Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
Vom Netzwerk:
am Stück als Wolf verbracht«, erklärte er. »Da ist es nur natürlich, dass dein Körper Zeit braucht, um
sich wieder umzustellen. Außerdem sind das Biowürstchen. Das Schwein starb also einen glücklichen Tod.«
    Ich lächelte, während er den Teller wegräumte und ein Fenster öffnete, um den Geruch der Bratwürste zu vertreiben. Dann legte er sich neben mich und streichelte meinen Rücken, bis ich wieder in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung versunken war.
    Als ich erneut aufwachte, war es draußen hell, und Red war verschwunden. Ich verspürte erneut Heißhunger und zwang mich aufzustehen. Ein seltsamer Schwindel ergriff mich, der mich nach der Couch greifen ließ, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Was zum Teufel hatte ich nur getan, um in einer solchen Verfassung zu sein?
    Ich setzte die Brille auf und wankte zu meiner Handtasche. Zwar wusste ich, dass Red sein Handy möglicherweise nicht dabeihatte, aber ich verspürte ein solch überwältigendes Bedürfnis, ihm meine Liebe mitzuteilen, dass ich es wenigstens versuchen wollte. Mein linker Arm brannte bis zu meinem Herzen - eine Empfindung, die stetig stärker wurde. Fast wie eine allergische Reaktion. Für einen Moment fragte ich mich, was wohl passiert wäre, wenn ich Red erlaubt hätte, mir ebenfalls die Limmikin-Symbole einzubrennen. Hätte es geholfen und dieses brennende Gefühl verschwinden lassen, wenn ich das ganze Ritual über mich hätte ergehen lassen oder hätte ich mich dann noch mehr nach meinem Liebsten verzehrt? Ich würde es wohl nie herausfinden.
    Als ich mein Handy aus der Tasche holte, entdeckte ich eine SMS von Red: Musste zu Notfall. Zum Abendessen zurück. HUNGRIG.
    Ich kicherte wie ein Teenager und überlegte, ob er mit
›HUNGRIG‹ wohl das Essen oder etwas anderes gemeint hatte. Nachdem ich die Nachricht gesichert hatte, stellte ich fest, dass es bereits nach halb neun war und mir weniger als eine halbe Stunde blieb, um mich fertig zu machen und in die Praxis zu fahren. Malachy wusste zwar, dass ich mir jeden Monat um den Vollmond herum einige Tage freinahm. Aber diesmal war ich deutlich länger als sonst ein Wolf gewesen.
    Ich hatte keine Zeit, mir noch etwas zu kochen. Für einen Augenblick überlegte ich, ob ich es vielleicht doch noch mal mit der Wurst versuchen sollte, die erstaunlich lecker gewesen war. Doch ich entschied mich dagegen.
    Stattdessen zog ich meine Hose an. Da fiel mir auf einmal etwas ein. Ich nahm wieder meine Tasche zur Hand und kramte darin so lange herum, bis ich den kleinen Wildlederbeutel fand, den mir Red für den Mondsteinanhänger gegeben hatte. Obwohl ich nicht so recht wusste, warum ich das tat, öffnete ich ihn doch und holte die Kette samt Anhänger heraus.
    Der Stein fühlte sich in meiner Hand kühl an, aber ich wusste, dass mich das Silber verbrennen würde, wenn ich es zu lange festhielt. Ohne nachzudenken legte ich die Kette um meinen Hals, während ich verwundert dachte: Ich bin verheiratet. Es hatte zwar kein Hochzeitskleid, keine Blumen und keine Barockmusik im Hintergrund gegeben, aber ich fühlte mich dennoch wie eine Braut - überglücklich und sehr geliebt.
    Ich berührte den Mondstein, ohne etwas Bestimmtes zu erwarten - höchstens eine Bestätigung, dass alles gut war und ich weiterhin glücklich sein durfte. Doch stattdessen begann der Anhänger, eine bläulich kranke Farbe zu
zeigen, die an eine Prellung erinnerte. Ich wusste nicht, was diese Farbe bedeutete, war mir aber sicher, dass sie nicht meine Stimmung wiedergab. Da fiel mir der Zustand des Zettels ein, den Lilliana zurückgelassen hatte. War es nicht ganz untypisch für meine sonst so genaue und ordentliche Freundin, ein derart schmutziges Papier in die frisch gewaschene Bluse zu stecken?

Teil drei

24
    » Willkommen zurück «, begrüßte mich Malachy, als ich durch die Hintertür hereinkam, die Tasche abstellte, meine Jacke auszog und nach meinem Arztkittel fasste, der im Schrank in unserem Büro hing. »Schönen Urlaub gehabt?«
    »Es war Vollmond, Chef.« Ich zog den weißen Mantel über und zuckte zusammen, als meine schmerzenden Schultern protestierten. »Ich hatte keine Wahl.«
    »Dann hoffe ich wenigstens, dass Sie auch Spaß hatten«, entgegnete er. Sein ironischer Tonfall passte so gar nicht zu den Anzeichen großer Erschöpfung, die ich in seinen Augen und seiner Miene erkennen konnte. Seine Wangen kamen mir noch eingefallener als sonst vor, und unter den Schichten aus Arztkittel, Wollweste und weiter

Weitere Kostenlose Bücher