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Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Soldaten hindurch zu dem hölzernen Aufbau, von dem aus die Ruderbänke überblickt werden konnten, die bei voll gehißtem Segel nur teilbesetzt waren, um jederzeit Steuermanöver ausführen zu können.
    Auf dem Podest standen der Befehlshaber des Heeres, das Minos für diese Expedition aufgeboten hatte, und der Schiffsführer. Der Feldherr hieß Thalius. Er grüßte Dakaris höflich und widmete ihm sofort die Aufmerksamkeit, die er vorher Parask, dem Kapitän, geschenkt hatte.
    Auch Parask nickte dem Auguren, über dessen Rolle sich ein jeder so unklar war wie über den Sinn und Zweck der Frachtkiste, nach außen hin freundlich zu.
    Daß die beiden größte Vorbehalte gegen ihn hegten, empfand Da-karis angesichts der besonderen Situation als völlig normal.
    Der Status, den Minos dem Auguren offiziell verliehen hatte, brachte automatisch nicht nur Vorteile mit sich. Selbst Thalius war ihm unterstellt, und bedachte man dies, hielt sich der verdienstreiche Feldherr geradezu bewundernswert gut.
    »Wahrscheinlich wollt Ihr uns auch heute nicht verraten, was für ein Gastgeschenk wir den Bewohnern der Insel, nach der wir suchen, mitbringen?« Thalius lächelte fröhlich, wenn er sein Gesicht Dakaris oder Parask zuwandte. Wann immer er aber einen Kontrollblick auf seine Leute warf, ersetzte pure Autorität das Lächeln. Da-karis fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, wie streng und souverän der Feldherr seine Krieger in einer Schlacht führte.
    Gleichzeitig hoffte er, daß die Lage es nie erfordern würde, daß Thalius sein Kriegsgeschick unter Beweis stellte. Die Krieger sollten die Bitte von König Minos an die Hyperboreer unterstreichen, aber keinesfalls den Eindruck erzeugen, die Kreter seien auf einem Eroberungszug.
    Nicht Waffen, sondern diplomatisches Geschick und Fingerspitzengefühl werden darüber entscheiden, ob sie uns glauben, unsere verzweifelt Lage akzeptieren und uns ihre Hilfe anbieten - oder uns mit Gewalt begegnen. In letzterem Fall gäbe es keine Sieger, nur Verlierer ...
    »Ihr habt recht«, ging Dakaris auf Thalius' Scherz ein. »Mögt Ihr keine Überraschungen?«
    Das Mienenspiel des Feldherrn wechselte. »Nein. In meinem Metier enden sie meist böse.«
    »Wissen wiegt schwerer als Unwissenheit«, philosophierte Daka-ris. »Hinterfragt es nicht, glaubt mir einfach, wenn ich Euch versichere, daß Ihr froh sein könnt, die wahre Bedeutung unserer Mission nicht einmal zu ahnen!«
    »Beruhigend klingt das nicht«, mischte sich erstmals Parask in die kurze Unterhaltung ein.
    »Ein wenig Unruhe schadet nicht. Sie ist ein besserer Verbündeter als einschläfernde Arglosigkeit. Bleibt wachsam - zu jeder Stunde unserer Reise. Denn wenn wir das sagenhafte Land, die sagenhafte Insel nicht finden, werden wir unsere Heimat bei unserer Heimkehr vielleicht nicht mehr wiedererkennen .« Der Augure lächelte, um das gerade Gesagte ein wenig in seiner Wirkung zu dämpfen. Um vollends abzulenken, fragte er:
    »Wo ist Manogan?«
    »Unter Deck«, antwortete Parask. »Wenn Ihr mich fragt, sieht er nicht aus wie der Angehörige eines Volkes, das uns in welcher Hinsicht auch immer helfen könnte. Er wirkt ... primitiv.«
    Obwohl Dakaris genau denselben Eindruck bei seiner ersten Begegnung mit dem ehemaligen Schiffbrüchigen gewonnen hatte, widersprach er Parask: »Auch bei uns gibt es unendlich viele, die das schlichte Volk vertreten, und einige wenige, die dem herrschenden Geblüt entstammen oder über Gaben verfügen, die die Götter ihnen geschenkt haben. Es wäre nicht richtig, von Manogan auf die Hyperboreer als Ganzes zu schließen. Alles, was ich mir von ihm erwarte, ist, daß er unsere Sprache übersetzt. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Thalius lächelte grimmig. »Stimmt es, daß wir ihn viele Jahre gefangen hielten?«
    Dakaris bejahte.
    »Dann schlage ich vor, ihn lieber gleich den Haien zum Fraß vorzuwerfen, bevor er bei den Seinen schlecht über uns redet!«
    Er meinte es ernst.
    Dakaris ersparte sich weitere Diskussionen über etwas völlig Indiskutables. Er ließ Thalius und Parask stehen und begab sich unter Deck zu Manogan.
    *
    »Ich sprach gerade mit jemandem, der dich lieber gleich über Bord werfen würde, weil er offenbar an deiner Zusage zweifelt, uns zu helfen, eine friedliche Verständigung mit deinem Volk herzustellen«, sagte Dakaris, als er die von flackerndem Licht erhellte Kammer betrat, in der Manogan abseits der übrigen Besatzung untergebracht war. Er war nicht angekettet, sondern durfte

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