Wolfsmagie (German Edition)
Schulhof erinnert. Euer Gerangel um ein Mädchen, und dann dieses ›Man muss selbst eins sein, um eins zu erkennen‹. Es war einfach zu …« Er machte auf dem Absatz kehrt und stürmte nach draußen. »… komisch«, vollendete Kris, als die Tür hinter ihm ins Schloss flog.
In der Bar hielt die Stille noch mehrere Sekunden an, dann wurden die lebhaften Gespräche wiederaufgenommen, als wäre nichts geschehen.
»Was sollte das?«, fragte Kris verdattert. »Er und ich … zwischen uns läuft nichts. Klar, wir haben uns ein paarmal unterhalten, waren freundlich zueinander, aber …«
»Dougal kämpft so hart darum, dazuzugehören«, erklärte Effy sanft. »Aber das kann er nicht. Wahrscheinlich meinte er, dass er in Ihnen endlich eine Seelenverwandte gefunden hat.«
Kris warf ihr einen schnellen, misstrauischen Blick zu. Wusste Effy, dass Dougal und sie dieselbe Skepsis teilten? Aber woher?
»Ihr seid beide Amerikaner«, fuhr Effy fort. »Auswärtige. Fasziniert von Nessie und so weiter. Bestimmt hat er in Ihnen eine besondere Freundin gesehen.«
»Jetzt nicht mehr.«
Liam nahm den Eisbeutel von ihrer pochenden Wange. Bei ihrem Anblick zog er eine Grimasse.
» Mo gradh «, flüsterte er. » Tha me duilich .«
Wenn er auf diese Weise mit ihr sprach, vergaß Kris, wer sie war, wer er war; sie wusste nur noch, wie es war, mit ihm zusammen zu sein.
»Was bedeutet das?«, fragte sie.
Liam schüttelte den Kopf, dann drückte er Kris’ Hand mit dem Eisbeutel wieder sanft an ihre Wange und legte seine darauf.
»›Meine Liebe‹«, übersetzte Effy, während ihr Blick nachdenklich auf Liam ruhte. »›Es tut mir leid.‹«
»Hätte ich gewollt, dass sie es weiß«, knurrte er, »hätte ich es ihr selbst gesagt.«
Effy zwinkerte Kris zu, dann kehrte sie an ihren Tisch zurück.
Das anschließende Schweigen bewirkte, dass die lauten Gespräche, das Klirren der Gläser, die Musik – nun eine schwungvolle, moderne Melodie –, die wieder eingesetzt hatte, um Kris und Liam zu pulsieren und sie von allen anderen abzuschotten schienen.
»Warum sollte ich nicht erfahren, was du gesagt hast?«, fragte sie.
Liam zuckte mit den Achseln und wandte den Blick ab. »Wir haben uns erst kennengelernt. Ich sollte dich nicht meine Liebe nennen.«
Nur dass Kris sich wünschte, er würde nie damit aufhören.
Was vermutlich der absurdeste Gedanke von allen an diesem prall damit gefüllten Tag war.
Mehrere Paare zappelten sich auf der Tanzfläche ab. Liam quittierte ihre ungeschickten Bewegungen mit einer Grimasse und nahm Kris’ Hand. »Ich begleite dich nach Hause«, sagte er.
Wegen der Umstände würde sie sein Angebot annehmen.
Als sie auf den Ausgang zusteuerten, sahen sie Alan Macs hoch aufgeschossene Gestalt aus der Menge herausragen. War Johnnies Reaktion auf die Prügelei doch nicht so nonchalant gewesen, wie es den Anschein erweckt hatte? Vielleicht hatte er statt zu einem Gewehr oder einem Baseballschläger zum Telefonhörer gegriffen und die Polizei gerufen.
Mehrere Personen redeten gleichzeitig auf den Polizeichef ein. Er runzelte die Stirn. Als jemand mit dem Finger in Liams und Kris’ Richtung zeigte, folgte er der Geste mit dem Blick, und seine Augen weiteten sich.
Liam seufzte, als er auf sie zukam. Kris machte sich bereit, ihm zu erzählen, wer die Schuld an der Rauferei trug. Sie bekam nicht die Chance.
»Was tust du hier?«, fuhr er Liam an.
Kris wandte sich Liam zu. »Warum ist das eigentlich immer die erste Frage, die man dir stellt?«
»Ich komme nicht viel unter Leute.«
Alan Mac schnappte nach Luft; dann begann er zu husten. Johnnie tauchte mit einem Bierglas neben dem hünenhaften Mann auf, das der in einem Zug leerte, als wäre es Wasser. Als er es Johnnie in die Hand drückte, leuchtete sein Gesicht so puterrot wie zuvor Dougals.
»Was ist hier los?«, fragte Kris, die Johnnie nun auch sein tropfnasses Geschirrtuch zurückgab. »Die Leute tun ja gerade so, als wärst du ein Eremit. Wenn sie nicht gerade behaupten, nie von dir gehört zu haben.« Sie schaute Alan Mac mit schmalen Augen an. »Und Sie haben mir weisgemacht, er sei ein Phantom.« Sie wölbte die Handfläche um Liams strammen Bizeps. »Für mich fühlt er sich absolut nicht wie ein Phantom an.«
»Sie haben ihn gemeint?« Alan Mac stieß einen Finger auf Liams Gesicht zu. Der schien bereit, ihn abzubeißen.
Kris’ Kopf begann zu pochen. »Lassen Sie mich raten. Sie sind mit ihm aufgewachsen. Darum kennen Sie ihn nur unter
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