Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss
umgekehrt.“
„So oder so gewinnen wir.“
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
„Hast du in letzter Zeit etwas von deiner Mom gehört?“, fragte Zee.
„Von wem?“
Zee zündete sich eine weitere Zigarette am Stummel der letzten an. „Ich schätze nicht.“
Sie inhalierte tief und stieß dann mit einem zufriedenen Seufzen den Rauch aus. Sie und ich hatten seit langer Zeit kein gutes Gespräch mehr geführt. In Anbetracht unseres Altersunterschieds würde man nicht glauben, dass wir dazu überhaupt in der Lage waren. Aber Zee war im Herzen jung geblieben, trotz des schwarzen Teers, der vermutlich daran klebte. Sie war die beste Freundin, die ich je gehabt hatte, und ich liebte sie.
„Wirst du deiner Mom von dem Typen erzählen?“
„Welcher Typ?“
„Verarsch mich nicht. Cadotte. Ist er so gut, wie er aussieht?“
„Wann hast du ihn gesehen? Und woher weißt d u … “ Ich fahndete nach einem Wort. „Irgendetwas?“
„Ich habe meine Quellen.“
Die hatte sie zweifellos. Quellen, die sie mir niemals enthüllen würde. Die Frau wusste alles, was in Miniwa passierte. Es war geradezu unheimlich. Und oft ziemlich praktisch. Es sei denn, ich war diejenige, über die sie alles wusste.
Ich kniff die Augen zusammen. „Du hast es doch nicht Clyde erzählt, oder?“
Zee schüttelte den Kopf. „Clyde hat im Moment schon genug Probleme. Er sieht in dir eine Tochte r – oder zumindest beinahe. Er würde Cadotte umbringen, wenn er wüsste, dass er dich bumst.“
„Reizend“, murmelte ich. Obwohl bumsen vermutlich ein ziemlich treffendes Wort für das war, was wir getan hatten.
Aber ich interessierte mich mehr für Zees Bemerkung über Clydes angebliche Gefühle mir gegenüber. „Clyde sieht in mir eine Tochter?“
Ich hörte die Hoffnung in meiner Stimme und verfluchte mich selbst. Ich hatte nie einen Vater gehabt. Ich brauchte auch jetzt keinen.
Zee sah mich einen Moment lang nachdenklich an. „Sicher. So wie ich in dir die Enkelin sehe, die ich nie haben werde.“
„Keine anständige Großmutter würde je das Wort bumsen benutzen.“
Zee gackerte. „Freut dich das etwa?“
„Da liegst du verdammt richtig.“
Zee und ich hatten im Lauf der Jahre über viele Dinge geredet, aber die meisten davon betrafen die Gegenwart. Was wir heute getan hatten, was wir morgen gern tun würden, wer einen besseren Hintern hatte als Jimmy Smits.
Sie hatte mir einmal erzählt, dass ihre Familie tot wäre. Sie war nach Miniwa gekommen, weil sie keinen anderen Ort gehabt hatte, an den sie gehen konnte, und war geblieben, weil sie die Bäume mochte. Ihr Gesicht war damals so traurig gewesen, dass ich es nie mehr über mich gebracht hatte, sie noch mal nach ihrer Vergangenheit zu fragen.
„Also, was willst du deiner lieben Rabenmutter über den Typen sagen?“
„Äh, nichts?“
„Das wäre auch mein Rat. Sie würde einen hysterischen Anfall kriegen.“
Zee hatte meine Mutter einmal getroffen. Es war Hass auf den ersten Blick gewese n – beiderseits. Meine Mutter behauptete, ich würde, nur um sie zu ärgern, an Zee hängen wie Moos an einem Baum, und vielleicht stimmte das. Aber Zee hatte mir in den Jahren, seit ich mit ihr arbeitete, mehr Zuneigung und Unterstützung entgegengebracht als meine Mutter während meines ganzen Lebens. Traurig, aber wahr.
„Auch wenn ich der Rabenmutter in diesem Fall vielleicht sogar zustimmen müsste.“
Ich starrte sie mit offenem Mund an. „Wie bitte?“
Zee zuckte die Achseln. „Es sei denn, du besorgst es ihm einfach nur.“
Tatsächlich hatte er es mir besorg t – und das nicht zu knap p – , aber das war meine Privatsache.
„Da ist nichts Ernsthaftes im Busch zwischen dir und ihm, oder?“ Zee starrte mich viel zu intensiv an. Ich begann zu schwitzen. „Du verwechselst Sex nicht mit Liebe oder so was in der Art?“
„Natürlich nicht. Sehe ich aus, als wäre ich bescheuert?“
„Das habe ich nie behauptet. Ich möchte nur nicht, dass du verletzt wirst.“
„Und das könnte passieren, wei l … ?“
„Gemischtrassige Beziehungen nie funktionieren.“
Ich wusste, dass Zee nicht viel für Indianer übrig hatte, aber ich hätte nie gedacht, dass sie ihre Vorurteile so unverhohlen aussprechen würde.
„Was versuchst du, mir zu sagen, Zee?“
„Ich bin einmal mit einem wunderschönen Mann ausgegangen.“ Ihre Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an. „Am Anfang war es nett. Aber nicht lange. Er war tatsächlich der
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