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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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»Wie soll man sich fühlen, wenn man am Tag zuvor angeschossen wurde? Die Wunde brennt und sticht, seitdem dieser Unmensch von Arzt mir diese stinkende Paste draufgeschmiert hat. Aber wenigstens habe ich kein Wundfieber bekommen.«
    »Das freut mich.« Jean-François trat näher. Er spürte Mortemards Blick auf sich.
    »Doch wie geht es Euch, Monsieur Merdrignac? Ihr wurdet doch ebenfalls angeschossen.«
    »Ihr irrt Euch, Monsieur.«
    Mortemard schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Ich habe das Feuer der Mündung aufleuchten und Euch fallen gesehen. Wie kann es sein, dass Ihr unverletzt seid?«
    »Es war unvernünftig von Euch, mir zur Hilfe zu eilen, wenn Ihr Euch sicher wart, dass ich erschossen wurde.«
    »Wäre es Euch lieber gewesen, wenn ich Euch der Meute überlassen hätte?« Mortemard strich sich das Haar aus der Stirn.
    » Non , doch Ihr hättet mir ohnehin nicht helfen können.«
    »Ich bin ein Heiler, Monsieur.«
    »Doch kein Kämpfer. Man hätte Euch töten können und dann wärt Ihr mir keine Hilfe mehr gewesen.«
    »Ihr habt gewiss Recht, doch ist es meine Natur. Und Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Ja, es wurde auf mich geschossen, doch die Kugel prallte von meiner Schnupftabakdose ab.«
    Mortemard lachte. »Und ich riet Madame Estelle vom Schnupftabak ab, da ich es für die Gesundheit abträglich hielt. Sie ist jetzt tot und Euch hat die Schnupftabakdose das Leben gerettet. Welche Ironie!«
    »So kann man sich irren.«
    »Darf ich Eure Schnupftabakdose sehen?«
    »Ich habe sie bereits weggeworfen. Sie war nicht mehr besonders brauchbar, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt.«
    »Einen Lebensretter schmeißt man doch nicht weg.«
    »Ich bin oft umgezogen in meinem Leben. Dabei habe ich gelernt, dass alles, was man nicht benutzt, nur eine Last ist.« Jean-François strich sich mit dem Finger über die Wange.
    »Man weiß in Paris gar nicht, dass Ihr geheiratet habt.«
    »Das liegt daran, dass ich es niemanden dort gesagt habe.«
    »Warum nennt Euer Weib Euch Alexandre?«
    »Mein zweiter Vorname. Sie findet den ersten zu schwer auszusprechen. Vielleicht gefällt er ihr auch besser.« Jean-François war erstaunt, wie leicht ihm die Lüge über die Lippen kam. Er spürte nicht einmal Röte aufsteigen.
    »Habt Ihr vor, wieder nach Paris zurückzukehren?«
    » Oui , Monsieur, doch es gibt Herausforderungen, die ich noch meistern muss.«
    »Und die wären?«
    »Meine finanzielle Lage. Zudem möchte ich Padua weiterhin zumindest als Zweigstelle meines Unternehmens führen. Ich habe hier viele Kunden und Kontakte, die ich nicht aufgeben möchte.«
    »Verständlicherweise. Ihr sucht sicherlich ein Haus in Paris. Sagt Euch la Mouffe noch zu?«
    »Warum fragt Ihr das? Wollt Ihr das Eure etwa verkaufen?«
    »Nun, Ihr wisst, dass ich mich mit der Anatomie befasse?«
    »Das ist mir nicht entgangen.« Jean-François dachte an all die Leichen, die er für Mortemard besorgt hatte.
    »In Padua ist erlaubt, was in Paris verboten ist.«
    »Tatsächlich?«
    Monsieur Mortemard nickte. » Oui , in Padua lebte und lehrte Vesalius. Hier hinterließ er sein Erbe. Ich habe mit dem dottore geredet und dieser mit seinen Bekannten an der Universität. Sie werden mir ein Jahr Unterricht geben.«
    »Wie überaus großzügig vom dottore . Das heißt, Ihr wollt in Padua bleiben?«
    » Oui , Monsieur. Sofern es Eurer Gemahlin nichts ausmacht und Euren Interessen entgegenkommt, so könnten wir die Häuser tauschen.«
    Jean-François betrachtete ihn überrascht. »Die Idee ist überlegenswert. Euer Haus besitzt einen Keller?«
    »Gewiss, Monsieur. Einen eigenen Keller und einen Zugang zum alten Bergwerk. Dort könnt Ihr Wein einlagern, Champignons züchten oder was auch immer Euch beliebt.«
    »Ihr habt doch nicht etwa noch Leichen im Keller?«
    Mortemard schüttelte lachend den Kopf. » Non , Monsieur. Ich lagere keine Leichen ein. Was denkt Ihr von mir?«
    »Ich denke immer das Schlechteste von den Menschen und wurde bisher selten enttäuscht.«
    »Eine bedauerliche Einstellung. Praktiziert Ihr die Schwarze Magie?«
    Jean-François starrte ihn an. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Ich habe Euch beobachtet, wie Ihr eine kopflose Katze begraben habt.«
    »Sie wurde getötet. Das hatte ich Euch doch damals gesagt. Oder haltet Ihr Madame Mirabeau für meine Komplizin in einer derart delikaten Angelegenheit?«
    »Gewiss nicht. Stimmt Ihr nun dem Häusertausch zu?«
    »Unter einer Bedingung.«
    Mortemard sah ihn aufmerksam an.

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