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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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abreisen.“
    Ich verbrachte die nächsten Stunden damit, Schusswaffen zu konfiszieren. Als mein Wagen voll war und meine Taschen vor Kugeln überquollen, fuhr ich aufs Revier.
    Ich wusste, dass ich auf verlorenem Posten stand. Jeder dieser Kerle besaß noch weitere Waffen. Bei Einbruch der Nacht würden sie draußen in den Wäldern sein. Jemand würde erschossen werden. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Jemand nicht ich sein würde.
    Clyde war immer noch nicht aufgetaucht, was seltsam war. Trotz all seiner kleinen Marotten hatte er die Dinge für gewöhnlich unter Kontrolle.
    Und auch kein Mandenauer. Was nicht so seltsam war, wenn man die Umstände betrachtete.
    Nachdem ich sämtliche Schusswaffen etikettiert, registriert undweggesperrthatte,machteichZeeausfindig.SiesaßimPausenraum,eineTasseKaffeeinderlinkenHand,eineZigarettein der rechten und ein Roastbeef-Sandwich von der Größe eines kleinen Hundes dazwischen.
    Ich schwöre, dass sie bei jeder Mahlzeit rotes Fleisch aß. Zees Langlebigkeit war ein unaufhörliches Rätsel, so wie viele andere. Ich hatte Geschichten über Großtante Helga gehört, die ihr ganzes Leben lang geraucht hatte und trotzdem einhundertvier geworden war, im Gegensatz zu all den joggenden Reformkost-Fanatikern, die mit zweiundvierzig umkippten. Was schließen wir daraus?
    Da Zee gerade ihren Spaß hatte, schlich ich mich rückwärts wieder aus dem Pausenraum, um sie nicht zu stören.
    „Wo gehst du hin?“
    Sie drehte sich nicht mal zu mir um. Die Frau hatte Ohren wie eine Fledermaus. Und sie sah auch aus wie eine.
    „Ich muss Clyde finden.“
    „Setz dich.“
    Zee deutete auf den Stuhl rechts von ihr. Mit einem Blick auf ihre glimmende Zigarette setzte ich mich auf den zu ihrer Linken.
    „Willst du die Hälfte?“ Sie zeigte auf das Sandwich.
    Dick, rot und saftig hing das Fleisch aus dem Brot heraus. Zusammen mit dem Meerrettich erinnerte mich der Geruch an die Wolfsverbrennung im Wald. Ich schüttelte den Kopf und schluckte schwer.
    Zee zuckte die Achseln. „Mehr für mich.“
    Sie machte mit dem Sandwich kurzen Prozess. Die Frau konnte echt was vertilgen. Wie sie trotzdem zaundürr bleiben konnte, war ein weiteres kleines Mysterium des Lebens. Allerdings lebte sie, auch wenn sie die Angewohnheit hatte, sich von Zeit zu Zeit den Bauch vollzuschlagen, die restliche Zeit von Kaffee und Ziga­retten.
    Mit einem Seufzen und einem Tätscheln ihres zufriedenen Magens lehnte sie sich zurück und hob ihre Zigarette an die Lippen. Ich verzog das Gesicht. Sie blies mir Rauchringe entgegen.
    Ich wedelte sie weg. „Du weißt, dass ich das hasse.“
    „Was der Grund ist, warum ich es tue.“ Sie zwinkerte mir zu. „Wie mir zu Ohren gekommen ist, sind irgendwelche Beweismittel verschwunden.“
    „Ja.“
    „Da ich für die Asservatenkammer verantwortlich bin, gefällt mir das gar nicht.“
    Das scharfe Klicken ihres Fingernagels auf der Tischplatte verlieh Zees Verärgerung Nachdruck. Ich wappnete mich für die Explosion, die nun folgen würde. Stattdessen nahm sie einen weiteren Zug von ihrer Kippe und ließ den Rauch im Zeitlupentempo entweichen.
    „Mir war auch nicht gerade nach einem Freudentanz zumute, als ich es entdeckt habe.“
    „Irgendeine Ahnung, wo das Zeug sein könnte?“
    „Wenn ich es wüsste, dann würde es nicht vermisst werden.“
    Sie zog eine Braue hoch. „Willst du mir jetzt auf die witzige Tour kommen?“
    „Nein, Ma’am. Ich muss Clyde finden.“
    „Viel Glück. Er ist nach dem Krankenhaus heimgefahren.“
    „Dann werde ich ihn zu Hause anrufen.“ Ich schob meinen Stuhl zurück.
    Zee griff nach meinem Arm. „Lass ihn in Ruhe.“
    Etwas in ihrer Stimme ließ mich innehalten. „Warum?“
    Sie zog wieder an ihrer Zigarette und stieß den Qualm durch den Mundwinkel aus, zur Abwechslung mal nicht in meine Richtung. „Er nimmt es schwer.“
    „Was?“
    „Clyde ist mit Mels Dad zur Schule gegangen. Er musste Tony sagen, was passiert ist. Und Cherry steht völlig neben sich.“
    „Oh.“ Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.
    „Ich habe ihm das mit den Touristen und den Waffennarren erzählt. Er hat Verstärkung aus Clearwater angefordert.“
    Ich dachte an die Vielzahl der Einwohner mit Schusswaffen, an die Tiefe, Dunkelheit und Ausdehnung der Wälder.
    „Das wird bestimmt helfen.“
    Mein Sarkasmus musste unüberhörbar gewesen sein, denn Zee schnaubte: „Wer weiß, vielleicht werden diese Idioten die Wolfspopulation ausdünnen.“
    „Oder aber

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