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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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bevor um elf meine Schicht anfing. Ich hätte mir noch eine zweite Cola im Sportsman ge­nehmigen können, was ich normalerweise auch tat, wenn ich dort aß.
    Aber heute Abend hatten mich die Gäste genau wie der Besitzer, der Barkeeper und die Kellnerinnen mit Fragen bestürmt, was denn faul wäre bei uns in Miniwa. Ich beantwortete sie, so gut ich konnte, ohne ihnen dabei wirklich etwas zu verraten, das sie noch nicht wussten.
    Sie waren jedoch nervös und machten damit mich nervös. Deshalb verabschiedete ich mich nach meinem ersten, großen Glas.
    Und was jetzt?
    Abende wie diese riefen mir stets die Armseligkeit meines Lebens in Erinnerung. Ich hatte keine Freunde außer Zee, und sie würde ich bald genug sehen. Keinen festen Freun d – ohne Flachs. Keine Familie mit Ausnahme meiner Mutter, die in Ari­zona lebte. Gott sei Dank.
    An den meisten Tagen war ich völlig zufrieden damit, wie die Dinge standen. Ich hatte den Job, den ich immer wollte, und zwar in einer Stadt, die ich immer geliebt habe. Ich hatte eine nette Wohnung und die Aussicht auf eine bessere Zukunft.
    Ich hatte direkt außerhalb von Miniwa hundert Hektar Land gekauft, wo ich irgendwann ein Haus bauen wollte. Mein Leben war vielleicht nicht perfekt, aber ganz bestimmt war es auch nicht zum Kotzen. Trotzdem gab es Momente, in denen ich mich einfac h … einsam fühlte.
    Ich könnte zu meinem Grundstück rausfahren und ein paar Runden in meinem privaten Weiher drehen. Statt zu joggen, was viele meiner Kollege n – inklusive Clyd e – taten, um sich fit zu halten, zog ich es vor, zu schwimmen. Wesentlich weniger Belastung für die Knie und eine tolle Art, den Oberkörper zu trainieren.
    Ich bin unbedingt für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, aber mit der Natur lässt sich einfach nicht streiten. Männer hatten mehr Kraft im Oberkörper. Das gefiel mir nicht, aber durch Jammern würde sich das nicht ändern. Durch Runden in meinem Teich hingegen schon.
    Ich parkte den Crown Victoria auf meinem Stellplatz. Da einer der Vorzüge meines Jobs darin bestand, dass ich den Dienstwagen auch privat nutzen durft e – innerhalb gewisser Grenze n – , besaß ich gar kein eigenes Auto. Ich fuhr selten anderswohin.
    Ich starrte zu meiner Wohnung hoch. Obwohl Sommer war, hatte der Nachtwind im nördlichen Wisconsin etwas Frostiges. Die Vorstellung, in meinen Badeanzug zu schlüpfen und in einen Weiher einzutauchen, war wenig verlockend.
    Die Tatsache, dass dieser Weiher am Rand eines sehr dichten und dunklen Waldstücks lag, machte die Verlockung noch geringer. Ich war kein Angsthase, aber auch keine Idiotin. Bis das Wolfproblem gelöst war, konnte ich genauso gut im Fitnesscenter schwimmen, so wie ich es den ganzen Winter über getan hatte.
    Vielleicht würde ich mir die zweite Cola auf meinem selten genutzten Balkon genehmigen, wo ich es mir auf meinen selten genutzten Terrassenmöbeln bequem machen könnte. Ich hatte von dort eine hübsche Aussicht, falls ich mir je die Zeit nehmen würde, sie zu betrachten. Der Balkon wurde von Bäumen überschattet, und jemand hatte auf einem kleinen Hügelchen östlich von mir einen Blumengarten angelegt. Vielleicht würde ich mir heute Abend die Zeit nehmen.
    Sobald ich drinnen war, nahm ich die Pistole ab, legte sie auf den Kühlschrank und steckte die Kugeln in meine Hosentasche. Eine Menge Sicherheitsvorkehrungen für eine allein lebende Frau, aber man konnte nie wissen, wann man vielleicht Gesellschaft bekam. Auf diese Weise hätte jemand, der die Waffe fand, nicht eine einzige Kugel. Falls ich die Waffe bräuchte, hätte ich die Kugeln bereits bei mir.
    Ich schlang den schweren Ausrüstungsgürtel über den Mantelhaken. Mein Blick fiel auf das Handy, das noch immer in seiner Tasche steckte.
    Ich runzelte die Stirn. Warum hatte Cadotte nicht angerufen? Ich musste das Totem wiederhaben, bevor Clyde noch einen Tobsuchtsanfall bekam.
    Ich sah auf meinen Anrufbeantworter, aber das Licht blinkte nicht. Ich überprüfte das Handy an meinem Gürtel. Manchmal fiel in den tiefen Wäldern das Netz aus und manchmal nicht. Warum oder warum nicht ist ein Rätsel. Aber mein Empfang war bestens, und auch hier war keine Nachricht hinterlassen worden.
    Mir stach mein eigener Geruch in die Nase, und ich steuerte das Badezimmer an. Verschwundene Leichen und tollwütige Wölfe sorgten für jede Menge nervösen Schweiß. Ich zog mich bis zur Hüfte aus, nahm eine rasche Schwammreinigung vor und holte ein frisches, kurzärmeliges

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