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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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Mund hielt.
    »Es war eine rein medizinische Konsultation«, sagte er, wobei sein Tonfall jedoch etwas ganz anderes implizierte. Erneut warf ich ihm einen warnenden Blick zu. Red mochte vielleicht den seltsamen Zwischenfall mit Malachy ignoriert haben, aber dies hier war etwas anderes. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er Hunter ebenfalls einen Tee oder ein Bier anbieten würde.
    Nach einem kurzen Schweigen lehnte Red sein Gewehr in Reichweite gegen die Wand und setzte die Waschbärenmütze ab. »Geht er oder bleibt er?«
    »Er geht«, antwortete ich im selben Moment, in dem Hunter erklärte: »Ich bleibe.«
    Red zog seinen feuchten Schafspelzmantel aus und hängte ihn über eine Stuhllehne. »Gehen wäre besser.«
    »Für dich oder für sie?« Hunter rückte einen Stuhl ans
Feuer. »Obwohl wir schon bald nicht mehr verheiratet sein werden, bedeutet mir Abra weiterhin sehr viel.« Er ließ seinen linken Arm kreisen, als würde er noch immer schmerzen. »Selbst wenn sie mir wehgetan hat, käme ich niemals auf die Idee, mich an ihr zu rächen.«
    Ich hatte nicht vor, noch einmal auf ihn hereinzufallen. Auch wenn sein Zusammenstoß mit der Wand einen blauen Fleck bewirkt hatte, würde der innerhalb der nächsten halben Stunde wieder verschwunden sein.
    »Ich tu ihr auch nicht weh, wenn es das ist, was du damit andeuten willst«, entgegnete Red und schnürte mit steifen Fingern seine Schneestiefel auf.
    »Warte«, sagte ich. »Ich helfe dir.«
    Ich kniete mich vor ihn hin und zog an den eisverkrusteten Schnürsenkeln. Als ich zu Red hochblickte, wirkte seine Miene noch immer ausdruckslos.
    »Danke.«
    Er schlüpfte aus den Stiefeln. Seine Socken waren tropfnass, und zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass ein paar seiner Zehen ganz weiß waren, als er die Socken auszog.
    »Das sieht wie der Beginn einer Erfrierung aus, Red. Wir müssen dich ganz langsam auftauen.«
    Red blickte an mir vorbei zu Hunter. »Zuerst soll der da verschwinden.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. »Hunter, geh jetzt endlich. Nett von dir, dass du dir Sorgen machst, aber das ist nicht nötig.« Dann legte ich meine Hände unter Reds eisige Füße und überlegte, wie ich sie am besten wärmen könnte. »Fühlst du das?« Ich hob seine Füße hoch und platzierte sie unter mein Hemd in der Nähe meiner Brüste.
    »Noch nicht.«

    Seine Stimme klang kühl und sachlich, als ruhten seine Füße auf einer Wärmflasche und nicht auf meiner nackten Haut.
    »Das dauert zu lange. Wir müssen deine Füße in lauwarmes Wasser tauchen.«
    Ich holte eine Wolldecke hinter der Couch hervor und wickelte sie um seine Füße.
    Während ich den Teekessel mit Wasser füllte, trat Hunter zu mir, wobei er Red nicht aus den Augen ließ. »Bilde ich mir das ein oder verhält er sich etwas seltsam? Ich würde jedenfalls zumindest ein Lächeln zustande bringen, wenn meine Zehen an der Stelle wären, an der die seinen gerade waren.«
    »Hunter, bitte verschwinde endlich.«
    Nachdem Red allmählich aufzutauen begann, fing er auch an, mit seiner Nase herumzuschnüffeln. Bisher wirkte er eher verwirrt als wütend, aber ich wusste nicht, wie lange das noch andauern würde. Wie Blut hinterließ auch Sex eine starke Geruchsspur.
    »Ich mache mir Sorgen. Er benimmt sich anders als sonst - so gar nicht wie der freundliche Texaner, den er normalerweise markiert«, entgegnete Hunter.
    Red bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Treib es nicht zu weit, Hunter.« Seine leise flüsternde Stimme klang nun bedrohlich.
    »Schau ihn dir an«, meinte ich und stellte den Kessel auf den Herd. »Er ist halb erfroren.«
    Hunter zeigte mit dem Daumen in Reds Richtung. »Aha. Und wieso starrt er dich dann so böse an?«
    Ich trat um Hunter herum, damit ich einen besseren Blick auf Red werfen konnte, der daraufhin gereizt knurrte.
»Ich glaube, das hat eher etwas mit dir zu tun.« Dann ging ich wieder zu Red und kniete mich vor ihn. »Also, gib mir nochmal deine Füße.« Als ich seine eisigen Knöchel berührte, merkte ich, dass auch die Hosenbeine seiner Jeans nass waren. »Okay. Du musst auch die Hose ausziehen.«
    Red sah mich an. »Wenn ich mich ausziehe, könnte es passieren, dass ich auf einmal einen Bissen von deinem Ex da drüben abhaben will.«
    »Hunter«, sagte ich zum x-ten Mal. »Ich hab dich jetzt schon mehrmals gebeten zu gehen.«
    »Ich mach mir einfach Sorgen um dich«, erwiderte dieser, und Red lachte heiser auf.
    »Ich weiß, worum du dir Sorgen machst«, entgegnete

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