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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hinzu.
    „Sie sind wirklich ein entschlussfreudiger Teufelskerl, nicht wahr?“
    Um seine Mundwinkel zuckte es. Davon ausgehend, was ich bisher an Mandenauer beobachtet hatte, war es schon fast ein Grinsen. „Ich bemühe mich stets um Unvoreingenommenheit.“
    „Wem gegenüber?“
    „Sämtlichen existierenden Möglichkeiten gegenüber. Man kann nie wissen, ob etwas, das man für irrelevant hält, sich nicht tatsächlich als überaus relevant entpuppt.“
    In dem Punkt stimmte ich mit ihm überein. Saubere Polizeiarbeit beinhaltete, die Dinge aus jedem Blickwinkel zu betrachten und niemals etwas zu übersehen. Was der Grund war, weshalb ich die Sache mit dem Totem nicht einfach ad acta legen würde.
    „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich nun herumführen und mir zeigen würden, in welche Richtung der Wolf verschwunden ist, und wo Sie seine Spur verloren haben.“
    Ich deutete auf die Bremsspuren von Karen Larsons Gelände­wagen.
    „IhreLängeweistdaraufhin,dasssienichtbesondersschnellunterwegswar,aberauchkeinelangeVorwarnunghatte.Ichha­be einmal ein Reh angefahren, und es kam mir damals vor, als wäre das Tier einfach aus dem Asphalt herausgesprungen. Die Straße war absolut frei, und im nächsten Moment hatte ich Wildbret auf meinem Kühlergrill.“
    „Charmant“, murmelte Mandenauer.
    Charmant. Ja, das klang ganz nach mir.
    Ich zeigte auf die Wälder. „Die Blutspur führte in diese Richtung.“
    Er folgte mir von der Straße weg. Nicht ein einziges Fahrzeug war vorbeigekommen, während wir den Unfallort überprüft hatten. Was nicht weiter ungewöhnlich war. Das größte Verkehrsaufkommen gab es auf dem Highway 199 freitagabends und sonn­tagnachmittags. Dann fuhren die Autos von hier bis nach Stevens Point Stoßstange an Stoßstange. Ansonsten waren zwei Fahrzeuge pro Stunde der Durchschnitt.
    Ich bewegte mich langsam die sanfte Böschung hinunter, bevor ich anschließend aus dem hellen Sonnenlicht in die kühle Dämmrigkeit des Waldes eintauchte. Es gab in diesen Wäldern viele tiefe, feuchtkalte Stellen, die die Sonne noch nie berührt hatte.IchmochtedieseOrtenichtundmiedsie,sogutichkonnte,aber sie waren trotzdem da.
    IchschlugdieRichtungein,inderCadottesHüttelag.DieBlutspurwarlängstverschwunden,verdecktvonErdeoderBlät­tern, weggewaschen vom Regen, vielleicht aufgefressen von anderen Tieren. Wäre ich den glänzenden, schwarzen Klecksen nicht selbst gefolgt, hätte ich jetzt Mühe gehabt zu glauben, dass sie je da gewesen waren.
    „Sind Sie sicher, dass dies der richtige Weg ist?“ Mandenauer hielt mit mir Schritt, ohne auch nur schwer zu atmen. Für einen alten Mann war er verdammt gut in Form.
    „Ich habe einen ziemlich ausgeprägten Orientierungssinn.“
    Um ehrlich zu sein, brauchte ich bei Tageslicht weder meinen­ Orientierungssinn noch die Blutspur, weil es nämlich einen Fußpfad gab, der direkt zu Cadottes Hütte führte. Bei Nacht hatte der Wald trotz des hellen Mondscheins verwildert und zuge­wuchert gewirkt.
    Aber wenn ich meine Gedanken beisammen gehabt hätt e – damals wie jetz t – , wäre mir klar geworden, dass Cadotte irgendwie zu seinem Blockhaus gelangen musste. Da es keine Straße gab, konnte er nicht hinfahren. Er musste irgendwo parken und den Rest zu Fuß laufen.
    Genau wie bei meinem vorherigen Besuch öffnete sich die Lichtung ganz plötzlich, und da stand die Hütte. Puff.
    Mandenauer stockte der Atem, und er blieb stehen. Zumindest war ich nicht die Einzige, die fand, dass Cadottes Blockhaus so überraschend aufzutauchen schien wie in einem Märchen.
    In einem grimmschen Märchen natürlich. Die nördlichen Wälder waren ein bisschen zu gespenstisch und dunkel, um Schau­platz von Geschichten zu sein, die von Feen mit silbernen Flü­geln und tanzenden Mäusen handelten. Sie passten eher zu kleine Mädchen verschlingenden Wölfen und kannibalistischen Hexen.
    „Ich hab sie hier drüben verloren.“
    Ich ging über die Lichtung und dann ein paar Schritte den Pfad hinunter. Mandenauer folgte mir. Er sank in die Hocke und blickte prüfend zu Boden. Er nahm etwas Erde auf, roch daran und ließ sie zwischen seinen Fingern hindurchrieseln. Dann schnupperte er im Wind.
    Ich zuckte die Achseln. Wenn es ihn antörnte.
    „Ich muss mit dem Besitzer der Hütte sprechen“, sagte ich.
    Mandenauer nickte, dann entließ er mich mit einem gnädigen Winken und ging ein wenig tiefer in den Wald hinein.
    Ich kehrte auf die Lichtung zurück und stieg die Stufen zur

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