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Wolfsmale

Titel: Wolfsmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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University College. Irgendwas
stimmte da nicht. Lisa, die so tief schlief, wie man das nur mit einem reinen Gewissen tun kann.
Was war denn das für ein Geruch? Dieser Geruch, der da in sein Zimmer drang? Der Geruch von
gebratenem Fett vermischt mit Toast und Kaffee. Der Geruch nach Frühstück. Irgendwo unten
schwitzte man gerade über großen Pfannen, schlug Eier auf, damit sie neben dicken Würstchen und
gräulich rosafarbenem Speck brutzeln konnten. Bei der bloßen Vorstellung drehte sich Rebus der
Magen um. Er hatte Hunger, doch der Gedanke an was Gebratenes war ihm zuwider. Er spürte einen
sauren Geschmack im Mund, obwohl er sich gerade die Zähne geputzt hatte.
Wann hatte er zuletzt was gegessen? Ein Sandwich auf dem Weg zu Lisa. Zwei Tüten Chips im
Fighting Cock. Mein Gott, war er hungrig. Er zog sich rasch an, machte im Kopf eine Liste, was er
alles kaufen musste -Hemd, Unterhosen, Socken - und lief mit drei Paracetamol-Tabletten in der
Hand zum Speisesaal hinunter. Eine Hand voll Dumpfmacher.
Das Frühstück war noch nicht ganz fertig, doch als er erklärte, dass er nur Cornflakes oder was
Ähnliches und Fruchtsaft wollte, hatte die Kellnerin (jeden Tag ein anderes Gesicht) ein Einsehen
und führte ihn zu einem Tisch, der für eine Person gedeckt war.
Er aß zwei kleine Pakete Cereals. Ein Cerealkiller. Er lächelte grimmig und ging zum Büfett, um
sich noch mehr Saft zu holen. Viel mehr Saft. Der hatte zwar einen merkwürdig künstlichen Geruch
und einen Geschmack, den man am ehesten als fade beschreiben konnte. Aber er war kalt und nass,
und das Vitamin C würde seinem Kopf helfen. Die Kellnerin brachte ihm zwei Tageszeitungen. In
beiden stand nichts Interessantes. Flight hatte Rebus' Idee mit der genauen Beschreibung noch
nicht aufgegriffen.
Vielleicht hatte Flight sie an Cath Farraday weitergegeben. Würde sie seine Idee aus lauter
Bosheit boykottieren? Schließlich war sie nicht allzu glücklich über seinen letzten kleinen
Auftritt gewesen. Vielleicht hielt sie die Sache nur deshalb zurück, um ihm zu beweisen, dass das
in ihrer Macht stand. Die konnten ihn mal. Seines Wissens hatte bisher niemand eine bessere Idee
vorgebracht, oder überhaupt eine Idee. Niemand wollte einen Fehler machen. Die saßen lieber
untätig herum, als bei einem Fehler ertappt zu werden. Herrgott!
Als der erste richtige Frühstücksgast an diesem Morgen Speck, Eier und Tomaten bestellte, trank
Rebus seinen Orangensaft aus und verließ das Restaurant.
Im Ermittlungsraum setzte er sich an eine der Schreibmaschinen und begann, detaillierte
Beschreibungen der Gangmitglieder aufzusetzen. Er war noch nie besonders gut im Tippen gewesen,
doch heute hatte er neben seinem Kater auch noch mit einer verteufelt komplizierten elektrischen
Schreibmaschine zu kämpfen. Er konnte keine vernünftige Zeilenlänge einstellen, der Tabulator
schien nicht zu funktionieren, und jedes Mal, wenn er eine falsche Taste drückte, piepste das
Ding ihn an.
»Pieps dir doch selbst einen«, sagte er, während er zum wiederholten Mal versuchte, die Maschine
auf einzeilig zu stellen.
Schließlich hatte er eine getippte Beschreibung. Sie sah zwar aus wie das Werk eines
Zehnjährigen, musste aber genügen. Er nahm die Blätter mit in sein Büro. Auf seinem Schreibtisch
lag eine Mitteilung von Flight.
»John, ich wünschte, du würdest nicht ständig verschwinden. Ich hab alle Meldungen über vermisste
Personen gecheckt. Während der letzten achtundvierzig Stunden wurden fünf Frauen nördlich des
Flusses als vermisst gemeldet. In zwei Fällen könnte es eine Erklärung geben, aber die anderen
drei scheinen ziemlich ernst. Vielleicht hast du ja Recht, dass der Wolfsmann immer hungriger
wird. Bisher gab's allerdings kein Feed-back von den Presseberichten. Bis demnächst - wenn du
Frau Professor zu Ende gebumst hast.«
Der Brief war nur mit »GF« unterschrieben. Woher wusste Flight, wo er gestern Nachmittag gewesen
war? Wild geraten, oder steckte mehr dahinter? Es spielte eigentlich keine Rolle. Was wichtig
war, waren die vermissten Frauen. Wenn Rebus' Vermutung stimmte, dann verlor der Wolfsmann
allmählich die Kontrolle über sich, und das bedeutete, dass er irgendwann in nächster Zeit einen
Fehler machen würde. Sie brauchten ihn nur noch ein bisschen mehr zu provozieren. Genau das
könnte die Jan-Crawford -Geschichte bewirken. Rebus musste Flight die Idee schmackhaft machen -
und Farraday. Man musste ihnen klar

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