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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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bremsenden Reifen hörte. Da ich vermutete, dass es sich um einen Notfall handelte, sprang ich hastig aus dem Auto und fand mich Marlene gegenüber. Sie wirkte aufgelöst und ganz verängstigt. Ihr Gesicht war kreidebleich, die Augen hatte sie weit aufgerissen, und in ihren schwarzen Haaren hingen noch die Lockenwickler. Ihr rosafarbener Chenillepulli war voller Blut.
    »Sie müssen Queenie helfen! Sie blutet!«
    Ich rannte zu Marlenes kirschfarbenem Pick-up und riss die hintere Tür auf. Dort erwartete mich ein Anblick, wie ich ihn befürchtet hatte: Queenie hatte ein weißes Handtuch blutrot gefärbt.
    Ich verspürte keine Angst. Vor Zorn und Nervosität, die Kontrolle zu verlieren, hatte ich nämlich keine. Wenn ein
Patient vor meinen Augen zu verbluten droht, schalte ich automatisch in den Arzt-Modus um.
    »Packen Sie das Handtuch auf der anderen Seite!«, befahl ich Marlene, die neben mir stand und entsetzt auf Queenie starrte. »Auf drei … eins, zwei, drei.«
    Als wir Queenie gemeinsam aus dem Wagen hievten, wünschte ich mir, Pia wäre doch noch nicht nach Hause geschickt worden. Wir erreichten den Eingang zur Praxis, wo ich brüllte: »Aufmachen! Jemand muss die Tür öffnen!«
    Malachy eilte uns entgegen und riss die Tür auf. »Gütiger Himmel! In den OP mit ihr!«, rief er. Ich verkniff mir einen bissigen Kommentar. Wohin auch sonst?
    Marlenes sehnige Arme zitterten, als wir Queenie auf den Tisch hoben.
    »Ich bereite die Instrumente vor«, erklärte Malachy und schob die Frau beiseite, um Queenie besser untersuchen zu können. »Desinfizieren Sie sich die Hände und dann legen Sie los, Abra.«
    Ich wollte ihn gerade fragen, weshalb er nicht selbst operieren wollte, als ich sah, wie er sich eine seiner Kapseln einwarf.
    Marlene folgte mir zum Waschbecken, wo ich mir die Hände wusch und einen grünen Chirurgenkittel sowie Latexhandschuhe anzog. Ihr Gesicht wirkte alt und ohne Make-up seltsam maskulin. Sie wagte nicht, mich direkt anzusehen. »Wird sie überleben?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich, während ich meine Fingernägel schrubbte und den Wasserhahn dann mit dem Ellbogen zudrehte. »Aber falls sie stirbt, dann wissen wir jedenfalls, wer dafür verantwortlich ist.«
    »Ich habe Sie gebeten, sich darum zu kümmern! Das ist
jetzt alles Ihre Schuld! Sie halten sich wohl für verantwortungsbewusst, was? Aber das waren keine Welpen, das waren kleine Monster, die da herauskommen sollten.«
    Ich merkte kaum, wie Malachy Marlene ungeduldig aus dem Zimmer schob und sie aufforderte, draußen zu warten. Doch mir fiel auf, wie er mich scharf ansah, was mir in diesem Augenblick aber egal war.
    Meine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt Queenie, die nicht das Schicksal ihrer Welpen teilen sollte.

7
    Ich wollte nicht aufwachen. Ich wusste, dass Kopfschmerzen auf mich warten würden, sobald ich die Augen öffnete. Ich konnte es deutlich spüren. Der Schmerz pochte bereits an meinen Schläfen und wollte eingelassen werden. Ich hatte einen schlechten Geschmack im Mund, und eine Welle der Übelkeit drohte, über mir zusammenzuschlagen. Meine Muskeln schmerzten und signalisierten mir, dass das, was ich in der Nacht zuvor getan hatte, meinen Körper an seine Grenzen gebracht hatte. Oder darüber hinaus.
    »Morgen, Doc.«
    Ich stöhnte, rollte mich zur Seite und zog die Decke über den Kopf. Red, der unter dem, das mich quälte, selbst offenbar nicht litt, bedachte meinen Rist und meine Wade mit einer Reihe kleiner Küsse. Ich versuchte ihn abzuschütteln, war aber kaum in der Lage, mich zu bewegen.
    »Ich weiß, wie ich dich glücklich machen kann.«
    Red bahnte sich jetzt knabbernd einen Weg zu meiner Kniekehle. Ich zuckte zusammen, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich mich nicht wohlfühlte. Die leichten Bisse wanderten meinen Innenschenkel nach oben, während die Übelkeit gleichzeitig meine Speiseröhre emporklomm.
    Ich rollte mich zu einem Ball zusammen, ehe ich einen
Blick über die Schulter wagte. Red wirkte hemmungslos glücklich. Er liebte die Jagd. Er trug Jeans und ein Hemd und roch nach Kiefernzapfen, Sandelholz und Rauch, durchsetzt von einem schwachen Moschusduft. Wieder war es dieses wunderbar holzige Aftershave. Allerdings hatte er behauptet, dass er gar keinen künstlichen Duft benutze.
    »Wie viel Uhr ist es jetzt?« Meine Stimme klang so heiser, als hätte ich in höchster Lautstärke geschrien. Oder eben gejault.
    »Fast elf. Malachy meinte, du solltest heute mal ausschlafen. Ich habe ihm

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