Wolfsmagie (German Edition)
Jahren!«
»Dieses eine Mal gesehen zu werden, war ihr vielleicht eine Lehre, in Zukunft vorsichtiger zu sein.«
»Und vielleicht ist das alles dummes Zeug«, entgegnete Kris.
»Vielleicht«, pflichtete Mandenauer ihr bei.
»Wenn sie seit Jahrhunderten Menschen ertränkt, ohne dass jemand mit dem Finger auf sie zeigt, warum bricht jetzt alles auseinander?«
»Ja, warum?«
Kris’ Auge begann zu pochen, und sie hob die Hand, um den Schmerz wegzumassieren. »Erzählen Sie mir einfach, was Sie glauben.«
»Entweder wird sie von jemandem gedeckt …«
Kris ließ den Arm sinken. »Während sie Menschen ermordet?«
»Sie würden nicht für möglich halten, wozu manche Leute bereit sind, ob aus Tradition, wegen eines Schwurs oder für Geld.«
Doch, das würde sie.
»Vielleicht hat sie kürzlich jemanden getötet«, fuhr Mandenauer fort, »oder etwas anderes getan, das jemanden sehr zornig gemacht hat. Und da derjenige, aus Gründen, die wir noch nicht kennen, Nessie nicht einfach den Löwen – also uns – vorwerfen kann, will er dafür sorgen, dass man ihr die Schuld gibt an dem, was faul ist im Loch Ness.«
»Ihr«, echote Kris. »Wenn wir von Nessie sprechen, benutzen wir automatisch das weibliche Geschlecht. Aber wenn wir über den Killer reden, sagen wir er .«
»Und?«
»Suchen wir nach einem Mann oder einer Frau?«
»Traditionsgemäß sind Serienmörder männlich.«
»Weiße Männer mittleren Alters, mit dem Ruf, die nettesten Nachbarn der Welt zu sein«, murmelte Kris und bemerkte wieder ein Zucken um Mandenauers Mund, bevor er es unter Kontrolle bekam.
»Im Reich des Übersinnlichen töten die meisten Wesen ohne Bedauern. Sie können männlich oder weiblich sein. Oder etwas dazwischen.«
»Etwas dazwischen?« Kris lächelte spöttisch.
»Wir sprechen von Monstern, Bestien, Kreaturen, die bei Tag und bei Nacht ihr Unwesen treiben. Viele sind nicht an ein Geschlecht gebunden. Manche besitzen keins, andere dafür beide.«
»Ich komm nicht mehr mit.«
»Gestaltwandler verändern ihre Gestalt.« Mandenauer breitete die Hände aus. »Sie könnten praktisch alles sein.«
»Das wird ja immer besser«, meinte Kris. »Wie kann es sein, dass Sie seit Jahren hierherkommen und den Schuldigen noch immer nicht gefasst haben?«
»Es ist kein Schuldiger .« Mandenauers Stimme war weich geworden, doch seine Augen bohrten sich in ihre. »Der Ausdruck weist auf eine Wahlmöglichkeit hin, und ein Monster hat keine. Es tötet. Ende. Falls die Bestie, die wir suchen, nicht im Loch Ness zu finden ist, dann macht sie diese Berge oder diese Straßen unsicher. Sie werden sie erledigen müssen, bevor sie Sie erledigt.«
»Das ist doch verrückt.« Kris’ Stimme überschlug sich. »Ich kann doch nicht einfach jemanden abknallen, nur weil ich ihn für einen paranormalen Serienkiller halte.«
Mandenauer zuckte die Achseln. »Dann vergewissern Sie sich, dass er einer ist, bevor Sie ihn erschießen.«
»Und wie soll ich das anstellen?«
»Wenn Silber sie umbringt, verbrennt es sie auch.«
»Sobald ich also jemanden verdächtige, soll ich ihn mit einem Messer pieken, um zu sehen, ob er verbrutzelt?« Kris schob sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich werde schnurstracks hinter schwedische Gardinen wandern.«
»Nicht, wenn Sie den Betreffenden mit einem keltischen Kreuz anstelle eines Messers berühren.«
»Mit einem keltischen Kreuz?«
»Da es sich im Grunde genommen um eine Art Kruzifix handelt, zeigt das keltische Kreuz auch bei Vampiren Wirkung.«
Kris zog den Kopf zwischen die Schultern. »Gehen Sie weg«, murmelte sie. »Gehen Sie … einfach weg.«
Als sie wieder aufsah, war der Computermonitor blau. Kris warf einen Blick auf die Uhr. Fast Mittag. Obwohl es ihr wie wenige Minuten vorgekommen war, hatte ihr Gespräch mehr als eine Stunde gedauert. Nicht, dass sie einen wichtigen Termin gehabt hätte, aber sie hatte seit ihrer Ankunft nicht viel Arbeit erledigt und musste das unbedingt nachholen.
Obwohl sie zuvor beschlossen hatte, sich vom Wald und den Bergen, die den Loch Ness umgaben, fernzuhalten, solange die Polizisten nach Carrie suchten, fand sie nun, dass es der perfekte Zeitpunkt sein könnte, um sich dort umzusehen. Zumindest würde sie nicht allein sein.
Kris holte die Videokamera, dann warf sie auf dem Weg zur Tür einen Blick zum Couchtisch. Sollte sie wirklich unbewaffnet losziehen? Aber es wäre vermutlich eine schlechte Idee, in der Nähe so vieler Polizisten eine Pistole
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