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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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einem Finger vorm Gesicht herum.
»Rufen Sie in der Tiefgarage an. Die sollen Malcolm Chambers auf keinen Fall rausfahren lassen.«
Der Wachmann stand sprachlos da und starrte auf den Finger. »Machen Sie schon!«
Dann rannte er weiter die Treppe hinunter, nun drei Stufen auf einmal nehmend, und wäre diesmal
wirklich fast geflogen. Unten drängte er sich zwischen den Leuten hindurch, die darauf warteten,
das Gebäude verlassen zu können.
»Polizei«, rief er, »Notfall.« Niemand sagte etwas. Sie waren wie Kühe, die geduldig darauf
warteten, gemolken zu werden. Dennoch musste er einen endlosen stummen Schrei zum Himmel
schicken, bis der Glaszylinder seine Fracht ausgespuckt, die Tür geschlossen und für Rebus wieder
geöffnet hatte.
»Na komm schon, mach.« Schließlich ging die Tür mit einem schmatzenden Geräusch auf, und er war
draußen im Foyer und rannte durch den Haupteingang auf die Straße. Dann lief er bis zur Ecke, bog
nach rechts und lief weiter an dem Gebäude entlang. Noch mal nach rechts. Jetzt war er auf der
anderen Seite des Gebäudes, wo die Ausfahrt der Tiefgarage war.
Eine Straße hinab in die Dunkelheit. Das Auto kam quietschend ans Tageslicht und drosselte kaum
das Tempo, während es die leichte Steigung zur Newgate Street hinauffuhr. Es war ein großer,
blank polierter schwarzer BMW. Und auf dem Beifahrersitz saß Lisa Frazer. Sie wirkte entspannt,
lächelte, unterhielt sich mit dem Fahrer, ohne etwas zu ahnen.
»Lisa!« Aber er war zu weit weg, der Verkehr um ihn herum zu laut.
»Lisa!« Bevor er sie erreichen konnte, hatte das Auto sich bereits in den Verkehr eingefädelt und
war verschwunden. Rebus fluchte vor sich hin.
Dann bemerkte er plötzlich, dass er neben einem parkenden Jaguar stand, in dem ein livrierter
Chauffeur saß, der ihn durch das Fenster anstarrte. Rebus zerrte am Türgriff und riss die Tür
auf. Dann packte er den verblüfften Fahrer mit einer Hand und zog ihn aus dem Auto. Allmählich
bekam er Übung darin, Leute um ihre Fahrzeuge zu bringen.
»Hoi! Was, zum Teufel...«
Die Kappe des Mannes rollte von einem Windstoß angetrieben über den Boden. Einen Augenblick
kniete er auf dem Bürgersteig, unentschlossen, ob er die Kappe oder den Wagen retten sollte.
Dieser Augenblick reichte.
Rebus ließ den Motor aufheulen und fuhr vom Bordstein herunter. Wildes Hupen brach hinter ihm
aus. Am Ende der leichten Steigung presste er eine Hand auf die Hupe und schoss nach links in die
Hauptstraße. Quietschende Bremsen. Noch mehr Gehupe. Fußgänger starrten ihn an, als sei er
wahnsinnig.
»Ich brauch Licht«, sagte er zu sich selbst und betrachtete das Armaturenbrett. Schließlich fand
er den Schalter für die Scheinwerfer und schaltete das Fernlicht ein. Dann machte er einen
scharfen Ruck nach rechts, um in die Mitte der Straße zu gelangen. Er überholte alles, was vor
ihm war, schrammte mit der Beifahrerseite an einem entgegenkommenden roten Bus entlang, streifte
einen Pylon in der Straßenmitte, woraufhin der leichte Plastikkegel abhob und in hohem Bogen in
den entgegenkommenden Verkehr schoss.
Sie konnten noch nicht allzu weit sein. Da! Er entdeckte die Rücklichter des BMW, als dieser vor
einer Straßenbiegung abbremste. Das müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn er sie
verlöre.
»Entschuldigen Sie?«
Rebus fuhr erschrocken zusammen und wäre beinah auf den Bürgersteig gefahren. Er warf einen Blick
in den Rückspiegel und sah einen älteren Herrn auf dem Rücksitz sitzen, die Arme seitlich
ausgestreckt auf den Polstern, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nach außen hin gelassen,
beugte er sich zu Rebus vor.
»Würden Sie mir bitte freundlicherweise sagen, was hier los ist? Werde ich entführt?« Rebus kam
die Stimme bekannt vor, dann erinnerte er sich auch an das Gesicht. Es war der Richter aus dem
Fall Watkiss. O Gott, er war mit einem Richter durchgebrannt!
»Es ist bloß, wenn Sie mich entführen«, fuhr der Richter fort, »würden Sie mir vielleicht
gestatten, meine Frau anzurufen. Sonst lässt sie nämlich die Koteletts anbrennen.«
Anrufen! Rebus blickte erneut nach unten. Unter dem Armaturenbrett, zwischen Fahrer- und
Beifahrersitz, war ein hübsches kleines schwarzes Autotelefon.
»Hätten Sie was dagegen, wenn ich Ihr Telefon benutze?«, fragte er. Der Adrenalinstoß ließ ihn
übers ganze Gesicht grinsen.
»Bitte sehr.«
Rebus nahm den Apparat und fummelte während der Fahrt daran herum, was dazu führte, dass er immer

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