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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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den Schnitt in meiner Ellbogenbeuge, der daraufhin brannte. Wenn ich ihn mir zuvor jemals als Liebhaber vorgestellt hatte, so war es stets um Bücher und intelligente Gespräche gegangen - um das Zusammentreffen ähnlich Gesinnter. Doch jetzt konnte ich deutlich sehen, dass er auch noch eine andere Seite hatte, die sich in seinem Blick und der Art und Weise zeigte, wie er mich anstarrte. Er besaß ein dunkleres, sinnliches Wesen, das zwar kein Wolf war, aber wusste, was wölfisch bedeutete.
    »Das ist ja interessant«, meinte er. »Möchten Sie das vielleicht näher erläutern?«
    Es könnte gefährlich werden, wenn du mir nicht hundertprozentig vertraust , hatte Red erklärt .
    Ich hatte mich geweigert, die Symbole eingeritzt zu bekommen und somit das Ritual nicht ganz vollzogen. Jetzt wurde ich dafür bestraft. Oder in Versuchung geführt. Vielleicht war es ja auch Red, der bestraft wurde. Schuldbewusst fragte ich mich, was er wohl gerade in seinem Arm spürte.

    »Also?«, bohrte Malachy nach.
    Auch der junge Mann wartete auf eine Antwort. Diese blieb mir jedoch erspart, als Penny mit einem Tablett vollbedeckt mit dampfenden Tellern zu uns geeilt kam. Was auch immer Dana ihr gesagt haben mochte - es war ganz eindeutig, dass die Jüngere ihren Kopf durchgesetzt hatte. Sie stellte das Fondue vor uns auf den Tisch, zündete die Gasflamme an und schob dann Malachy einen Teller vor die Nase.
    »Bitte schön«, sagte sie und warf ihren blonden Pagenkopf zurück. »Vergessen Sie nicht, im Topf umzurühren. Und Vorsicht - er ist sehr heiß.«
    Der vor sich hin blubbernde Käse duftete herrlich, und mir lief das Wasser im Mund zusammen. »Danke, Penny.«
    »Guten Appetit«, erwiderte sie. Beim Weggehen murmelte sie vor sich hin: »Ha, Schwesterherz hat sich also doch geirrt.«
    Um nicht weiter über meine Zeremonie mit Red sprechen zu müssen, wandte ich mich an den jungen Mann, der inzwischen wieder sein Satellitenbild betrachtete. »Sie sind einer von Magdas Brüdern, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Ja. Ich bin Grigore, der jüngere.« Er nickte zuerst Malachy und dann mir zu. »Vasile ist Magdas Zwillingsbruder. Und Sie sind Abra. Ich habe Ihre Duftmarken im Wald wahrgenommen. Aber bitte lassen Sie sich nicht vom Essen abhalten«, fügte er hinzu und wies mit dem Kopf auf das dampfende Fondue.
    Ich spießte ein Stück Brot auf die lange Fonduegabel und tauchte es in den Käse. Trotz der seltsamen Situation, in der ich mich befand, hatte ich großen Hunger. »Hören Sie«, sagte ich, da mir plötzlich klarwurde, dass sich jetzt
vielleicht die beste Gelegenheit bot, mit meinen neuen Nachbarn ein Friedensabkommen auszuhandeln. »Ich weiß nicht, was Magda Ihnen erzählt hat, aber ich will mich weder mit Ihnen noch mit sonst jemandem streiten.«
    »Dann sollten Sie lieber wegziehen.« Grigore zuckte die Achseln und breitete hilflos die Arme aus. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte das nicht. Sie sind eine sehr attraktive Frau, und ein fruchtbares Weibchen ist immer willkommen. Aber meine Stimme zählt nicht, und ich muss meine Schwester und meinen Bruder unterstützen.«
    »Sind Sie immer ein solcher Idiot?« Malachy schob angewidert seine Tasse Tee von sich, als wäre sie es gewesen, die ihn gerade beleidigt hatte. »Sie scheinen mir doch eigentlich ein kluger junger Mann zu sein. Ich weiß gar nicht, seit wann Sie hier sind, aber Ihnen muss doch auch schon aufgefallen sein, dass wir hier zurzeit wirklich größere Probleme haben als Ihre kleinlichen Territoriumsrangeleien.«
    »Meinen Sie damit das Bärenwesen? Meine Schwester behauptet, das Gerede über diese geheimnisvolle Kreatur aus der liminalen Zone solle uns nur ablenken.« Grigore nahm seine Brille ab und putzte sie mit einer Serviette. »Aber um ehrlich zu sein, ich habe aufgehorcht. Eure Manitus klingen verdammt ähnlich wie die Kabiren - uralte griechische Gottheiten.«
    »Das meine ich nicht. Ich meine die kleine Epidemie, die wir in unserer Praxis am Hals haben.«
    Grigore zögerte einen Moment lang. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, gab er dann zu.
    »Wir glauben, dass der Lykanthropie-Virus vielleicht mutiert und jetzt auch die Tiere erwischt.« Ich warf Malachy
einen Blick zu. »Aber noch haben wir keine Bestätigung für diese Theorie.«
    Der junge Mann drückte auf eine Taste seines Laptops, um das Fenster zu schließen, mit dem er gerade beschäftigt gewesen war. Jetzt hatten wir also seine volle Aufmerksamkeit. »Aha, also eine

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