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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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hielt sich die Hand vor den Mund. »Mei’e Säh’e sin’ raus.«
    »Gütiger Himmel!«, brummte Dana und begleitete ihre Schwester zur Toilette. Ehrlich gesagt, ich hatte schon lange den Eindruck, als könnten alle drei Schwestern einen guten Zahnarzt brauchen.
    Enid räusperte sich. »Also, meine Liebe, welches soll es nun sein?«

    »Ich kann mich nicht entscheiden«, erwiderte ich. In Wirklichkeit hatte ich nach dem kleinen Zwischenfall mit den dritten Zähnen den Appetit ganz verloren.
    »Reißen Sie sich zusammen, Abra«, knurrte Malachy. »Es geht hier nur um ein Mittagessen. Wir haben noch sehr viel zu tun und kaum mehr Zeit.« Ohne den Blick von mir zu wenden, ergriff er eine Gabel und pikste eines der Würstchen auf, die Dana noch nicht weggetragen hatte. »Ah, Schweinefleisch«, murmelte er und schloss mit einem genießerischen Ausdruck die Augen. Er wischte sich das Fett von den Lippen, und ich merkte, wie mir übel wurde.
    »Das ist ekelhaft.«
    In diesem Moment kehrten die beiden Schwestern wieder zu uns zurück und lächelten mich an.
    »Und?«, wollte Penny wissen, die es aber offensichtlich nicht geschafft hatte, ihr Gebiss wieder einzusetzen.
    »Wie haben Sie sich entschieden?« Dana strahlte mich mit großen weißen Zähnen an.
    Mit den großen weißen Zähnen ihrer Schwester.
    Ich presste eine Hand auf meinen Mund und stürzte in Richtung Toilette.

28
    Als ich mich im Spiegel der Café-Toilette betrachtete, ärgerte ich mich, dass ich kein Make-up mitgenommen hatte. Meine Wangen und Lippen hatten jegliche Farbe verloren. Unter meinen Augen zeigten sich so dunkle Ringe, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Meinem Magen ging es zwar wieder besser, nachdem ich mich übergeben hatte, aber dafür pochten jetzt meine Schläfen - Vorboten einer Migräne.
    Ich lehnte mich an das Waschbecken und schloss die Augen. Ich wusste nicht, wie viel von dem, was ich gesehen hatte, der Wirklichkeit entsprach und wie viel einfach nur der surrealen Atmosphäre des Cafés geschuldet war. Allerdings war ich mir auch sicher, dass ich den Ratschlag der Schwestern ernst nehmen sollte: Es gab nur eine Wahl für mich.
    Ich seufzte. Typisch meine Mutter - mir ein Geschenk zu geben, das wehtat, wenn man es benutzte, das man aber trotzdem nicht einfach in der Schublade wegsperren und vergessen konnte.
    Jemand klopfte an die Tür. »Alles in Ordnung?« Es war Enid.
    »Ja, ich komme gleich wieder.« Ich zog das Gummiband
aus meinen Haaren, fuhr mit den Fingern hindurch und band mir dann wieder einen Zopf. An der Wand hing ein gerahmtes Foto der drei Schwestern aus den fünfziger Jahren, das vor dem Café aufgenommen worden war. Sie hatten sich kein bisschen verändert.
    Als ich die Tür der Toilette öffnete, hielt mir Enid ein Glas mit einer sprudelnden Flüssigkeit entgegen, die nach Medizin roch.
    »Hier«, sagte sie freundlich. »Das sollten Sie besser trinken.«
    »Danke«, erwiderte ich, nahm das Glas und führte es an die Lippen. Dann zögerte ich. »Ist das eine harmlose Kräutermischung oder höre ich danach vielleicht die Wände sprechen?«
    »Das ist Alka-Seltzer«, erklärte sie und richtete ihre weißen Augen auf mich. Ein kleines Lächeln spielte um ihre kaum mehr sichtbaren Lippen. »Man braucht heutzutage keine Weidenrinde oder Molche mehr anzusetzen, wenn man gleich gegenüber eine gute Apotheke hat. Und ehe du noch eine Frage mehr verschwendest, solltest du wissen, dass du nur drei Antworten bekommst. Drei pro Gast, so lautet die Regel. Und das bedeutet: insgesamt - also nicht pro Besuch. Manche versuchen, einfach wiederzukommen und von neuem zu beginnen. Aber so funktioniert das nicht.«
    Ich kniff die Augen zusammen und musterte Enid misstrauisch. »Wer seid ihr drei?« In diesem Augenblick schien die Beschreibung ›kleine alte Damen‹ auf die drei Schwestern keineswegs mehr zuzutreffen.
    Sie seufzte. »Ach, weißt du. Mit Hilfe des Internets und all dieser Quellen, die heute zur Verfügung stehen, sollte
man eigentlich annehmen, dass du das auch allein herausfinden kannst. Aber wenn du darauf bestehst …«
    »Nein. Einen Moment bitte.«
    Inzwischen wusste ich selbst die Antwort auf meine Frage und zwar lustigerweise dank der gründlichen Auseinandersetzung mit antiken Mythen in den Filmen meiner Mutter. In Vorsicht vor der Katze hatte es zugegebenermaßen zwar eine gewisse Vermengung zwischen den drei Schwestern aus der griechischen Mythologie und den drei Hexen aus Shakespeares Macbeth gegeben,

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