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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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einem Einbrecher unmöglich entgehen konnte. Vorsichtig tat sie ein paar Schritte.
    Nichts geschah und es war auch niemand hier. Die Klinge ihres Langmessers auf der Kommode glänzte im Mondlicht. Sie durchquerte den Rest des Flures und ergriff es. Den Krug stellte sie ab. Mit dem Gewicht des Messers in der Hand fühlte sie sich sicherer.
    Céleste betrat die Küche. Die Kräuterbündel an der Decke sahen wie Nester unheimlicher Wesen aus. Tante Camilles Töpfe glänzten im Mondlicht. Céleste ging weiter zur Speisekammer. Auch hier war niemand. Sie betrat das grüne Zimmer, wo alles aussah wie immer: Die begonnenen Handarbeiten, gestickte Deckchen, ein vergessener Becher und etwas Undefinierbares, das Jeanne gebastelt hatte, lagen auf dem Tisch in der Mitte des Raumes. Sie blickte durch das Fenster hinauf zum Mond. Es musste weit nach Mitternacht sein.
    Céleste verließ den Raum wieder, um die Haustür zu prüfen. Sie war nicht abgeschlossen, obwohl der Schlüssel von innen steckte. Sie überlegte, abzuschließen, doch was, wenn Camille wirklich draußen war? Oder Jeanne? Jeanne! Mon dieu!
    Warum hatte sie nicht früher daran gedacht? Als Kleinkind hatte Jeanne manchmal schlafgewandelt. In den letzten Jahren war es nicht mehr vorgekommen, was Céleste unvorsichtig hatte werden lassen. Womöglich war dies ein Fehler gewesen. Céleste eilte die Treppe hinauf, durchmaß mit schnellen Schritten den Flur und öffnete vorsichtig die Tür zu Jeannes Raum.
    Das Bett war zerwühlt, als hätte Jeanne sich darin gewälzt, doch es war leer. Céleste schritt näher. Auch im Raum hielt Jeanne sich nicht auf. Sie machte sich Vorwürfe, nicht früher an sie gedacht zu haben. Sie musste ihr nach, bevor sie sich verirrte oder gar verletzte. Etwas auf dem Bett zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Céleste beugte sich darüber. Ein rotbrauner Fleck befand sich mitten auf dem Laken. Dies konnte nur eines bedeuten: Der Vollmond hatte den Fluss des monatlichen Blutes in Jeanne erweckt. Womöglich hatte dies sie erschreckt. Céleste musste zu ihr.
    Sie hastete aus dem Haus. War Jeanne in die Stadt oder in den Wald gegangen? An einem Ast hing ein Fetzen von Jeannes Nachtgewand. Céleste ging in den Wald. Es stach in ihrer Seite, doch sie trieb sich selbst voran.
    Sie orientierte sich an abgebrochenen Zweigen und den Blutflecken am Boden. Aus eigener Erfahrung wusste Céleste, dass der Fluss des Blutes in den Vollmondnächten stärker war, als zu anderen Zeiten. Hoffentlich entkräftete er Jeanne nicht. Vor allem jedoch betete sie, Jeanne zuerst zu finden. Vor den Wölfen, die der Blutgeruch anlocken würde.
    Sie dachte an das Kind aus Perrouse, das man am 21. August tot in den Wäldern gefunden hatte, zerfleischt von einem wilden Tier. Der Junge war gerade mal zwölf Jahre alt gewesen, so alt wie Jeanne. Céleste erschauderte. Perrouse war nicht weit von hier. Gar nicht weit.
    Doch auch die Menschen sollten Jeanne nicht aufgreifen. Ein Mädchen, verwirrt und blutend, würde als Hexe angesehen werden. Es waren andere schon für Geringeres verbrannt worden. Allein der Gedanke, ihrer Tochter könnte so etwas zustoßen, brachte sie an den Rand des Wahnsinns.
    In der Nacht war es im Wald lauter als bei Tage. Augen glommen im Dickicht, überall knackte und knirschte es. Desöfteren zuckte Céleste vor Schreck zusammen und umfing den Messergriff fester. Sie konnte gut mit dem Langmesser umgehen. Jean-François hatte sie bereits als Kind darin unterwiesen - sehr zum Missfallen ihrer Tante und deren Freundinnen. Aber dies war Céleste immer egal gewesen. Zum Glück, wie sie heutzutage fand.
    Céleste trieb sich selbst an. Sie musste Jeanne finden. So schnell wie möglich. Sie eilte weiter und weiter, doch verlor Jeannes Spur. Sie lief ein Stück ihres Weges zurück, da sie einen Bogen beschreiten wollte. Womöglich fand sie einen Hinweis, in welche Richtung Jeanne gegangen war.
    Céleste kam nicht weit, da ließ ein Heulen sie zusammenzucken. Mon dieu! Der loup-garou! Vor Angst krampfte sich alles in ihr zusammen. Céleste erstarrte in der Bewegung. Sie ermahnte sich in Gedanken, ruhig zu blieben. Wenn sie in Panik geriet, war alles verloren. Ihr Leben und das Jeannes. Jeanne war ihr Leben!
    Etwas huschte im Unterholz an ihr vorbei. Sie erkannte nur einen Schatten. War es der loup-garou oder Jeanne? Nur die gewöhnlichen Geräusche des Waldes waren noch zu hören.
    Was auch immer hier gewesen war, es war nun fort. Céleste betete, dass ihre Tochter

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