Wolfsmagie (German Edition)
Tür noch beschädigt gewesen, hätte er bei Kris bleiben müssen, und dann wäre es ihm unmöglich gewesen, aus dem Haus zu schlüpfen und festzustellen, wer ihnen gefolgt war.
Mit ein bisschen Glück würde sich der Betreffende als Dougal Scott entpuppen. Dieser Arsch.
»Dougal«, setzte er an. »Was er gesagt hat …«
Liam verstummte. Dougal wusste nichts von seiner Vergangenheit, konnte nichts davon wissen. Der Mann hatte lediglich geraten. Leider hatte er richtig geraten.
Kris ging nach drinnen und schaltete das Licht an. »Wer von beiden hat recht?«
»Wer von beiden recht hat?«
»Effy sagte, dass du zu lange allein warst. Dougal deutete an, dass du mehr Liebschaften hättest als der Pascha von …« Sie spreizte die Finger. »Paschaville.«
Liam hätte Effy und Dougal ohrfeigen, wahlweise ihre Köpfe zusammenschlagen mögen. Kris war so oft belogen worden, dass sie niemandem mehr traute. Er wünschte, er hätte ihr sagen können, dass sie ihm vertrauen könne, aber auch er belog sie, und er würde auch nicht damit aufhören. Aber zumindest dieses Missverständnis konnte er aus der Welt schaffen.
Liam schloss die Tür, dann durchquerte er das Zimmer und blieb so nah vor Kris stehen, dass sie sich den Hals verrenken musste, um sein Gesicht zu sehen.
»Beide«, antwortete er.
»Beide?« Sie stieß ein kurzes, harsches Lachen aus und trat einen Schritt zurück. Er nahm ihre Hand, bevor sie sich abwenden konnte, und hielt sie fest, als Kris sie ihm zu entziehen versuchte.
Obwohl er es hasste, Dougal in irgendeinem Punkt zustimmen zu müssen, hatte er sich geschworen, Kris diese eine Wahrheit zu gestehen. » Früher hatte ich mehr Frauen als dieser Pascha, das stimmt. Gleichzeitig war ich auch zu lange allein.«
Es fühlte sich wie Äonen an. So war das nun mal mit der Einsamkeit.
Kris studierte abschätzend sein Gesicht. »Du sagtest, dass die Geister dich heimsuchen.« Liam versteifte sich, wollte auf Abstand gehen, doch dieses Mal hielt sie ihn fest. »Liegt es an ihnen, dass du allein bist?«
Er seufzte. Noch eine Wahrheit, die er zugeben konnte.
»Ja.«
»Die deiner Familie?« Er schüttelte den Kopf. »Hast du einen geliebten Menschen verloren?«
Liam glaubte nicht, dass er damals zur Liebe fähig gewesen war. Zumindest nicht bis zu dieser Vollmondnacht. Jetzt …
War er sich noch immer nicht sicher.
»Ich verstehe.« Sie drückte seine Hand. »Du hast im Sex das Vergessen gesucht.«
Angesichts seiner verdutzten Miene fügte sie hinzu: »Du hast einen geliebten Menschen verloren und dir anschließend durch bedeutungslosen Sex mit einer endlos langen Reihe von Frauen ein Ventil geschaffen.«
»Es waren Fehler«, sagte er leise. »Schreckliche, entsetzliche, nicht wiedergutzumachende Fehler.«
Kris winkelte den Kopf ab und musterte sein Gesicht. »Warum ich?«
Gute Frage. Liam wünschte, er hätte ihr eine Antwort geben können. Was hatte sie nur an sich, das ihn gegen jeden Schwur, den er geleistet hatte, seit er geworden war, was er war, verstoßen ließ?
»Ich weiß es nicht«, gestand er. »Und es interessiert mich auch nicht.«
Weil er bald schon von Neuem gegen jeden einzelnen verstoßen würde.
18
Es gab etwas, das Liam tun, einen Ort, an dem er sein sollte. Doch in Kris’ warme, dunkle, mitleidsvolle Augen zu blicken, machte den Schmerz in seiner Brust einerseits schlimmer, andererseits linderte es ihn ein wenig. Als er sie küsste, fühlte er sich wie neugeboren.
»Liam«, wisperte Kris, bevor ihre Lippen sich trafen, und seinen Namen zu hören – der wahrhaftig seiner und dabei fast in Vergessenheit geraten war – bewirkte, dass ihm der Atem stockte und sein Körper hart wurde.
Er hatte schon früher Frauen gehabt. Dutzende. Aber sie waren …
Fehler gewesen. Ja. Er hatte es nicht besser gewusst.
Liam wünschte, er hätte sie vergessen können, doch war er dazu verflucht, sich zu erinnern. Und das war gut so; es war Gerechtigkeit.
Kris glaubte, dass er im Liebesspiel das Vergessen gesucht hatte. Doch das hatte er nicht.
Bis jetzt.
Wenn er Kris berührte, wenn er sie liebte, erinnerte er sich an nichts als an sie .
Wie süß sie seufzte, als er sie in die Arme schloss, wie sie die Brüste gegen seinen Oberkörper schmiegte und ihren Mund gerade weit genug öffnete, dass seine Zunge eintauchen konnte.
Sie schmeckte ein wenig nach Ale, und dieses würzige Aroma steigerte sein Verlangen, das allein ihr galt. Er trank von ihr, suchte das Vergessen und fand es.
Seine
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