Wolfsmondnacht (German Edition)
nicht.« Sie wich weiter zurück. »Sein Geist. Du siehst aus wie ein Geist.«
»Cassandra, ich bin Alessio. Ti amo . Sieh mich an. Du weißt, dass ich dich liebe.«
»Was auch immer du bist, du bist nicht Alessio.« Cassandra rannte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Ihre schnellen Schritte erklangen auf der Treppe.
»Sie hat erkannt, dass ich ein Bluttrinker bin. Ich muss ihr nach.«
»Eine schlechte Idee. Ich würde sie entweder sofort töten oder warten, bis sie sich wieder beruhigt hat.«
»Töten? Das kommt nicht in Frage.«
»Dann würde ich sie vorerst in Ruhe lassen. Im Moment würdest du ihr nur noch mehr Angst einjagen.«
»Angst?«
» Oui , sie hat Angst vor dir. Hast du das nicht gespürt?«
»Ich bin selbst so verwirrt. Sie soll doch keine Angst vor mir haben. Ich bin doch nicht anders als zuvor. Ich bin noch immer ich selbst.«
» Oui , das bist du und doch wieder nicht.«
Alessio deutete mit dem Finger auf ihn. »Du hast Schuld daran. Du hast mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin.«
»Ah, und wer ist nachts in mein Haus geschlichen, um mich zu töten?«
»Schade, dass ich es nicht geschafft habe.«
»Weil du zu schwach warst.«
Alessio trat auf ihn zu. »Ich kann es noch immer nachholen.«
»Versuche es und du bist tot, aber diesmal für immer. Und für was? Für irgendein Weib.«
»Sie ist nicht irgendein Weib. Ich liebe sie.«
»Das mag sein. Doch was nutzt es dir, wenn ihre Liebe nicht groß genug ist, dich auch jetzt noch zu lieben?«
»Wie einen Untoten, einen Bluttrinker lieben?«, fragte Alessio, der betroffen wirkte.
»Oder einen Auftragsmörder?« Jean-François lächelte maliziös.
»Verschwinde! Verlasse dieses Haus! Hast du nicht bereits genug Schaden angerichtet?«
»Wäre es dir lieber, ich hätte dich getötet?«
» Si , das wäre es.«
»Ich hätte dich für mutiger gehalten, Alessio. Tu es doch selbst. Erwarte nicht, dass ich dir die Entscheidung abnehme. Stirb entweder durch deine eigene Hand oder lebe. Lebe als das, was du bist. Verleugne dich nicht selbst.« Jean-François drehte sich um und ging. Er hatte mehr erwartet von Alessio, doch Enttäuschung folgte ihm auf dem Fuß.
Kapitel 14
Drei Nächte später
Jean-François saß im roten Salon seines Hauses, als Alessio zu ihm kam. Er wirkte, selbst für einen Bluttrinker, blass. Sein schwarzes Haar trug er offen bis über die Schultern. Es verschmolz mit dem Schwarz seiner Kleidung.
»Sie fürchtet mich«, sagte Alessio und hob den Blick. »Doch weißt du den wahren Grund, warum sie mich ablehnt?«
Jean-François hob die Achseln. »Woher soll ich das wissen?« Im Grunde interessierte Cassandra ihn nicht.
»Trotz der Adoption durch den Conte, meinem Großvater, und obwohl ich von dessen Blut bin, werde ich niemals einen Sitz im Großen Rat haben. Ich bin in den Augen ihres Vaters kein richtiger Adeliger, auch kein Händler, kein Handwerker, nichts, gar nichts.«
»Du hast einen Beruf.«
Alessio lachte, doch es klang bitter. » Si , ich gehe zu dem Alten hin und sage ihm, dass ich ein Meuchelmörder bin, was ein lukratives und ehrenwertes Geschäft ist, und mich zu einer fabelhaften Partie für seine einzige Tochter macht. Das würde meine Beliebtheit bei dem Alten ungemein erhöhen.«
»Warum? Wenn die ohnehin nur nach Status oder Geld aus sind?«
»Eben. An Status mangelt es mir.«
Jean-François hob die Achseln. »Dann vergiss es. Such dir ein anderes Weib. Es laufen genügend davon herum.«
»Ich liebe sie aber und sie mich.«
»So groß kann ihre Liebe nicht sein.«
»Ihr Vater unterdrückt sie. Cassandra fürchtet sich, gegen ihn aufzubegehren.«
»Weiß Cassandra, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst?«
»Hölle, nein!«
»Eine Ehe, die auf Lügen beruht, hat keine gute Basis.«
»Ach, ja, und wie soll ich es ihr sagen?«
»Einfach die Wahrheit.«
»Und wenn sie mich ablehnt?«
»Dann war sie es nicht wert, ihre Liebe nicht groß genug.«
»Und wenn sie mich verrät und überall erzählt, was ich beruflich tue?«
»Wofür bist du ein Bluttrinker und Auftragsmörder? Du erkennst ihre Absicht rechtzeitig und beseitigst sie spurlos, bevor sie dir Schaden zufügen kann.«
»Das kann ich nicht.«
»Zufällig bin ich gerade in Geber-Laune. Soll ich es für dich tun?«
»Du rührst sie nicht an!«
»War nur ein Vorschlag. Vergiss dieses Weib. Es gibt tausend andere, schönere, willigere.« Und doch nur eine Pamina , dachte er, verdrängte es
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