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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Gefahr an seinen zuckenden Nüstern vorbeidriftete. Nur dass Manden­auer nicht so dämlich sein würde, auch nur zu zucken.
    Obwohl ich wusste, dass sich ein Wolf niemals so nah an eine Stadt heranwagen würde, konnte ich nicht anders, als Mandenauers Blick zu folgen. Der Wald war hier so dicht, dass das Licht trotz des sommerlichen Sonnenscheins nicht weiter eindringen konnte als bis zu den ersten paar Baumreihen. Alles Mögliche konnte sich dort verstecken, am Tag ebenso wie in der Nacht.
    Als ich wieder zu Mandenauer sah, stellte ich fest, dass er mich beobachtete. „Die Tollwut breitet sich wie eine Seuche aus, Officer, was ein ziemliches Problem werden wird. Wollen wir?“
    Er trat auf den Gehsteig und wartete galant, dass ich ihm folgte. Ich blieb, wo ich war.
    „Das hier ist keine Tollwut.“
    Sein Stirnrunzeln wurde durch eine stoische Maske ersetzt. „Und woher wollen Sie das wissen?“
    „Ich habe mich im Internet über Tollwut informiert. Das war kein Problem.“
    „Natürlich nicht. Das gesamte Wissen des Universums ist jetzt im World Wide Web verfügbar.“
    Ich nahm an, dass das sarkastisch gemeint war, aber sein Gesicht deutete nichts dergleichen an.
    „Zum Gerichtsmediziner!“, drängte er.
    „Folgen Sie mir.“
    Gemeinsam spazierten wir durch die ungewöhnlich leeren Straßen Miniwas. Es war drei Uhr nachmittags. Wo waren alle?
    Als wir am Clip and Curl vorbeikamen, steckte Tina Wilson ihren seidigen Rotschopf aus der Tür. „Jessie.“ Sie winkte mich heran. „Was höre ich da über einen tollwütigen Wolf?“
    Tina war an der Miniwa Highschool zwei Klassen über mir gewesen. Sie war beliebt, hübsch, zierlich. Da nichts davon auf mich zutraf, war ich erstaunt, dass sie meinen Namen kannte.
    Ihr gehörte das Clip and Curl, wo sie ihre Tage damit zubrachte, die Menschen zu verschöner n – oder es zumindest zu versuchen. Aus Gründen, die offensichtlich sein sollten, hatte ich ihren Salon noch nie betreten.
    „Es gibt keinen tollwütigen Wolf“, beschwichtigte ich sie.
    Was es stattdessen gab, wusste ich nicht, aber das musste ich ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Man hatte uns angewiesen, die Dinge unter dem Deckel zu halten. Offensichtlich klappte das nicht besonders gut. In Kleinstädten wie Miniwa ist es fast unmöglich, ein Geheimnis zu bewahren. Trotzdem hatte ich gehofft, dass wir mehr als einen Tag Ruhe haben würden.
    Tinas Blick richtete sich auf Mandenauer. „Wer ist das?“
    Mandenauer verbeugte sich. „Madam, ich bin der Jäger-­Sucher , den das Department of Natural Ressources angeheuert hat, um die Wölfe zu töten.“
    „Wölfe?“, ächzte sie. „Wollen Sie damit sagen, dass es mehr als einen gibt?“
    „Es gibt bei uns jede Menge Wölfe, Tina. Sie wissen das. Aber sie kommen nicht in die Stadt. Sie haben mehr Angst vor uns als wir vor ihnen.“
    „Genau das heißt es immer, wenn mal wieder jemand angegriffen wurde. Das hilft Karen Larson jetzt leider auch nichts mehr, oder?“, schnappte Tina, bevor sie mir die Tür vor der Nase zuknallte.
    Ich rieb mir den Nacken. Ich war nicht sehr erfolgreich dabei gewesen, die Einwohnerschaft zu beruhigen. Langsam dämmertemir,wieübeldieDingewerdenkonnten.
    „TollwütigeWölfesindaggressiv“,murmelteMandenauer.„SiewerdensehrwohlindieStadtkommen.SiewerdendieMen­schen angreifen. Sie werden alles und jeden angreifen.“
    „Ich dachte, wir hätten geklärt, dass wir es nicht mit Tollwut zu tun haben?“
    „Sie haben das geklärt, Officer, aber falls es sich nicht um Tollwut handelt, worum dann?“
    Darauf hatte ich keine Antwort.
    Mandenauer nickte knapp, dann gestattete er mir, ihn um die Ecke, die Straße hinunter und weiter zum Büro des Gerichts­mediziners zu geleiten. Clyde, Bozeman und die Sekretärin wa­ren noch immer da. Als wir eintraten, runzelten sie unisono die Stirn.
    Aus welchem Grund auch imme r – Clyde hatte keinen Kautabak mehr im Mund, was erklärte, warum er noch mürrischer war als sonst. „Ich dachte, ich hätte dir gesagt, dass du ihn zum Unfallort bringen sollst.“
    „Und er hat mir gesagt, dass ich ihn hierherbringen soll.“
    ClydekniffdieAugenzusammen.„WeristIhrBoss,Officer?“
    Das brachte das Fass zum Überlaufen.
    „Wisst ihr was?“ Ich warf die Hände in die Luft und marschierte zur Tür. „Macht das unter euch aus. Auf mich wartet Arbeit.“
    Mandenauer legte mir wieder die Hand auf den Arm, was nun schon das zweite Mal in weniger als einer halben Stunde geschah. Ich

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