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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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angeheuert und bereits eingetroffen.“ Er machte eine Pause und rieb sich den Nacken, als ob er dort Schmerzen hätte. „Ich hatte gehofft, du könntest ihn auf demRevierabholenundihnrauszumUnfallortbringen.Ichwerde das heute nicht schaffen.“
    „Du machst Witze, oder?“
    „Ich mache selten Witze, Jessie.“
    Wie wahr. Fünf Minuten später war ich auf dem Revier. Die erste Schicht war am Empfang. Himmel, ich wusste noch nicht mal mehr ihren Namen. Hatte ich ihn je gewusst?
    Ich warf einen flüchtigen Blick auf das Namensschild an ihrer Brust, aber das Wort war zu lang und zu polnisch, um es ohne genauere Untersuchung und einen Übersetzer zu entschlüsseln. Ihre Augenbrauen wölbten sich vor Überraschung darüber, mich zwei Schichten vor meiner eigenen hier zu sehen.
    „Clyde will, dass ich seinen superelitären Wolfsjäger in Empfang nehme. Ich kann es kaum erwarten, mir eine Ladung Bockmist von diesem Fachidioten anzuhören.“
    Die erste Schicht antwortete nicht. Stattdessen starrte sie mit eingefrorenem Lächeln über meine Schulter. Verdammt.
    Ich drehte mich um. Es kostete mich einige Mühe, den Mann nicht mit offenem Mund anzustarren. Er war das jämmerlichs­te Exemplar eines superelitären Wolfjägers, dem ich je begegnet war. Nicht dass ich sehr vielen begegnet wäre.
    MandenauerstarrtemichmitAugenan,dievoneinemderarthellenBlauwaren,dasssiefastgespenstischwirkten.SeinweißesHaarhattediegedämpfteTönungeinesehemaligenBlond­schopfs;seinTeinthättevoneinemMitgliedderArischenBruderschaftstammenkönnen,dassichzuoftindieSonnege­wagthatte.
    Er war groß, dürr wie ein Skelett und mindestens fünfundachtzig. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie dieser Mann irgendein wildes Tier in Angst und Schrecken versetzen wollte. Andererseits wirkte, was das betraf, eine Schusswaffe oft Wunder.
    Ichentschied,dassdiebesteVerteidigungwäre,indieOffen­sivezugehen.Ichwürdeeinfachsotun,alshätteichnichtsUnhöf­lichesgesagt,undvielleichtwürdeeresmirdurchgehenlassen.
    „Guten Tag. Ich bin Officer McQuade.“ Ich streckte ihm die Hand entgegen. „Sheriff Johnston schickt mich. E r … ä h … wurde leider aufgehalten.“
    Mandenauer starrte mich immer noch an. Er schüttelte meine Hand nicht. Das Schweigen wurde peinlich. Ich senkte den Arm und kapitulierte. „Ich muss mich für meine unhöfliche Bemerkung entschuldigen.“
    Er senkte das Kinn zu einem Nicke n – eine vornehme Geste aus der alten Welt. „Schon vergessen, Officer.“
    ObwohlbereitsseinNameaufseineAbstammunghinwies,überraschtemichseindeutlicherAkzenttrotzdem.ErwarDeutscher,vielleichtauchÖsterreicher.SeinAkzentgehörtezudenen, die niemals verschwanden, ganz gleich wie viele Jahre der Betreffende in den USA gelebt hatt e – man muss sich nur mal Ar­nold Schwarzenegger anhören.
    „Was genau hat den Sheriff aufgehalten?“
    „Ein Problem im Büro des Gerichtsmediziners. Diese Sache mit den verschwundenen Leichen.“
    Mandenauer richtete sich zu einer Körpergröße von mindestens einem Meter fünfundachtzig auf. Wie schaffte er es, durch die Wälder zu schleichen, ohne ständig gegen Äste zu laufen? Sein Blick wurde nachdenklich. „Die Leichen? Wurden sie gebissen?“
    „Ja.“
    Er machte sich auf den Weg zur Tür. Ich wechselte einen Blick mit der ersten Schicht. Sie schien ebenso verwirrt zu sein wie ich. Ich hastete Mandenauer hinterher und holte ihn schließlich auf der Vordertreppe ein.
    „Sir? Mr. Mandenauer. Möchten Sie nicht, dass ich Sie an den Ort bringe, wo der Wolf zuletzt gesehen wurde?“
    „Noch nicht. Fahren Sie mich zuerst zum Büro des Gerichtsmediziners.“
    Ich zog angesichts dieses Befehls eine Braue hoch. Es machte mir zwar nichts aus, den Chauffeur zu spiele n – zumindest nicht vie l – , aber ich wollte auch nicht unbedingt wie eine Sklavin behandelt werden.
    Er musste Meuterei in meinen Augen gelesen haben, denn er berührte meinen Arm und murmelte: „Bitte.“
    „Klar. Kein Problem. Aber warum interessiert Sie das so sehr?“
    „Weil es in Ihrer hübschen Stadt möglicherweise ein größeres Problem gibt als einen einzelnen tollwütigen Wolf.“

7
    Seine Worte gefielen mir nicht. Aber in letzter Zeit gefiel mir so einiges nicht. „Welche Art von Problem?“
    Sein Blick glitt über die Baumgrenze, die die Stadt säumte. Er hielt sich so still wie ein Hirsch, der gerade den Schritt eines Menschen gehört hat. Eine angespannt verharrende Statue, die im selben Moment fliehen würde, in dem der Geruch von

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