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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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ungerührt. Sein Arm glitt um meinen Rücken. »Und zu deinem Rudel gehöre ich auch nicht.«
    »Du meine Güte. Soll das etwa eine Herausforderung zum Kampf sein?«
    Hunter tat so, als schlottere er vor Angst, und trat dann mit höhnischer Miene näher. Als er nur noch zwei Schritte von uns entfernt war, starrte er auf Red herab, der deutlich kleiner war als er. »Das macht mir aber wahnsinnig Angst«, spottete er.
    »Die Sache ist die: Ich fordere nicht heraus«, entgegnete Red. »Wenn ich angreife, kündige ich das nicht an.« Am anderen Ende der Hütte schlug der Falke nervös mit den Flügeln. Hunter warf Ladyhawke einen raschen Blick zu, Red aber ignorierte den Vogel. »Allerdings töte ich dann auch«, fügte er wie nebenbei hinzu.
    »Verstehe«, erwiderte Hunter voller Sarkasmus. »Ist aber nicht sehr sportlich.«
    Red zuckte mit den Achseln. »Töten ist ja auch kein Sport.«
    »Stimmt. Weißt du was? Ich habe eine Idee.« Hunter klang jetzt in meinen Ohren etwas zu aufgekratzt.
    »Was?«

    Ich warf einen Blick auf die Waschbärenmütze, die auf dem Boden lag. Gerade wollte ich Hunter warnen, das Schicksal nicht herauszufordern, als dieser seine Hände auf meine Taille legte. »Wie wäre es, wenn wir sie uns teilen? Wir müssen doch nicht um sie kämpfen.«
    Eine seltsame Passivität hatte von mir Besitz ergriffen. Ich wusste, dass Red und ich gemeinsam stark genug waren, um Hunter von dem abzuhalten, was er vorhatte. Doch aus irgendeinem Grund wollte ich das gar nicht - und zwar nicht, weil ich meinen Ex begehrte. Diesen Juckreiz hatte ich für immer beseitigt. Es war etwas anderes. Und plötzlich wusste ich auch, warum ich den Atem anhielt und auf Reds nächste Reaktion wartete, anstatt mich wütend auf Hunter zu stürzen. Es war ein Test, ein Test für Red. Wie ich von meiner Arbeit als Tierärztin wusste, offenbarte sich der wahre Charakter eines Menschen oder auch eines Tieres in einer schwierigen Situation, und sowohl die Wölfin als auch die Frau in mir wollten wissen, was Red tun würde, wenn ihn Hunter weiterhin reizte.
    »Schau dir ihre Miene an«, sagte dieser. »Und? Ist sie verängstigt?«
    Red ergriff mich an den Handgelenken und zog mich an sich. Ich presste meinen Arm auf seine heiße Brust und versuchte ruhig zu atmen, während mein Herz wie verrückt pochte. Er strahlte eine Hitze aus, als hätte er Fieber. Sein Gesicht war gerötet.
    »Und? Was siehst du, Red?«
    Ich versuchte mich zu befreien, musste aber feststellen, dass ich gefangen war. Red hielt noch immer meine Handgelenke, während Hunter meine Taille fest im Griff hatte.
    »Es gefällt ihr, nicht wahr?« Hunter ließ eine Hand unter
mein Flanellhemd gleiten und umfasste meine rechte Brust. Wütend drehte ich den Kopf zu ihm, doch anstatt ihn anzubrüllen, kam nur ein leises Fauchen aus meinem Hals.
    Hunter zog grinsend seine Hand fort. »Sie will nicht zugeben, dass es ihr Spaß macht. Aber das tut es. Da bin ich mir sicher.«
    Red betrachtete mich mit einer Miene, die beinahe wehmütig wirkte. »Sie ist nicht sie selbst«, erklärte er. »Sie ist läufig.«
    Für eine Sekunde war ich traurig: Er würde nicht um mich kämpfen. Er würde mich mit Hunter teilen - wie ein Schüler, der dem Klassentyrannen sein Pausenbrot überlässt, ohne sich zu wehren.
    Doch plötzlich fügte er mit einer ganz anderen Stimme hinzu: »Und ich auch.« Mit einer einzigen fließenden Bewegung griff er mit beiden Händen nach Hunters Gesicht und küsste ihn heftig mitten auf den Mund.
    Fassungslos sah ich zu, wie Hunter entsetzt zurückwich. Er hielt Reds Handgelenke fest und versuchte ihn abzuwehren, aber Red war stärker, als er aussah. Seine Oberarmmuskeln spannten sich vor Anstrengung, und es gelang ihm, Hunter festzuhalten und weiter zu küssen. Für einen Augenblick dachte ich in meiner Verwirrung: Oh mein Gott, er hat Hunter als Partner gewählt und mich fallengelassen.
    Während Hunter noch angewidert um sich schlug, beobachtete ich, wie ein Muskel in Reds Wange zuckte und sich sein Kinn langsam in eine Schnauze verwandelte. Jetzt küsste er Hunter nicht mehr, sondern biss ihn. Da ging es nicht um Liebe. Das war Bugs Bunny, der Elmer Fudd reinlegte. Außer dass Bugs keine Reißzähne hatte und Gewalt in Zeichentrickfilmen keine Narben hinterließ.

    »Hör auf!«, rief ich und versuchte die beiden auseinanderzubringen. »Red, hör auf!«
    Blut rann aus Hunters Nase und Mund. Würde Red innehalten, ehe er sich tatsächlich bis zum Knochen

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