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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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machen. Für einen Moment starrte ich schockiert auf die Kratzer und Flecken auf meinen nackten Beinen. Bei näherer Betrachtung sah auch Red ziemlich mitgenommen aus. Sowohl auf seinen Armen als auch auf meinen Schenkeln waren einige Bisswunden zu erkennen.
    »Mein Gott. Was ist denn aus dem schnellen Verheilen bei Werwölfen geworden?«
    »Wahrscheinlich haben wir unseren Körper zu sehr beansprucht. Möchtest du vielleicht etwas von der Bärensalbe, mit der ich dich das letzte Mal eingerieben habe?«
    »Igitt. Gibt es kein anderes Heilmittel?«
    Red bedachte mich mit einem Grinsen. »Wie wäre es mit einem heißen Bad, einem guten Frühstück und einem liebevollen Mann?«
    »Da bin ich mit von der Partie.«
    Ich zog die Bettdecke mit, als ich aufstand, und wickelte mich darin ein. Im Augenblick hatte ich keine Lust, meinen ramponierten Körper mehr als nötig zur Schau zu stellen, vor allem solange ich nicht genau sehen konnte. Ich tastete meinen Nasenrücken ab. »Weißt du zufällig, wo ich meine Brille gelassen habe?«
    »Hier. Ich habe sie auf dem Boden gefunden. Ich glaube aber nicht, dass die Gläser verkratzt sind.«
    »Danke«, erwiderte ich, nahm die Brille und betrachtete die Gläser im Licht der Gaslampen.
    »Und da sind deine Tasche und noch ein paar andere Dinge.«
    Ich setzte die Brille auf und drehte mich zu Red, der mir meine Tasche und einen ordentlich zusammengefalteten
Stapel mit meinen Klamotten reichte - und zwar genau jenes Outfit, das ich gemeinsam mit Lilliana in Manhattan erworben hatte. »Woher kommt das?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Ich hab die Sachen gestern Nacht hier auf dem Tisch entdeckt. Lilliana muss sie vorbeigebracht haben, während wir unsere Runden drehten.«
    Noch immer benommen bemerkte ich einen Zettel, der in der Tasche meiner zusammengefalteten Bluse steckte. Ehe ich ihn aufklappte, trank ich noch einen weiteren Schluck Kaffee. Dann las ich: In der Hoffnung, dass es Dir gutgeht, lasse ich Deine Sachen in der Hütte. Ruf mich an, wenn Du wieder da bist. Ich werde Dich nicht verurteilen - versprochen. Vergiss nicht, dass ich Deine Freundin bin und immer sensitiv auf Deine jeweilige Lage reagiere.Lilliana .
    Das Papier war zerknittert und etwas schmutzig, als wäre jemand draufgetreten. Seltsamerweise hatte es in der Tasche meiner Bluse gesteckt, die makellos sauber war.
    »Schöne Brille, Doc.«
    »Danke.«
    Ich blickte auf und bedachte ihn mit einem überraschten Lächeln. Etwas an Lillianas Nachricht irritierte mich. Ich wollte Red gerade fragen, seit wann er auf den Beinen war, als ich merkte, dass ich mehr als dringend auf die Toilette musste. Ich hätte zwar lieber unser Außenbad benutzt, aber das schien mir jetzt zu weit zu sein.
    »Entschuldige mich für einen Moment«, murmelte ich und eilte in die kleine Hüttentoilette.
    Schon lustig, dass all die Liebesschmonzetten, die ich gelesen hatte, nie davon erzählten, welchen Tribut ständiger Sex von dem Körper einer Frau forderte! Ich zuckte zusammen.
Vermutlich würde ich eine gute Woche brauchen, um mich zu erholen - vielmehr wäre das der Fall gewesen, hätte ich nicht den Lykanthropie-Virus aufgeschnappt.
    Als ich wieder herauskam, hatte mir Red bereits ein Bad vorbereitet. Er half mir, in die Wanne zu steigen, und reichte mir meinen Kaffee. Während meine Zerrungen und Wunden im heißen Wasser heilten, wusch mir Red die Haare. Seine Finger massierten meine Kopfhaut derart gekonnt, dass ich beinahe wieder eingeschlafen wäre.
    »Wie Malachy wohl ohne mich zurechtgekommen ist?«, sagte ich, als ich schließlich aus der Wanne stieg und Red mich in ein warmes Handtuch wickelte.
    »Darum kannst du dich später noch kümmern«, meinte er, hob mich hoch und trug mich zum Bett zurück.
    »Ich bin zu wund, um jetzt schon wieder weiterzumachen«, warnte ich ihn.
    »Verdammt. Dann sind die Flitterwochen also wirklich vorbei?«
    Ich lachte und sah ihm vom Bett aus zu, wie er für uns beide ein Frühstück aus Rühreiern und Bratwürstchen zubereitete. Wir aßen vom selben Teller und balgten uns um jeden Bissen Wurst, bis mir einfiel, dass ich normalerweise nie Fleisch aß - es sei denn, ich befand mich kurz vor der Metamorphose.
    Ich kämpfte gegen eine Welle der Übelkeit an und legte die Gabel beiseite. »Das ist aber seltsam.« Hastig biss ich von einem Stück trockenen Toast ab, in der Hoffnung, meinen Magen beruhigen zu können.
    Red verstand sofort, was los war. »Du hast gerade fünf Tage und Nächte

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