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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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…«

    »Hört auf der Stelle auf!«
    Magda klang aufgebracht - wahrscheinlich weil wir sie bisher ignoriert hatten. Wie meine Mutter war auch sie daran gewöhnt, ständig im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Es hatte schon etwas übertrieben Theatralisches an sich, wie sie da mit ihrem langen Zobelmantel, der wie dunkles Wasser schimmerte und dabei wie ein nasser Hund stank, in der Mitte des Raumes stand. Jetzt aber eilte sie mit großen Schritten auf Hunter zu und kniete sich so vor ihn, dass man ihre rote eng anliegende Hose und lange bestickte Stiefel aus Schafleder sehen konnte.
    »Red hat Recht. Du benimmst dich kindisch«, sagte sie und hob Hunters Kinn mit ihrer behandschuhten Hand leicht an. »Das ist nichts Ernstes. Das verheilt, sobald du dich verwandelst.«
    »Du klingst ja richtig enttäuscht«, murmelte Hunter missmutig.
    »Warte«, sagte ich und holte einen frischen Waschlappen aus dem Schrank. »Lass mich mal sehen, was unter dem Blut ist.«
    »Gib mir das!«, fuhr mich Magda an und entriss mir den Lappen.
    »Au, nicht so fest«, klagte Hunter, als sie sein Gesicht abrieb. Als wir noch zusammen waren, hatte er sich nie so wehleidig gezeigt, wenn ihn etwas geschmerzt hatte. Aber vielleicht hoffte er, Magda Mitgefühl entlocken zu können, indem er besonders lang und laut klagte.
    Es funktionierte jedoch nicht.
    »Wenn du nicht in Angelegenheiten herumgeschnüffelt hättest, die dich nichts angehen, würdest du jetzt auch nicht in einem so erbärmlichen Zustand sein«, fuhr Magda
ihn an. »Was bist du denn eigentlich? Ein Hund, der jeder läufigen Hündin hinterherhechelt?« Sie richtete sich auf und blickte hoheitsvoll auf Hunter herab, der auf dem Boden saß.
    »Apropos Hunde«, meinte Red. »Du solltest deinem Kerl da vielleicht mal erklären, dass Wölfe nicht gern teilen, Magda. Das scheint er noch nicht verstanden zu haben.«
    Der Rotschwanzfalke stieß einen leisen Schrei aus, als Red den Küchenschrank öffnete, auf dem er inzwischen saß. Gedankenverloren streichelte ihm Red mit einem Finger über den Kopf, während er eine Flasche Whiskey und ein Glas herausholte. »Hunde haben nichts dagegen, sich abzuwechseln. Aber ein Wolf sieht es nicht gern, wenn sich ein anderer an seiner Partnerin vergreift.«
    Mein Puls schlug einen Moment lang schneller, als ich diese Worte hörte. Red kippte in einem Zug seinen Whiskey herunter und warf mir dann einen derart lüsternen Blick zu, dass ich hastig wegsah. Seine Partnerin … aus irgendeinem Grund klang das wie Musik in meinen Ohren.
    Magda ließ ein höhnisches Lachen hören, das mich aus meinen Gedanken riss. »Ach, jetzt ist sie also deine Partnerin.« Sie trat zu mir, so dass ich etwas bemerkte, was mir bisher entgangen war: Ich war nicht die Einzige, die läufig war und einen entsprechenden Geruch verströmte. Auch Magda befand sich offensichtlich in ihrer Brunftzeit. Was ihre Laune nicht zu verbessern schien. »Ich hätte euch letztes Jahr verjagen sollen.«
    Ich warf Red einen Blick zu, um zu sehen, ob er mich verteidigen würde. Aber er schien damit zufrieden zu sein, nur am Küchenschrank zu lehnen, sich einen weiteren Whiskey einzuschenken und die Szene stumm zu beobachten.
Ich konnte verstehen, warum er Hunter und Magda keinen Drink anbot, aber ich hätte mir gern etwas Mut angetrunken.
    »Magda«, begann ich. »Du kannst mir meine Hormone nicht zum Vorwurf machen. Ich habe Hunter nicht dazu ermutigt, hier zu sein. Ich habe vielmehr versucht, ihn rauszuwerfen. Wenn du hier also jemanden zur Rede stellen willst, dann sollte er das sein.«
    »Du hast Recht«, meinte Magda und wandte sich erneut an Hunter, der inzwischen vorsichtig seine Nase abtastete und dabei immer wieder mit schmerzverzerrter Miene zusammenzuckte. »Und? Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    »Sie hat sich mir an den Hals geworfen«, erwiderte er. »Ich habe nur eine kleine Runde gedreht, um etwas Luft zu schnappen, als ich plötzlich hier vor der Hütte so ein seltsames Wesen gesehen habe - eine Mischung aus Bär und Mann. Und da wollte ich sichergehen, dass Abra nicht in Gefahr ist. Diese Kreatur hat mich aber angegriffen, und Abra hat mich in die Hütte geholt … na ja, irgendwann hatte ich kein Hemd mehr an, und dann konnte sie einfach nicht mehr an sich halten.«
    »Du bist ein solcher Idiot«, knurrte ich und ballte die Fäuste so heftig, dass sich meine Fingernägel ins Fleisch bohrten.
    »Ach, komm schon, Abra. Wir wissen doch alle, dass du läufig

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