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Wolfsmondnacht (German Edition)

Wolfsmondnacht (German Edition)

Titel: Wolfsmondnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Lynn Morgan
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Kampfes und einer Flucht.« Blanchard deutete auf eine zerborstene Vase.
    Jean-François entdeckte einen dunklen Fleck neben seinem Schreibtisch. Daneben lag sein Brieföffner, an dem etwas klebte. Er hob ihn auf und roch daran.
    »Altes Blut.«
    »Das sagte die Stadtwache auch«, sagte Blanchard und lief zum Fenster, das mit einem Stück Sackleinen zugehängt war. »Sie gehen davon aus, dass die Einbrecher durch das Fenster geflohen sind.«
    Jean-François suchte den Boden ab, konnte jedoch keine Scherben entdecken. Offenbar hatte jemand das Fenster von innen eingeschlagen. Er hob das Sackleinen an und sah ausgerissene Haare an den Überresten der Fensterscheibe. Es war also tatsächlich jemand durch das Fenster gesprungen. Warum war er nicht durch die Hintertür hinausgegangen? Er wollte sich das Fenster später von außen ansehen. Zuerst musste er unbedingt er ins Lager, was er gegenüber Blanchard äußerte.
    Blanchard ließ ihm den Vortritt. »Die Schäden dort sind nicht so groß, wie sie auf dem ersten Blick erscheinen.«
    Jean-François erblickte auf dem Boden die Überreste einer Talglampe und vermutete in ihr die Brandursache. Die Wandbank war eine Ascheruine. Offenbar hatte der Stoffbezug so stark gequalmt, dass die Stadtwache den Brand durch die beiden kleinen Außenfenster des Lagers bemerkte.
    »Denkt Ihr, es war ein Wirtschaftsspion? Bourgueil vielleicht?«, fragte Jean-François und lief hinüber zu den Seidenballen. Sie waren vom Brand unversehrt, doch teilweise aufgeschlitzt.
    Blanchard schüttelte den Kopf. » Non , es sieht mir nach dem Werk eines Amateurs aus. Bourgueil würde nicht so stümperhaft vorgehen.«
    Überrascht sah Jean-François ihn an. »Ihr habt Erfahrung mit derlei Dingen?«
    »Leider, mon ami , leider. Dafür bin ich viel zu lange im Geschäft, um nicht bereits damit zu tun gehabt haben.« Er lächelte wehmütig. »Wenig später war der Urheber des ganzen in Konkurs. Irgendso ein kleiner Gewürzhändler, der versuchte, das Geheimnis meines Erfolges herauszufinden.«
    Monsieur Blanchard deutete auf seine Stirn und danach auf seine Brust. »Doch dies ist nur hier zu finden.« Er trat näher zu ihm heran. »Doch nun zu Euch, mon ami . Ihr trinkt keinen Wein mehr und Ihr wirkt seit geraumer Zeit so blass. Ich habe gehört, dass Euer Stiefvater ein Trinker war. Meidet Ihr deshalb den Wein? Trinkt Ihr etwa das Wasser der Seine oder gar der Bièvre? Das würde Eure unnatürliche Blässe erklären. Ihr vergiftet Euch. Ich mache mir Sorgen.«
    »Das ist vollkommen unnötig.«
    Monsieur Blanchard beugte sich leicht vor. »Ihr könnt mir sagen, was Euch bedrückt. Dafür sind Freunde da.«
    »Ich kann es Euch wirklich nicht sagen.«
    »Vertraut Ihr mir nicht?«
    »Das ist es nicht.«
    »Hat es mit Euren Feinden zu tun?«
    Jean-François schüttelte den Kopf. » Non . Wenn ich nur wüsste, wer diese wären.«
    »Wir werden es herausfinden, mon ami .«
    » Oui , das werden wir«, sagte Jean-François. Zumindest hoffte er es. Dies musste zudem bald erfolgen, sonst würde ihn der Konkurrent ruinieren.
    »Soll ich Euch wirklich nicht begleiten?«
    » Non . Es ist spät. Euer Weib erwartet Euch sicher.«
    »Ich vermute, sie schläft schon. Die Schwangerschaft macht sie müde.« Blanchard strich sich über seinen Spitzbart. »Wie du willst. Doch lass mich rufen, wenn du mich brauchst. Dafür sind Freunde da, Jean-François.«
    Jean-François horchte auf. Erstmals hatte Antoine ihn mit du angeredet.
    Antoine trat zur Tür. Er folgte ihm.
    Zögernd beugte Jean-François sich vor, um Küsse auf Antoines Wangen zu hauchen, auch eine première . » Bonne nuit , Antoine.«
    Antoine erwiderte die Geste. » Bonne nuit, mon ami .«
    Er sah Antoine nach, bis dieser um eine Häuserecke bog. Es war ein Glücksfall für ihn, Antoine zu kennen. Auf ihn konnte er sich ebenso verlassen wie auf Céleste.
    Die Wärme echter Freundschaft begleitete Jean-François, als er durch die Kühle der Nacht um das Haus herum ging.
    Tatsächlich lagen hier draußen Scherben. Sie waren weit verstreut. Es musste etwas mit hoher Wucht von innen dagegen geprallt sein. Vor dem zerstörten Fenster bückte er sich und roch an der feuchten Erde. Enttäuscht erhob er sich wieder. Die Regenfälle der vergangenen Nacht hatten jegliche Gerüche und Spuren ausgelöscht. Er erhob sich wieder und ging zurück ins Haus.
    Morgen würde er den Glaser rufen. Bisher hatte er sich immer wohlgefühlt in diesem Haus, doch wenn er nicht hier war,

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