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Wolfslied Roman

Wolfslied Roman

Titel: Wolfslied Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisa Sheckley
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souverän. Er war es also, der hinter Magda stand und ihr die scharfe Klinge an die Kehle hielt.
    Vorsichtig schwang sie ein langes Bein zur Seite. Sie bewegte sich so exakt wie eine Tänzerin, um nur ja nicht den Hals zu drehen und die Kehle durchtrennt zu bekommen. Als sie aufgestanden war, richtete ich mich langsam ebenfalls auf und blickte mich halbblind um, da mir die Brille von der Nase geschlagen worden war. Ich tastete danach und entdeckte sie auf dem Boden hinter mir. Zum Glück war sie nicht kaputtgegangen.
    Ich setzte sie wieder auf und sah mich erneut um. Hunter
lag bewusstlos neben der Tür. An seiner Schläfe war ein dunkler Fleck zu erkennen. Red hatte sich in der Zwischenzeit sein Gewehr geschnappt und es sich wieder um seine Schultern gehängt. In der rechten Hand hielt er noch immer das Messer an Magdas Hals. Offenbar hatte er den Gewehrgriff als Schlagstock gegen Hunter verwendet, während das Messer aus seiner hinteren Hosentasche stammte, wo er es immer bei sich trug - eigentlich mehr für seine Ausflüge in den Wald denn als Waffe gedacht.
    »Na, Virgil? Willst du mich etwa abschlachten?« Magda legte den Kopf langsam nach hinten, so dass sie sich Red noch mehr auszuliefern schien. Für einen Augenblick war ich verwirrt. Ich hatte noch nie gehört, dass jemand Red mit seinem Taufnamen angesprochen hatte, auch wenn ich diesen von offiziellen Dokumenten natürlich kannte.
    »Ich denke gerade darüber nach.«
    »Falls nicht, würde ich nämlich gerne wieder aufstehen. Allmählich tut mit der Nacken weh.«
    Red ließ Magda los. Sie musterte ihn mit einem scharfen Blick, als sie sich erhob. »Oft irre ich mich nicht, was Menschen und Wölfe betrifft. Aber in deinem Fall … du bist nicht der, für den ich dich bisher gehalten habe.«
    Er ließ das Klappmesser zuschnappen und steckte es wieder in seine hintere Hosentasche. »Tatsächlich?«
    »Ja, irgendetwas ist an dir anders.«
    Red betrachtete sie aus halb geschlossenen Lidern, erwiderte aber nichts mehr. Für einen Moment sah es so aus, als wollte Magda noch etwas hinzufügen. Doch dann wurde sie von Hunter abgelenkt, der sich wieder bewegte.
    »Mir kann es egal sein«, meinte sie stattdessen und stieß Red grob beiseite.

    »He, ich glaube, sie mag mich nicht, Schatz«, sagte er und sah mich an. »Alles in Ordnung?« Auch wenn er noch immer lässig klang, vernahm ich den besorgten Unterton.
    Ich nickte. »Ja, kein Problem.« Dann wies ich mit dem Kopf auf Hunter, der Blut hustete. »Ihm scheint es allerdings nicht so gut zu gehen.«
    »Der wird schon wieder«, versicherte Red. »Hat vermutlich nur einen Zahn verschluckt.«
    Er blickte mir tief in die Augen, und ich holte bebend Luft. Da war er wieder, dieser Duft, eine benebelnde Mischung aus Kräutern, Wald und dem warmen Moschusgeruch von Pheromonen.
    »Komm schon, Hunter«, befahl Magda herrisch und streckte ihm eine Hand entgegen. »Lassen wir die beiden endlich allein. Sie sind offenbar wild darauf, es wie die Karnickel zu treiben.«
    »Aber ich dachte, du willst nicht, dass Abra schwanger wird«, entgegnete Hunter und ließ sich von ihr hochziehen. Merkwürdigerweise klang er nicht ganz so verwirrt, wie das bei einer Ohnmacht eigentlich hätte der Fall sein sollen. Hatte er sich vielleicht nur bewusstlos gestellt, um nicht mit Red kämpfen zu müssen?
    »Im Grunde ist es egal«, erwiderte Magda mit einer angespannt klingenden Stimme. »Selbst wenn es ihr gelingen sollte, schwanger zu werden, wird sowieso nichts daraus.« Sie wandte sich mir zu. »Habe ich schon erwähnt, dass meine Brüder aus Rumänien kommen, um unsere kleine Familie komplett zu machen? Ich wollte euch nur darauf hinweisen. Ihr seid schließlich nur zu zweit.«
    Mit dieser Drohung schob Magda Hunter aus der Tür, die hinter ihnen ins Schloss fiel.

    Jetzt waren wir allein. Das Feuer knackte hinter uns im Kamin, die Fensterscheiben klirrten leise im Sturm, als wollten sie noch demonstrieren, wie allein wir waren. Es gab keine Hindernisse mehr zu überwinden, keine Rücksicht mehr auf andere zu nehmen. Wir konnten es tatsächlich wie die Karnickel treiben.
    Oder Red konnte mir den Hals umdrehen, weil ich ihn betrogen hatte.
    Er stellte sein Gewehr ab, und mein Herz begann wie wild zu klopfen. Ich beobachtete, wie er langsam auf mich zukam. Für einen Moment glaubte ich zwei Versionen meines Liebsten auf mich zugehen zu sehen - den mir so vertrauten Red und einen anderen, einen geheimnisvollen und unberechenbaren Mann.
    Ich

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