die neutrale Bezeichnung entfernen wir uns vom tatsächlichen Akt und von dem Tier. Ich bin der Auffassung, wir müssen das, was wir tun, wieder beim Namen nennen. Sonst entsteht ein falsches Gefühl von Akzeptanz.
    Wer meint, Forschung hätte keine Auswirkungen auf die Natur, irrt gewaltig. Wir Menschen
haben
einen Einfluss auf die Natur. Schon durch unsere bloße Präsenz ändern wir das Verhalten vieler Tierarten. Sie fühlen sich gestört, gehen fort, geben einen Kadaver auf oder unterbrechen eine Jagd.
    Auch eine Wiederansiedlung von Tieren an sich ist ein massiver Eingriff in das Leben anderer Tierarten, die direkt oder indirekt durch die Anwesenheit der neuen Spezies betroffen sind.
    Obwohl der ökologische Bedarf für Wölfe klar ist, ist das Thema einer Wiederansiedlung sehr komplex. Der Preis für eine Rückkehr der Wölfe ist sowohl ein finanzieller als auch ein ethischer. Unter den momentan vorherrschenden Management Programmen in Amerika können Wölfe auch getötet werden, wenn Menschen es für notwendig halten. So besteht die Gefahr, dass die Tiere als »Experiment«, als »wissenschaftliche Forschungsobjekte« betrachtet werden. Ich beobachte immer mehr, dass sich ein Denken einzuschleichen scheint, demzufolge es selbstverständlich ist, die Wölfe auf jede mögliche Art und Weise zu kontrollieren.
    Das ultimative Ziel von Wiederansiedlungs- und Zuchtprogrammen |182| ist es, eine vom Aussterben bedrohte Tierart wieder in die Wildnis zurückzubringen. Das gelingt nur sehr selten so gut wie in Yellowstone.
    Manchmal gehen derartige Manipulationen auch zu weit.
     
    Es gibt ein weiteres Wiederansiedlungsprogramm von Wölfen in den USA: Der Mexikanische Wolf, der in der Wildnis bereits ausgestorben war, wird in Zoos gezüchtet und dann in Arizona und New Mexico wieder ausgesetzt. Im Oktober 1998 flog ich nach Arizona, um die Biologen für das »Wolf Magazin« zu interviewen.
    In Springerville traf ich Diane Boyd wieder, die Biologin aus Montana. Sie zeigte

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