Wolfslied Roman
er und versuchte aufzustehen. »Du machst dir Sorgen, dass Abra durch mich trächtig wird und du damit deine Chance auf immer verpasst hast.«
Empört stemmte ich die Arme in die Hüften. »Also, erstens bin ich keine Preishündin und werde nicht trächtig . Zweitens will Hunter gar keine Kinder, und drittens solltest du nicht auf deinen halb erfrorenen Füßen herumlaufen, Red.« Ich hätte genauso ein japsender Chihuahua sein können, so wenig Aufmerksamkeit schenkten mir die beiden Männer.
»Mir gefällt dein Ton nicht, alter Mann«, erklärte Hunter mit seinem unangenehmsten englischen Akzent.
»Dann lass es mich anders ausdrücken«, erwiderte Red und zog seinen Wollpullover aus. »Sie ist läufig, und du begehrst sie. Aber du hast vor einem Jahr die Fliege gemacht, und jetzt gehört Abra mir.«
»Ich würde behaupten, das hängt ganz von der Lady selbst ab.«
Hunter drehte sich zu mir. Zu meiner Überraschung verlor mein Werwolf-Ex offenbar weniger schnell die Beherrschung als mein gestaltwandelnder Lover. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Der Mond sollte uns zwar alle unter seiner Kontrolle haben, aber Red schien ein anderes Wesen als sonst zu offenbaren.
Und noch etwas war anders als bisher. Zum ersten Mal in meiner Beziehung zu Red verspürte ich in seiner Gegenwart eine leichte nervöse Anspannung. Zu meiner Verblüffung hatte ich durch Reds unterschwellig drohende Haltung auf einmal Schmetterlinge im Bauch.
In diesem Augenblick fing der Teekessel an zu pfeifen. Ich ging in die Küche und schüttete das heiße Wasser in einen großen gusseisernen Topf, in dem wir manchmal unsere geretteten Tiere badeten.
»Wie wäre es, wenn du mir hier hilfst und dann endlich gehst, Hunter?«
Er hob das schwere Gefäß hoch, als wäre es eine Feder. »Wenn du mir sagst, wo ich es hinstellen soll.«
»Da drüben, vor den Kamin.« Ich füllte den Kessel erneut mit Wasser auf. »Danke.«
»Und jetzt kannst du gehen«, sagte Red durch zusammengebissene Zähne, während er seine Hose auszog.
»Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Abra braucht vielleicht noch meine Hilfe.« Hunter trat zu mir und nahm mir den Kessel ab. »Soll ich das auf den Herd stellen?«
»Ja, danke«, erwiderte ich. »Bis Red seine Füße hineingesteckt hat, ist das Wasser vermutlich schon wieder kalt.« Ich ging zu Red und wollte ihm schon mit der Jeans helfen. »Du willst mir wahrscheinlich nicht sagen, was du da draußen gemacht hast - oder?«
Hunter, der sich an den Türrahmen der Küche gelehnt hatte, ließ ein spöttisches Lachen vernehmen. »Kommt dir die Frage irgendwie bekannt vor, Abra?« Er nahm den kochenden Kessel vom Herd und kam zu uns, um das heiße Wasser in den Topf zu schütten. »Schon komisch, wie man eine neue Beziehung mit einem ganz anderen Menschen beginnen kann und sich auf einmal wieder mit ähnlichen Themen wie zuvor auseinandersetzen muss. Findest du das nicht auch lustig?«
»Das sind keine ähnlichen Themen«, antwortete Red, der auf einmal sehr müde wirkte. »Sag ihm das.«
Er hatte inzwischen die Jeans ausgezogen, und ich betrachtete seine schlanken muskulösen Oberschenkel und die deutlich sichtbare Wölbung unter seiner Unterhose.
»Ich glaube, es hat ihr die Sprache verschlagen, alter Mann.«
Verwirrt wandte ich mich Hunter zu. Der körperliche Unterschied zwischen den beiden lenkte mich auf einmal ab. Hunters Brust, breiter und länger als die von Red, hatte zudem eine starke dunkle Behaarung. »Was?«
Ich versuchte mehr zu sagen, legte stattdessen aber meine Hand auf Hunters Brust. Was mir der Sheriff auch immer gegeben haben mochte, offensichtlich verlor es allmählich seine Wirkung.
Red packte mich an den Schultern und drehte mich zu sich um. »Abra«, sagte er warnend. Sein Griff wurde unangenehm fest. Er war nun wirklich wütend. Ich hatte ihn noch nie zuvor so wütend erlebt. Aus Nervosität fuhr ich mir mit der Zunge über meine Lippen.
»Sie markiert gern das arme hilflose Frauchen, nicht wahr?«, meinte Hunter.
Ich öffnete den Mund, um ihm zu sagen, dass er die Klappe halten solle. Aber der Druck von Reds Händen signalisierte mir, mich zurückzuhalten.
»Aber du bist eigentlich kein sehr aggressiver Mann, nicht wahr, Red? Du bist eher so der Typ Fährtenleser oder einer der Kerle in der dritten Reihe - eines jeden guter Freund im Rudel.«
»Dein Freund bin ich jedenfalls nicht, Hunter.« Reds Augenlider hingen schwer herab. Er wirkte jetzt vollkommen
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