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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Braun
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mitmachen!«, sagte Keratô Tzerenjô wütend.
    »Ihr Herz? Was ist mit ihrem Herzen?« , fragte sich Tikia verwirrt.
    »Und als Bürgermeister dieser Stadt kann ich es auch nicht verantworten, dass dieses Mädchen länger als für ihre Genesung nötig hier bleibt! Sie hat wie eine Wahnsinnige auf einen Lastwagen geschossen. Der Fahrer ist zwar nur leicht verletzt, aber stell dir mal vor, sie hätte jemanden getötet!«
    »Aber sie hat niemanden getötet!«, begehrte Kenzô auf. »Das würde sie nie tun!«
    »Er verteidigt mich?« , wunderte sich Tikia.
    »Wäre Kerû damals nicht gewesen, gäbe es unsere Stadt nicht!«, schrie Shila und funkelte den Bürgermeister zornig an.
    Ratlos betrachtete Tikia die Szene. Sie verstand überhaupt nichts mehr. Was in Gottes Namen war passiert, während sie geschlafen hatte?
    »Aber sie …«, begehrte Keratô auf, doch als er Shilas Blick auffing, verstummte er.
    »Wäre Kerû damals nicht gewesen, würden unsere Kinder noch immer in Angst und Schrecken aufwachsen, so wie wir damals, Keratô!«
    Verwirrt schaute Tikia Shila an. Was war mit ihrem Vater?
    »Sie ist aber nicht Kerû!«, entgegnete Keratô.
    »Aber sie ist seine Tochter! Sie ist die letzte der Mayan. Sie ist die einzige Überlebende!«
    »Sie gehört nicht hierher! Genauso wenig wie Kerû hierhergehörte! Oder warum, glaubst du, ist er gegangen?«
    »Kerû ging, um deine Stadt zu schützen! Er hat die Wölfe vertrieben! Er hat ihren Anführer getötet. Er ist gegangen, um sie zu jagen. Um sie in Schach zu halten, damit sie deine Stadt nicht mehr angreifen!«
    »Ich weiß, Shila! Aber ich weiß auch, wie gefährlich diese Wölfe sind! Es war unverantwortlich von ihm, seine ganze Familie mitzunehmen!«
    »Du weißt, dass er sie nicht mitnehmen wollte. Sie ist ihm gefolgt!«, brauste Shila auf. »Er hätte sie niemals aus Fahrlässigkeit in Gefahr gebracht! Schließlich waren sie eine Familie! Und Tikia gehört jetzt zu der meinen!«
    »Dann bring sie nicht in Gefahr!«
    »Ich bringe sie nicht in Gefahr! Ich schütze sie!«
    »Willst du sie etwa hier drinnen einsperren? Sie hat Angst vor dem Leben dort draußen, Shila! Sie kennt das alles nicht! Sie wird sich niemals daran gewöhnen können! Sie gehört nicht hierher!«
    »Sie ist Kerûs und Mikûs Tochter! Sie vor den Gefahren der Wildnis zu schützen, ist ja wohl das Mindeste, was wir … was du als Bürgermeister tun kannst! Schließlich hat ihr Vater unsere Stadt vor dem Niedergang bewahrt! Und jetzt willst du sie fortjagen? Dass auch sie Opfer der Wölfe wird?«
    »Mein Vater soll die Stadt vor dem Niedergang bewahrt haben? Er hat hier gelebt?« Ungläubig starrte Tikia Shila an.
    Der alte Mann seufzte tief und setzte sich auf einen der Stühle. »Ich will doch nur das Beste für euch, Shila. Sie wird sich niemals wohlfühlen können, wenn du sie zwingst, hierzubleiben. Hier in einer ihr so fremden Welt! Sie wird sich nicht dran gewöhnen, sie ist schon sechzehn!«
    »Sie ist nicht schon sechzehn! Sie ist erst sechzehn! Und musste schon viel erleiden! Sie hat ihre ganze Familie verloren, und als sie endlich in die Stadt kam, wo sie Hilfe erwartete, wurde sie auf die wohl unfreundlichste Weise empfangen, die man sich nur denken kann. Meine Mutter hat sie in einem der elendesten Viertel dieser Stadt aufgelesen und hergebracht! Sie hat jetzt endlich ein Zuhause gefunden! Ein Zuhause, wo sie glücklich sein kann!«, brauste Kenzô wütend auf.
    »Wie kann sie in einer Welt glücklich werden, die ihr Angst macht?«
    »Ich werde sie alles lehren und sie beschützen!«, erwiderte Kenzô trotzig.
    »Junge! Es reicht nicht aus, sie zu lieben, um sie zu schützen und sie halten zu können! Tikia wird mit der Zeit selbst einsehen, dass sie nicht hierhergehört und wird dahin zurückkehren, wo sie hingehört: in die Berge!«
    »Dann werde ich sie begleiten!«, erwiderte Kenzô gelassen.
    »Du würdest keine zwei Tage in meiner Heimat überleben!« , dachte Tikia.
    »Sei doch vernünftig! Du würdest doch keine zwei Tage in den Bergen überstehen! Du bist dieses Leben nicht gewohnt, genauso wenig, wie Tikia unseres gewohnt ist! Vermutlich sehnt sie sich bereits nach der Ruhe der Berge!«
    Tikia betrachtete den alten Mann nachdenklich. So ganz unrecht hatte er mit dieser Behauptung nicht.
    »Nur weil du glaubst, dass du sie liebst, kannst du sie noch lange nicht beschützen oder gar dein Leben an ihrer Seite verbringen! Ihr lebt in zwei verschiedenen Welten,

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