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Wolfsmagie (German Edition)

Wolfsmagie (German Edition)

Titel: Wolfsmagie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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was ihm in die Quere kam.
    Kris biss die Zähne zusammen, zwang sich aufzustehen und kämpfte sich schwankend die Böschung hinauf. Als sie nun wieder auf den Füßen war, fühlte sie sich gleich besser. Bis sie die rauchgrauen Dunstschwaden bemerkte, die sich um ihre Knöchel wanden.
    Keuchend fuhr sie herum und sah sich einer Wand aus waberndem Weiß gegenüber. Tief darin ertönte wieder ein Platschen.
    Kris taumelte über die Straße, auf ihr Grundstück und hinauf zur Tür. Sie verspürte die irrationale Angst, dass sie in dem Nebel, sollte er sie erwischen, ertrinken würde, nachdem sie im Loch Ness nicht ertrunken war. Sie fasste nach dem Türknauf, dabei machte sie einen begierigen Schritt nach vorn.
    Und schlug sich die Nase am Holz an, als der Knauf sich nicht drehen und die Tür sich nicht öffnen ließ.
    Verschlossen .
    Kris wirbelte herum. Der Nebel stahl sich bereits wie auf Samtpfoten über die Straße.
    Sie tastete mit der Hand nach ihrer Jeanstasche, als es ihr dämmerte. Der Schlüssel befand sich in Gesellschaft ihrer Videokamera.
    Irgendwo da draußen. Wo, was immer geplatscht hatte, weiterhin platschte.
    Sie würde ins Dorf laufen und sich bei Effy einen Ersatzschlüssel holen müssen. Nur nicht …
    »Jetzt«, flüsterte sie und ließ das Kinn auf die Brust sinken. Sie wollte sich zu Boden gleiten lassen, aber wenn sie das täte, stand zu befürchten, dass sie nie wieder würde aufstehen können.
    Wenn sie sich nur eine winzige Minute ausruhte, könnte sie …
    Flump. Flump. Flump .
    Schritte auf Asphalt. Gleichmäßig. Selbstsicher. Sie wussten, wo sie hinwollten. Dumm nur, dass Kris nicht einschätzen konnte, woher sie kamen.
    Die undurchdringliche Dunkelheit im Zusammenspiel mit dem Nebel gaben ihr das Gefühl, sich in einer bizarren Anderswelt zu befinden. Geräusche wurden nicht nur verstärkt, sondern auch verzerrt, sodass es unmöglich war, zu bestimmen, aus welcher Richtung sie kamen.
    Sicher, das Platschen vorhin hatte geklungen, als käme es aus dem Loch Ness. Aber lag das daran, dass sie ein Platschen automatisch mit Wasser gleichgesetzt hatte – was sonst? –, oder weil es tatsächlich von dort gekommen war?
    Sie konnte nicht unterscheiden, ob die Schritte von der Straße, aus den Hügeln hinter dem Cottage, von einem Pfad bei Urquhart Castle oder dem Fußweg zu ihrem Haus kamen.
    Wump-wump. Wump-wump.
    Lauter. Näher. Schneller.
    Kris’ Blick flog nach rechts und nach links. Ihr Fluchtinstinkt meldete sich lautstark. Sie fühlte sich jetzt nicht mehr erschöpft und lethargisch, sondern nervös und hyperwachsam. Trotzdem kämpfte sie noch immer gegen den Drang zu fliehen an, weil sie wusste, dass sie nicht weit kommen würde.
    Erstens: Egal, wie stark sie unter Strom stand, sie war erschöpft.
    Zweitens: In dem dichten Nebel würde sie wahrscheinlich geradewegs in denjenigen hineinlaufen, dem sie auszuweichen versuchte.
    Drittens: Falls sie nicht in ihn hineinrannte, würde er einfach ihrer Fährte folgen. Das war es, was räuberische Tiere taten.
    Anschließend fraßen sie einen. Oder warfen einen in den Loch Ness.
    »Das hatten wir schon«, murmelte Kris.
    Die Schritte schienen nun gleichzeitig von rechts, von links, vom Boden und aus der Luft zu kommen und sie mit ihrem Echo zu bombardieren. Wenigstens hörte Kris dadurch das Platschen im See nicht mehr.
    Sie sollte nicht wegrennen. Sie versuchte wirklich, es sich zu untersagen. Aber ihre Beine setzten sich reflexartig in Bewegung, und sie entfernte sich von der Tür, als sie ihre ersten flüchtenden Schritte in Richtung Drumnadrochit machte.
    Da legten sich Hände auf ihre Schultern, und Kris fing an zu schreien.
    Liam ließ sie los.
    Kris hörte nicht auf zu schreien.
    Er konnte es ihr nicht verübeln. Bestimmt hatte er wie ein Monster auf sie gewirkt, als er aus dem Nebel gekommen war. Nach letzter Nacht konnte er von Glück reden, dass sie ihm keinen Magenschwinger verpasst hatte.
    »Kris«, sagte er. »Ich bin’s. Liam.«
    Warum das ihrem Kreischen ein Ende setzen sollte, wusste er selbst nicht, aber es funktionierte.
    Kris ließ sich gegen ihn fallen, schlang die Arme um seine Taille und presste die Wange an seine Brust. »Liam«, keuchte sie, dann wiederholte sie etwas ruhiger mit einer Stimme, die seinen Bauch zum Flattern brachte: »Liam.«
    Sie war klatschnass und zitterte wie Espenlaub. Er musste sie nach drinnen bringen, bevor sie noch einen Schock erlitt.
    Liam bugsierte Kris zurück zur Tür, dann fasste er nach

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