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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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stehe nicht besonders darauf, angefasst zu werden. Ich fühle mich dabei unbehaglich. Erwartet man von mir, dass ich die Berührung erwidere? Es einfach geschehen lasse? Zurückweiche?
    „Bleiben Sie, Miss McQuade. Bitte. Es gibt vieles, das ich Sie fragen muss.“
    „Miss?“ Die klitzekleine Sekretärin schnaubte verächtlich.
    Tja, jetzt wollte ich auf einmal unbedingt bleiben.
    „In Ordnung.“ Ich zuckte mit den Schultern, und seine Hand glitt von meinem Arm.
    Um Mandenauers Lippen zuckte es. War das ein Lächeln gewesen? Nein, wahrscheinlich hatte er nur Schluckauf.
    „Nun, Sheriff.“ Er wandte sich Clyde zu. „Wie ich höre, gibt es keine Leichen, die ich mir ansehen könnte.“
    Clyde runzelte die Stirn. „Warum wollen Sie die überhaupt sehen? Ziehen Sie los und erschießen Sie den Wolf.“
    „Alles zu seiner Zeit. Ich möchte jedes noch so kleine Detail über meine Beute wissen.“
    „Es ist ein Wolf. Was gibt es sonst noch zu wissen?“
    Mandenauer ignorierte die Bemerkung und wandte sich nun an Bozeman. „Was haben Sie herausgefunden, als Sie die Leichen­ untersuchten?“
    Bozeman errötete. „Ich, äh, nun j a … “
    „Das hat er nicht.“ Die Worte schlüpften aus meinem Mund, noch bevor ich sie aufhalten konnte. Ganz ehrlich.
    Mandenauer drehte sich zu mir um. „Er hat nichts heraus­gefunden?“
    „Er hat sie nicht untersucht. Es war sein freier Tag.“
    Bozeman starrte mich hinter Mandenauers Rücken finster an. Was keine neue Erfahrung war.
    „Ich verstehe“, sagte Mandenauer, obwohl ich deutlich sehen konnte, dass er das nicht tat. Ohne Zweifel war Faulheit für ihn ebenso verabscheuungswürdig wie für den restlichen Bevöl­kerungsteil, der während der Weltwirtschaftskrise aufgewachsen war. „Falls die Leichen gefunden werden, sollte man sie unverzüglich verbrennen.“
    „Verbrennen?“,wiederholteClydeimselbenMoment,alsBoze ­ man fragte: „Was ist mit der Autopsie?“
    „EineAutopsiewäreinAnbetrachtderVerwesung,diebeidie­ser sommerlichen Hitze zweifellos stattgefunden haben würde, nutzlos.“
    Dieser Gedanke ließ uns alle zusammenzucken.
    „Es ist das Beste, sie zu verbrennen, bevor sich die Krankheit ausbreitet.“
    „Seit wann wird Tollwut durch die Luft übertragen?“, wollte Clyde wissen.
    „Wer redet denn von Tollwut?“
    Clyde blinzelte. „Wir?“
    Mandenauer schüttelte den Kopf und starrte Bozeman mit übertriebener Enttäuschung an. „Doktor, haben Sie dem Sheriff denn nicht mitgeteilt, was unsere gute Miss McQuade hier längst weiß?“
    Der Gerichtsmediziner spreizte die Hände und zuckte mit den Achseln. Dann sahen alle zu mir.
    „Jessie?“ In Clydes Stimme schwang ein warnender Unterton mit. „Wovon zum Teufel spricht er?“
    Ich hatte nicht die Gelegenheit gehabt, Clyde alles zu sagen, was ich herausgefunden hatt e – über Tollwut und Totems und Manitus . Ich hatte die Theorien aus meinem Bericht heraus­gehalten.
    „Tollwut hat bei Menschen eine Inkubationszeit von ein bis drei Monaten.“
    „Was?“, fauchte Clyde.
    Bozeman zuckte zusammen. Um ehrlich zu sein, ich auch.
    „Was für ein Idiot sind Sie eigentlich?“ Dankenswerterweise sprach er mit Bozeman und nicht mit mir. „Die ganze Zeit denke ich, dass wir es mit Tollwut zu tun haben, dabei kann das gar nicht sein, oder? Sie sind ein verdammter Mediziner. Sie sollten so etwas wissen.“
    „Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, Sheriff, dass Tollwut heutzutage bei Menschen nicht mehr oft vorkommt. Und wenn doch, führt die Infektion nur noch selten zum Tod.“
    „Sagen Sie das mal Karen Larson“, murmelte ich.
    Bozemans finsterer Blick war eine genaue Kopie des vorherigen. Der Mann war einfach nicht originell.
    „Womit haben wir es dann zu tun?“, fragte Clyde.
    „Das ist ziemlich schwer zu bestimmen, ohne die Leichen .“ Ich zwinkerte Bozeman und seiner klitzekleinen Sekretärin zu.
    Sie schien nun endlich nichts mehr zu sagen zu haben. Tatsäch­lich wirkte sie ein wenig schuldbewusst. Das würde mir genauso gehen, wenn während meiner Arbeitszeit Leichen verschwunden wären.
    Bozeman zuckte mit den Schultern. Clyde stieß ein angewidertes Schnauben aus.
    Mandenauer räusperte sich. „Ich habe eine Idee.“
    „Lassen Sie sie hören.“
    „Tollwut.“
    Jeder im Raum glotzte ihn an. Ich fragte mich, ob bei Mande­nauer eine Schraube locker war; ob er im Oberstübchen noch ganz richtig tickte; ob er einen Sprung in der Schüssel hatte.
    „Si r … “, begann ich.
    Er hob

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