Wolfsmondnacht (German Edition)
Der Boden war nass vom eingedrungenen Hochwasser.
Der loup-garou stieß Jean-François seitlich an, um diesen in die Zelle zu befördern. Dieser jedoch wich aus, nutzte dessen Schwung und stellte ihm ein Bein, sodass der loup-garou selbst im Kerker landete. Der Mann fluchte, als er auf dem nassen Boden ausrutschte und hinfiel.
Jean-François sprang zur Seite, um dem Schlag des Schwarzhaarigen zu entkommen. Zugleich gab er der Tür einen Stoß, sodass sie ins Schloss fiel. Es rastete ein und war vermutlich nur von außen zu öffnen. Der loup-garou tobte hinter der Tür, dass es schien, sie würde jeden Moment zerbersten.
Der schwarzhaarige loup-garou stürzte sich auf Jean-François. Dieser wich dem Schlag aus und versetzte ihm gleichzeitig gezielte Treffer in die Seite. Ein Mensch wäre bereits zusammengebrochen. Der Schwarzhaarige jedoch keuchte nur und sah Jean-François aus rot unterlaufenen Augen an.
»Das wirst du büßen, Bluttrinker.« Er sprang ihn erneut an. Der Schlag streifte Jean-François, der sich kurz zuammenkrümmte, jedoch sogleich zur Seite sprang, um den nächsten Schlag auszuweichen.
Der Mann traf stattdessen die Wand. Er schrie auf und hielt sich die schmerzende Hand. Jean-François packte ihn am Schopf und schlug sein Haupt gegen die Wände aus istrischem Marmor. Ein dumpfes Geräusch ertönte.
Jean-François vernahm Schritte, die rasch lauter wurden. Sie kamen in seine Richtung. Er ließ von dem Mann an. Der Schwarzhaarige taumelte und stützte sich an der Wand ab. Ein Mensch wäre schon längst bewusstlos zusammengebrochen. Jean-François rannte so schnell er konnte die Korridore entlang.
Endlich erreichte er einen der Ausgänge. Auch hier verlangsamte er sein Tempo nicht. Wachen umzingelten ihn. Sicherlich konnte er einige von ihnen umstoßen, doch es waren zu viele. Auch unter ihnen befanden sich zu seinem Entsetzen loup-garous .
Waren sie wirklich schon überall und hatten die Gesellschaft infiltriert? Lauernd blickten sie ihn an mit Augen, in denen der Hass brannte. An ihnen würde er nicht vorbeikommen. Er wich zurück. Hinter ihm befand sich eine Treppe. Jean-François wandte sich um und eilte sie ohne zu zögern hinauf, gefolgt von den Wachen.
Die loup-garous waren ihm dicht aufgerückt, da erreichte er die Loggia, die rings um den Hof verlief. Er rannte sie ein Stück entlang, bis er den Schatten erreichte. Dort schwang er sich über das Geländer und stob dem Nachthimmel entgegen. Er wusste, dass die Menschen ihn nicht sehen konnten, doch die Blicke der loup-garous spürte er wie brennende Pfeile in seinem Rücken.
Jean-François betrat den blauen Salon des Palazzo Megliorati.
Alessio hob den Blick von einem Buch. »Buona sera. Du siehst ein wenig zerrupft aus.«
»Ein wenig zerrupft?« Jean-François lachte hysterisch. »Zerrupft ist gut. Eine Horde Werwölfe trachtet mir nach dem Leben.«
»Werwölfe? Was haben die gegen dich?«
»Das, wenn ich wüsste. Offenbar lieben sie Bluttrinker nicht gerade.« Jean-François fragte sich, ob seine einstige Verbindung zu Pamina der Grund dafür war.
»Wahrscheinlich liegt es daran, dass Du ein Talent dafür hast, in Schwierigkeiten zu geraten.« Alessio lachte leise.
Jean-François trat näher. »Das ist nicht lustig. Sie wollten mich im Palazzo Ducale einkerkern. Wie kann es sein, dass unter deinen Augen loup-garous als Beamte der venezianischen Polizei durch die Gegend spazieren?«
»Die Polizei? Was will die von dir?«
»Ich soll meinen Schwiegervater umgebracht haben. Nicht, dass es schade um den Alten wäre. Sie haben ein Taschentuch mit meinen Initialen am Tatort gefunden.«
»Das haben wir nun von unserer Zurückhaltung. Hätten wir ihn selbst getötet, dann hätten wir solche blödsinnigen Beweise nicht hinterlassen. Was hast du jetzt vor?«
»Ich gehe zurück nach Paris.«
»Dort werden sie dich zuallererst suchen.«
»Frankreich wird mich nicht ausliefern.«
Alessio hob eine Augenbraue. »Ach, bist du dir dessen so sicher?«
» Non , aber ich werde es trotzdem tun. Nehme ich also vorweg, was ich sowieso tun wollte. Mortemard und ich tauschen unsere Häuser. Das Geisterhaus gegen seines in La Mouffe. Ich hoffe nur, er hat keine Leichen im Keller.«
»Wieso sollte er Leichen im Keller haben?«
Jean-François räusperte sich. »Nur so eine Redensart.«
»Du gehst also tatsächlich nach Frankreich. Habe ich dir schon gesagt, dass du stur bist?«
»Ständig.« Jean-François lachte auf. Er trat zu Alessio
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