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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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durchgebissen hatte? Konnten sich Werwölfe auch von einer Amputation erholen? Ich hatte eigentlich keine Lust, das herauszufinden.
    »Red, bitte hör auf!«
    Aber Red hörte gar nicht. Von der Taille aufwärts hatte er sich in eine Zwischengestalt zwischen Wolf und Mensch verwandelt und sah wie ein Wolfsmann aus einem alten Horrorfilm aus. Nur seine Unterhose hielt ihn noch davon ab, ganz und gar seine Gestalt zu ändern - was für Hunter ein Problem darstellte, denn unsere Zwischenformen eigneten sich wesentlich besser zum Kämpfen.
    Ich versuchte die beiden so zu trennen, wie ich das manchmal bei Hunden tat, und zwar indem ich hinter Red trat und fest an seinen Beinen riss. Aber ich war zu klein und konnte mich nirgendwo abstützen, um genügend Kraft zu entwickeln und ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Also begann ich auf seinen Rücken einzutrommeln, wobei ich ihn auch am Kopf traf. Doch es nützte alles nichts. Seine Aufmerksamkeit war ganz und gar auf Hunter gerichtet. Ich hätte genauso gut nicht da sein können.
    Verdammt, ich war eine solche Idiotin! Als ich mir ausgemalt hatte, wie mein gutmütiger Lover um mich kämpfte, hatte ich ihn mir in seiner menschlichen Gestalt vorgestellt - boxend, ringend, während er seine Kräfte mit Hunter maß. Doch jetzt erst begriff ich, dass Red zwar Hunter körperlich nicht überlegen sein mochte, dafür aber in seiner Verschlagenheit. Und in seiner Aggressivität.

    Hunter wimmerte inzwischen vor Schmerzen und Angst. In diesem Augenblick glaubte ich zu sehen, wie sich Reds Kiefer noch mehr anspannte. Verzweifelt sprang ich auf seinen Rücken und hängte mich wie ein Klammeraffe an ihn.
    Da wurde unsere Haustür aufgerissen, und herein stürmten Schnee, Wind und eine fauchende Magda.
    »Hört sofort damit auf!«, rief sie. »Was zum Teufel ist hier los?«

21
    »Wónach sieht es denn aus? Mein Freund versucht deinem das Gesicht abzubeißen. Jetzt halt den Mund und hilf mir!«, fuhr ich sie an und versuchte erneut, Red von Hunter zu lösen, indem ich ihn diesmal an seinem pelzigen Nacken packte und daran riss.
    »Wag es nicht, hier Befehle zu erteilen«, zischte mich Magda wütend an und verpasste dann Red einen kräftigen Fausthieb auf die Schnauze. Ich zuckte innerlich zusammen, weil ich mir die Schmerzen vorstellte, die das empfindliche Organ vermutlich gerade erlitt. Aber Magdas Technik zeigte sogleich Wirkung. Red jaulte auf und ließ Hunter los, der daraufhin seine Hände auf das Gesicht presste und wie ein Wahnsinniger zu jaulen begann.
    »Wie geht es dir? Komm schon«, bat ich Hunter und versuchte seine Hände wegzuziehen, damit ich die Wunde untersuchen konnte. »Lass mich mal sehen.«
    »Dieser verdammte Bastard hat versucht, mir die Nase abzubeißen!«
    Auf den ersten Blick sah es ganz so aus, als ob ihm das auch gelungen wäre. Blut strömte aus beiden Nasenlöchern, und der Nasenrücken wies tiefe Bisswunden auf und war zu einer riesigen Knolle angeschwollen.

    »Ich glaube nicht, dass es so schlimm ist, wie es aussieht. Aber ich muss nachschauen, ob die Knorpel noch intakt sind.«
    »Führ dich doch nicht so weinerlich auf«, ermahnte Red Hunter und warf mir dann einen kojotenhaft undurchsichtigen Blick zu, während sein Fell wieder verschwand und er sich in seine Menschengestalt zurückverwandelte. »Ich habe doch nur ein bisschen an deiner Nase geknabbert.«
    Mir fiel auf, dass auch seine Füße wieder eine gesunde Farbe hatten. Es gab doch nichts Besseres für eine rasche Genesung als ein wenig Metamorphose!
    »Geknabbert!« Hunter zeigte aufgebracht auf sein blutüberströmtes Gesicht. »Das nennst du geknabbert? Du hast sie fast abgebissen!«
    »Na ja, vielleicht habe ich mich kurz ein wenig vergessen. Lass mich mal sehen.«
    Red war kaum einen Schritt auf Hunter zugegangen, als dieser bereits zurückwich. »Der Kerl ist wahnsinnig! Lasst den ja nicht in meine Nähe!«
    »Und ich dachte schon, der erste Teil hätte dir vielleicht gefallen«, bemerkte Red trocken und blickte ihn listig an.
    »Ich bin nicht schwul, du mickriger Wurm!« Es war nicht klar, was Hunter eigentlich als schlimmer empfand - den Kuss oder den Biss.
    »Vielleicht hat es dir ja doch ein bisschen gefallen, und du willst es jetzt nur nicht zugeben«, spottete Red.
    Überrascht lachte ich auf. So hatte ich Red noch nie erlebt.
    Hunter starrte ihn zornig an. Seine Pupillen verwandelten sich in dunkle Halbmonde. »Ich zeig dir gleich, wie sehr es mir gefallen hat, du Kretin

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