Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Autoabgase.
»Du weißt schon, ich glaube, sie mag mich, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin für
so etwas...«
So viel zum Thema komplizierte Thesen, dachte Rebus. Warum sollten Studenten anders sein als alle
anderen Menschen? Warum sollten sie an etwas anderes denken (und über etwas anderes reden) als
Sex?
»Yeah«, sagte der andere. Rebus fragte sich, ob ihm in seinem dicken weißen T-Shirt und dem noch
dickeren karierten Holzfällerhemd nicht warm war. Es war nämlich ziemlich schwül draußen. »Yeah«,
wiederholte der Amerikaner. Sein Akzent erinnerte Rebus an Lisas etwas weichere kanadische
Aussprache.
»Aber check das mal«, fuhr sein Begleiter fort. Ihre Stimmen wurden immer leiser, je tiefer sie
in dem Gebäude verschwanden. »Sie hat doch tatsächlich gesagt, ihre Mutter hasst Amerikaner, weil
sie im Krieg fast von einem vergewaltigt worden wäre.«
Check das mal. Wo hatte Rebus diesen Ausdruck schon mal gehört? Er wühlte in seiner Jackentasche
und fand ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Er faltete es auf und fing an zu lesen.
»Check das mal. Ich bin nicht homosexull!« Es war die Fotokopie von dem Brief des Wolfsmanns an
Lisa.
Check das mal. Es klang irgendwie amerikanisch, oder? Überhaupt eine merkwürdige Art, einen Brief
anzufangen. Check das mal. Sei gewarnt, pass auf. Es gab etliche Möglichkeiten, einen Brief so
anzufangen, dass der Leser wusste, er sollte ihn ernst nehmen. Aber check das mal?
Was wussten oder vermuteten sie über den Wolfsmann? Er kannte sich mit der Arbeitsweise der
Polizei aus (ehemaliger Strafäter oder Polizist, beides war möglich). Es handelte sich um einen
Mann, wenn man Jan Crawford glauben durfte. Er war ziemlich groß, hatte sie gemeint. Im
Restaurant hatte Lisa Frazer noch ihre eigenen Ideen hinzugefügt: Er war konservativ; die meiste
Zeit schien er nicht nur normal, da war er auch normal; er war, wie sie es formuliert hatte,
»psychisch reif«. Und er hatte den Brief an Lisa in EC4 abgeschickt. EC4, lag dort nicht Old
Bailey? Er erinnerte sich an seinen ersten und einzigen Besuch in dem Gebäude. Der Gerichtssaal
und die überraschende Anwesenheit von Kenny Watkiss. Dann hatte er Malcolm Chambers kennen
gelernt. Was hatte Chambers noch mal zu George Flight gesagt?
Die Arbeit versaut wird. Eigene Leute. Es passt mir nicht. Flight, es passt mir nicht, wenn mir
die Arbeit versaut wird... eigene Leute... checken Sie das mal. Checken Sie das mal,
George.
Mein Gott! Jede Kugel auf dem Tisch fiel plötzlich in eine Tasche, bis nur noch die weiße und die
schwarze übrig waren. Jede einzelne Kugel.
Checken Sie das mal, George, mir passt nicht, wenn mir von meinen eigenen Leuten die Arbeit
versaut wird.
Malcolm Chambers hatte eine Zeit lang in den USA studiert. Das hatte Flight Rebus erzählt. Man
neigt dazu, bestimmte Manierismen anzunehmen, wenn man sich in einer neuen und fremden Umgebung
anpassen will.
Check das mal. Rebus hatte sich bemüht, dieser Versuchung in London zu widerstehen, doch sie war
stark. In den USA studiert. Und jetzt war er mit Lisa Frazer zusammen. Lisa, die Studentin, Lisa,
die Psychologin, Lisa, deren Foto in den Zeitungen war. Check das mal. Oh, wie der Wolfsmann sie
hassen musste. Sie war trotz allem Psychologin, und Psychologen hatten ihn für schwul erklärt;
sie hatten einen Einblick in das, was mit ihm nicht stimmte. Er selbst glaubte nicht, dass mit
ihm irgendwas nicht stimmte.
Aber da war etwas. Etwas, das langsam von ihm Besitz ergriff.
Old Bailey war in EC4. Der Wolfsmann hatte, empört wie er war, einen Fehler begangen und den
Brief in EC4 abgeschickt.
Es war Malcolm Chambers, Malcolm Chambers war der Wolfsmann.
Rebus konnte es nicht erklären, es nicht genau begründen, aber er wusste es trotzdem. Es war wie
eine dunkle schmutzige Welle, die über ihn hinweggerollt war und ihre Spuren hinterlassen hatte.
Malcolm Chambers.
Jemand, der sich mit der Arbeitsweise der Polizei auskannte, jemand, der über jeden Verdacht
erhaben war, jemand, der so sauber war, dass man ihm die Haut abschrubben musste, um an den
Schmutz zu kommen.
Rebus rannte. Er rannte die Gower Street entlang in - wie er hoffte - Richtung City. Er rannte
und reckte den Hals, um ein Taxi ausfindig zu machen. Da war eines vor ihm, an der Ecke neben dem
British Museum, doch es stiegen gerade Leute ein. Studenten oder Touristen. Japaner.
Grinsen und Kameras. Vier Personen, zwei Männer und zwei junge Frauen.
Rebus steckte den

Weitere Kostenlose Bücher