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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Khakihemd aus meinem Kleiderschrank.
    Ich knöpfte es zu, ging in die Küche zurück und schnappte mir eine der beiden verbliebenen Coladosen. Ich musste unbedingt einkaufen gehe n – was ich nicht ausstehen konnte. Wenn man allein lebt und nur selten kocht, ist die Auswahl in einem Lebensmittelladen verwirrend groß. Meistens kam ich mit Zeug zurück, das ich nicht brauchte und von dem ich oft noch nicht mal wusste, was man damit anfing.
    Etwas klirrte gegen die Panoramaschiebetüren, die zu mei­nemBalkon führten. Ich sah hinüber. Nichts als schwarze Nacht füllte das Glas. Das Einzige, was ich sehen konnte, war ich selbst.
    „Vermutlich ein wirklich großer Käfer“, murmelte ich. „Oder ein dummer niedrig fliegender Vogel.“
    Ich durchquerte den kleinen Wohnbereich, schnippte das Schloss auf, schob den Metallriegel zur Seite, der die Türen zusätzlich sicherte, dann öffnete ich sie. Grillen zirpten; die Bäume raschelten; ein kalter Wind fegte in meine Wohnung. Mir war nie zuvor aufgefallen, wie dunkel diese Seite des Gebäudes war.
    Ich warf einen langen, sehnsüchtigen Blick auf meine Pistole, dann schüttelte ich den Kopf. Ich würde nicht bewaffnet auf meinem Balkon sitzen. Es war ein Ort der Entspannung. Abgesehen davon, was könnte mich hier oben schon angreifen? Selbst ein Wolf würde es nicht schaffen, fünfzehn Meter hoch zu springen. Oder doch?
    Daicheshasste,Angstzuhaben,zwangichmich,aufdenBal­kon hinauszutreten. Mit meiner Cola in den Händen, legte ich die Unterarme auf das Geländer.
    DereinzigeGrundfürmeinFröstelnwardereisigeWind.WährendichaufdenWaldstarrte,sahichetwasanseinenAus­läufern entlangschleichen. Etwas, das sich nah am Boden bewegte; etwas Pelziges mit einem Schwanz.
    „Ein Kojote“, sagte ich, und meine Stimme klang überlaut in der nächtlichen Stille.
    Ich dachte über das nach, was ich gesagt hatte, und runzelte die Stirn. Wölfe würden keine Kojoten in ihrem Revier dulden. Hat­te ich demnach wirklich gesehen, was ich glaubte, gesehen zu haben?
    Ich richtete mich auf und suchte wieder die Baumgrenze ab. Aber die Nacht war zu dunkel. Wo war der Mond?
    Als ich zum Himmel hochsah, entdeckte ich auf halbem Weg zwischen der Erde und dem Zenit einen gedämpften, silbrigen Schimmer. Wann waren diese Wolken aufgezogen?
    Das Geräusch von Füßen, die auf Erde und Stein traten, lenk­te meine Aufmerksamkeit vom Himmel zum Boden. Unter meinem Balkon stand ein Mann.
    Die Cola flutschte aus meiner Hand. Ich keuchte. Er sah nach oben und fing die Büchse, eine Sekunde bevor sie auf seinen Kopf krachen konnte, in der Luft auf.
    Limonade schwappte über sein Hemd. Unsere Blicke trafen sich.
    „Bewerfen Sie jeden mit Gegenständen, oder hatte ich einfach nur Glück?“, fragte William Cadotte.

10
    „Wo zur Hölle kommen Sie her?“, fragte ich barsch.
    Mein Herz hämmerte wie wild, und meine Hände zitterten. Er hatte mich erschreckt, und das nicht nur durch sein plötz­liches Auftauchen aus dem Nichts, sondern auch, weil er um ein Haar in meinem Garten k.o. gegangen wäre.
    „Jetzt im Moment oder allgemein?“
    „Was?“
    „Ursprünglich komme ich aus Minnesota. Jetzt gerade komme ich aus diesem Wald.“
    „Dem Wald?“
    „Sie wissen schon, wo die Bäume so nah zusammenstehen?“
    EinWitzboldunddamitgenaudas,wasichjetztnichtbrauchte.
    „Sie sollten nachts nicht allein dort draußen sein.“
    „Ich denke, ich kann auf mich selbst aufpassen.“ Er hob die Colabüchse an die Lippen und leerte den Rest in einem einzigen, langen Zug.
    Ich bemerkte, dass mich das Spiel der Muskeln an seiner Kehle übermäßig faszinierte. Es war wirklich beeindruckend, wie er die Dose aus der Luft gefangen hatte.
    „Wie haben Sie das gemacht?“, fragte ich.
    Er zerdrückte die Büchse mit einer Hand. Mein Herz klopfte wie wild.
    „Was gemacht?“
    Ich zeigte auf die Coladose. „Ihre Reflexe scheinen geradezu übermenschlich zu sein.“
    „An mir ist vieles übermenschlich.“ Er grinste. „Wollen Sie mal sehen?“
    Der Mann flirtete genauso leicht wie er atmete. Aber warum flirtete er ausgerechnet mit mir?
    „Nein, danke. Was machen Sie hier?“
    „Ich habe Ihre Nachricht bekommen.“ Er fasste in die Tasche seiner Jeans, dann hielt er zwischen Daumen und Zeigefinger irgendetwas hoch. Der Mond war hinter den Wolken hervorgekommen, und ich konnte Cadottes Gesicht jetzt sehen, wenn auch nicht viel mehr. Trotzdem folgerte ich aus dem Abstand zwischen seinen Fingern, dass er mir das Totem

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