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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Mandenauer wurde noch immer von Wölfen umringt, falls sie ihn nicht bereits gefressen hatten.
    Wir waren, um es umgangssprachlich auszudrücken, angeschissen.
    „Schließ dich mir an, Jessie. Ich werde herrschen; du kannst meine rechte Hand sein. Wir werden so viel Spaß haben.“
    „Das Einzige, was ich dafür tun muss, ist, mir ein Fell wachsen zu lassen.“
    „Es ist gar nicht so schlimm. Am Ende magst du es vielleicht sogar.“ Sie gestikulierte zu der Werwolf-Armee. „Die meisten von ihnen tun es. Umarme deinen inneren Wolf, Mädchen. Oder stirb.“
    Eine Bewegung am Waldrand erregte meine Aufmerksamkeit. Ich senkte den Blick zu Boden. „Lass mich eine Minute nach­denken.“
    „Deine Minute beginnt jetzt.“
    Ich machte eine ziemliche Show daraus, mir den Kopf zu reiben. Er schmerzte immer noch, aber in Wirklichkeit tat ich das, damit ich hinter Zee sehen konnte, ohne dass sie meinem Blick folgte.
    Will kauerte zwischen den einzeln stehenden Bäumen des Waldrands. Obwohl seine Lippen blutig und seine Wange schon jetzt geschwollen waren, zögerte er nicht. Er zog meine Pistole aus dem Haufen. Dummerweise waren seine Hände noch immer gefesselt, sodass er es trotz aller Bemühungen nicht schaffte, die Waffe anzuheben oder abzufeuern.
    Sein bestürzter Blick traf meinen, und ich streckte die Hand aus. Er warf mir die Waffe im selben Moment zu, in dem ich Zee einen Tritt gegen die Brust verpasste. Ihre Wunde mochte verheilt sein, aber so, wie sie aufheulte, tat sie noch immer höl­lisch weh.
    Die Pistole landete in meiner geöffneten Handfläche, und Zee fand ihr Gleichgewicht wieder. Würden Silberkugeln beim Wolfsgott funktionieren? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Ich schoss auf sie, während sie meinen Namen flüsterte.
    Nach der Sache mit der Machete erwartete ich halb, dass Zee lachen und mir dann in den Arsch treten würde. Doch stattdessen schossen Flammen aus dem Einschussloch hervor, die so grell waren, dass ich meine Augen abschirmen musste. Die Wölfe heulten kummervoll.
    AlsichmeineHändewiedersinkenließ,lageinegroßeweißeWölfinvormeinenFüßen.Siewarwunderschön,undsiewartot.

41
    Ich blieb eine ganze Weile neben Zee sitzen. Niemand störte mich. Sie war meine beste Freundin gewesen. Meine einzige Freun­din. Und ich hatte sie geliebt.
    Ich vertraute nicht vielen Menschen, aber sie war einer von ihnen gewesen. Das hatte ich nun davon.
    „Jessie?“
    Ich sah auf. Mandenauer und Will standen über mir. Es war kein einziger Wolf zu sehen.
    „Ich habe mein Team gerufen“, sagte Mandenauer. „Sie werden­ innerhalb der nächsten Stunde hier sein.“
    „Ihr Team?“
    „Wir müssen wegen der Sache etwas unternehmen, richtig?“ Er deutete auf die verlassene Lichtung.
    „Welche Sache meinen Sie?“
    Er seufzte. „Jessie, die Wölfe sind geflüchtet, als Zelda starb.“
    „Werden sie nicht geheilt sein, jetzt, da sie tot ist?“
    „Es gibt kein Heilmittel außer dem Silber.“
    „Oh.“ Ich begriff, worauf er hinauswollte. „Wie wollen Sie feststellen, wer ein Werwolf ist?“
    „Ein paar von ihnen kenne ich. Miss Cherry zum Beispiel. Karen Larson.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe gesehen, wie Karen das Gehirn weggeschossen wurde.“
    „Mit Blei. Sie ist aus diesem Leichenschauhaus hinausspaziert, zusammen mit ihrem Rektor.“
    „Clyde hat sie erschossen“, beharrte ich.
    „Exakt. Und er war nicht so dumm, die Seinen mit Silber­kugeln zu erschießen.“
    Die Verschwörungen nahmen kein Ende.
    Mandenauer beugte sich vornüber und nahm das Totem von Zees Hals. Er hielt das Ding in die Luft. In dem Wolf glimmte nicht länger das böse, jenseitige Licht. Es war ein schwarzer Stein, weiter nichts.
    „Elise wird das hier untersuchen wollen.“ Er steckte das Totem ein. Nachdem er Zees zerrissene Hose aufgehoben hatte, sah er Will an. „Bringen Sie Jessie nach Hause.“
    „Nein, warten Sie. Mit mir ist alles in Ordnung.“ Ich schob Wills helfende Hand weg. „Ich verstehe das nicht. Warum ist sie gestorben? Sie hat behauptet, unbesiegbar zu sein.“
    „Das behaupten sie alle, aber ich habe noch nie erlebt, dass es wahr gewesen wäre.“
    Mandenauer zog ein zerknittertes Blatt Papier aus Zees Hosentasche. Seine Augen bewegten sich rasch hin und her, während er las. Dann hob er den Kopf und reichte es mir.
    Ich streckte den Arm aus und nahm die fehlende Seite aus Wills Buch über zeremonielle Riten. Ich überflog hastig den Inhalt. Da stand nichts, was ich nicht schon

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