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Wolfslegende

Wolfslegende

Titel: Wolfslegende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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»Kinder« geboren, an jedem Tag seit seiner Bergung eines.
    Und Minos hatte Dakaris bald nach ihrer letzten Zusammenkunft durch seinen Boten Gortyn wissen lassen, daß er ihm eine Frist einräume, der Sache auf den Grund zu gehen, ihr Herr zu werden. Zwanzig Totgeborene wollte er erdulden, keinen einzigen mehr.
    Dann aber sollte der Scheiterhaufen errichtet werden, um die Mißgestalten zu vertilgen. Falls die Monstren auch den Flammen trotz -ten, sollte ein Schiff auslaufen und sie, mit Gewichten beschwert, an der tiefsten bekannten Stelle im Meer versenken!
    Der Augure hatte für diese Richtweisungen vollstes Verständnis. Er selbst an Minos Stelle hätte wahrscheinlich weniger Geduld aufgebracht.
    Als nun die Einladung erfolgte, war die gesetzte Frist also noch nicht abgelaufen. Dennoch spürte der Augure beim Wiedersehen mit Minos glasklar, daß dieser eine Entscheidung gefällt hatte, die ihn, Dakaris, ganz persönlich betraf.
    »Setz dich mit mir auf die Terrasse«, sagte der König. »Wein oder Wasser?«
    »Wasser«, sagte Dakaris.
    Minos klatschte in die Hände, um ein stummes Mädchen in Bewegung zu setzen, das aussah, wie man sich Artemis, die dralle Göttin der Fruchtbarkeit, vorstellte.
    »Vielleicht solltest du lieber Wein wählen«, riet er Dakaris in scherzhaftem Ton. »Er macht nicht nur trunken, manchmal weckt er auch geniale Ideen . Und nichts bräuchten wir dringender als den helfenden Genius.«
    Dakaris hielt im Gehen inne und fühlte, wie er innerlich versteifte. »Soll das ein Vorwurf sein, König? Haltet Ihr mich nicht für den geeigneten Mann, diese Angelegenheit zu meistern?«
    Minos nahm Dakaris am Arm und führte ihn aus dem Gemach hinaus auf einen Balkon des Palastes über den Klippen. Es war eine wunderschöne Nacht, und das funkelnde Diadem am Himmel ließ den Auguren für kurze Zeit beinahe vergessen, bei wem er zu Besuch war, worüber sie sprachen - und was in seinem Stadthaus unverändert auf ihn wartete, wenn er dorthin zurückkehrte.
    »Ich mache keine versteckten Vorwürfe. Wenn ich mit jemandem unzufrieden bin, bekommt er es unmißverständlich zu spüren. Nein, sei beruhigt, ich habe gelernt, mein Schicksal zu erdulden, wie könnte ich da Ungeduld zeigen, wenn ich sehe, wie sehr du dich bemühst. Gortyn berichtet mir täglich über deine Anstrengungen und deine eifersuchtsfreie Zusammenarbeit mit den Ärzten und Gelehrten. Ich habe vollstes Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten! Hätte ich es nicht, würden wir jetzt nicht miteinander sprechen.«
    Der Augure schwieg. Die Dienerin brachte sein Wasser. Der König wählte einen Kelch mit Wein.
    Dakaris netzte nur die Lippen an der kühlen Nässe, während Mi-nos den Inhalt des Kelchs förmlich hinunterstürzte.
    Die Dämonen, die in dir nagen, nährt dies eher, als daß es sie vertreibt , dachte Dakaris. Aber er schwieg. Und wartete, daß Minos auf den Grund der Einladung zu sprechen kam.
    Sie traten bis an die kunstvoll verzierte Balustrade und schauten in den dunklen Abgrund, in dem die brandenden Wellen nur zu ahnen und zu hören waren. Wenn Dakaris nach links blickte, konnte er am Palast vorbei die Ausläufer der Stadt Knossos sehen. Das Zentrum des kretischen Reiches. In dem die Unzufriedenheit wie ein Geschwür wucherte. Und wo sich geheimer Widerstand gegen den König formierte. Tagtäglich wurden Schmierereien an Mauern und auf dem Straßenpflaster entdeckt. Haßparolen, die zum Aufstand gegen den ungeliebten Herrscher anstachelten.
    Noch standen die Armeen und ihre Befehlshaber fest hinter Minos. Wie lange dies noch so bleiben würde, verrieten auch Dakaris' Zukunftsschauen nicht.
    »Heute mußte ein öffentlicher Brunnen versiegelt werden, weil sich tote Kröten in den Eimern befanden, die man heraufzog. Das Wasser, das man Tieren zu trinken gab, war vergiftet. Sie starben elendig«, sagte Minos. Er stand ganz nah neben Dakaris und strahlte Kälte aus wie ein Eisklotz. »Gestern raffte eine unbekannte Krankheit den gesamten Viehbestand des größten Bauern hinweg, der in meinem Reich lebt. Und vorgestern ...« »Ihr glaubt, all diese Ereignisse und das, was vor sieben Tagen begann, hängen zusammen?« Dakaris stellte seinen Becher ab und legte beide Handflächen auf das rauhe Geländer aus Stein.
    »Das glaube ich, ja.«
    »Aber -«
    »Jede Mißgeburt eine Plage«, sagte Minos. »Ich kann sie dir alle aufzählen, wenn es dich interessiert.«
    »Natürlich interessiert es mich, aber -«
    »Was ich dir sagen will, und

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